Sedimentum – Suppuration Morphogénésiaque

Artist

Sedimentum

Albumtitel

Suppuration Morphogénésiaque

Genre

Death Metal

Ein schön kreiertes Intro zur Einleitung eines Albums ist an sich eine feine Sache, die im besten Falle einen Spannungsbogen aufbaut. Von solchem spielerischen Firlefanz halten die Kanadier SEDIMENTUM anscheinend wenig. Unverhohlen fallen die musikalischen Extremisten mit ihrem Debüt „Suppuration Morphogénésiaque“ nicht nur mit der Tür ins Haus, sondern treten Diese direkt ohne großartige Vorwarnung ein. Die Art und Weise, wie das Quartett dabei zu Werke geht, gleicht einer kalkulierten Brutalität. Wer sich bis dato im extremen Metal nicht zuhause wähnt, dem dürfte bei diesem extremen Angriff neben einsetzenden Angstzuständen auch gepflegt das Herz in die Hose rutschen. Mit anderen Worten: Ein eiternder Entwicklungsprozess, der mit Sicherheit nichts für zartbesaitete Zeitgenossen ist. Wenn es für diese intensive Belästigung eine visuellen Beschaffenheit gibt dann ziert genau dieser Rahmen das alptraumhafte Bild mit kosmischen Einflüssen, die aus einer weit entlegenen Parallelwelt stammen. Krankhafter Besessenheit trifft auf epischen Wahnsinn.

Für geübte Horchorgane stellen die derben Klänge eine reine Wohltat da. Diese knapp vierzig Minuten reihen sich nahtlos in das expandierende Spektrum der extremen Death Doom Fraktion mit ein. Hier fallen unweigerlich Parallelen zu Szenegrößen wie den Landsleuten TOMB MOLD, den Amis FUNEBRARUM, MORTIFERUM oder den skandinavischen Vertretern UNDERGANG bzw KRYPTS auf. Hält der Trend des weltweiten Zuwachses in den nächsten Jahren uneingeschränkt weiter so an, dann muss diesem Subgenre zukünftig eine eigene Bezeichnung verpasst werden. Ähnlich wie die Death Metal Abrissbirne OUTRE-TOMBE stammen SEDIMENTUM aus der Hauptstadt der größtenteils französischsprachigen kanadischen Provinz Quebec. Folgerichtig vereint beide Bands, das sie ihre Songtexte in französisch verfasst haben. Wer dieser Sprache nicht mächtig ist, wird sich an dieser Tatsache nicht unbedingt stören, da es bekanntermaßen zweitranig ist, in welcher Sprache der Totenacker umgegraben wird.

Die Marschroute der Band kennt nur eine Richtung. Bei diesem unbeirrten Vorwärtsdrang vollgestopft mit disharmonischen Klanglandschaften, welche einer intensiven Mischung aus verzerrten Bass, kotzenden Gitarren, zerstörerischen Drums besteht und im Kern Vocals zu Tage fördert, wo jedes Reibeisen vor Neid erblasst. Da wurde Frontmann ‚Spurcăciune‘ direkt aus der hintersten Ecke ranziger Katakomben befreit, um seine verstörten Laute erklingen zu lassen. Auf diesem Debüt dauert es auch nicht lange, bis man sich in dem aufgespannten Netz aus klaustrophobischer und erstickender Atmosphäre bestehend sich verstrickt hat und der Band auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Keine schöne Situation und genau dieser Hilflosigkeit nutzt SEDIMENTUM für seine zerstörerische Zwecke aus. Dabei klingt diese asthmagleiche Erdrückung auf seiner Ebene stimmig und beschert einem dabei keine Kopfschmerzen.

Apropo Kopfschmerzen: Du magst Deinen Nachbarn nicht ? Ein paar Runden „Suppuration morphogénésiaque“ bei voller Lautstärke durch die eigene Anlage laufen lassen und der unliebsame Mieter von nebenan reicht am nächsten Tag die schriftliche Kündigung seiner Wohnung beim Vermieter ein.

Infos

Release

25.07.2022

Laufzeit

38:14 Minuten

Label

Me Saco Un Ojo / Memento Mori

Fazit
Einen herrlichen Zuwachs im Death Doom Sektor beschert uns das kanadische Erstlingswerk.
11
von 15
Gut
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