Der klassische Grindcore ist in der Regel ein kurzer und knapper Abriss. Songs, die sich zwischen ein bis maximal zwei Minute einpendeln sind in dem Genre keine Seltenheit. Dieses Klischee hat die Niederländer Lärmkapelle TEETHGRINDER auf ihren bisher zwei Vollbedienungen „Misanthropy“ (2015) & „Nihilism“ (2016) nur bedingt erfüllt, denn die vier Jungs haben ordentlich Bock sich mit ihren Liedern ausgiebig und lange auszutoben. Dabei greifen die einzelnen Bandmitglieder auf die reichhaltige Palette extremer Musikgenres zurück. Neben den Basics des Grindcore werden Elemente des Death Metal, Crust, Hardcore und teilweise Black Metal in die Produktion mit einbezogen. Auf der aktuellen Veröffentlichung „Dystopia“ gehen TEETHGRINDER mit der gesamten Menschheit hart ins Gericht. Gebündelte Wut und Aggressionen, die aus der fortschreitenden Industrialisierung und der damit verbundenen Zerstörung der Erde entsteht, ist die perfekte Antriebsfeder, um zehn neue erbarmungslose Attacken zu kreieren. Die vertonte Bestrafung der Band zieht die gewohnt zerstörerischen Bahnen und erhebt dabei den Anspruch sich von den 08/15 Grindcorebands deutlich abzuheben. Das mag sicherlich an dem breit aufgestellten Einflussspektrum liegen, der sich in den achtundvierzig Minuten präzisem Abrisses über einen ergießt.
Die bandeigene DNA wurde grundlegend von den beiden bisherigen Alben auf „Dystopia“ ohne große Verluste mit hinüber genommen. Immer schön wenn, der ausgewogene Balanceakt zwischen dem Festhalten an den eigenen Wurzeln sowie einer gleichzeitige Fortentwicklung wahrzunehmen ist. Unabhängig von dem rasenden Blastbeatgewitter und den eindringlichen Voice-Over Samples, denen man in einigen Tracks begegnet, schwebt eine kraftstrotzende Frische über dieser dritten Veröffentlichung. Ist die Zündschnur einmal entfacht, gibt es kein Halten mehr. Das viereinhalb Minütige „Ascendance“ eröffnet den Einstieg. Ein gemäßigtes Instrumentalstück, wo zum ersten Mal die Voice-Ober zu hören sind. Abgerundet wird der Opener mit Klagegesang der gigantischen Meeresbewohner. TEETHGRINDER verstehen es auf dem Fundament ihres brachialen Grindcore die Säulen des wuchtigen Death Metal und im Background düstere Sludgevibes passend zu platzieren. Der Überbau dieses Konstruktes beinhaltet ein entmenschlichtem Geschrei, was thematisch wie die Faust aufs Auge passt. Im Laufe der neuen Scheibe bekommen unter anderem rassistische Politiker (‘Disgrace’) sowie unfehlbare & gottgleiche Menschen (‘God Complex’) ihr Fett weg. Das bei dieser vernichtenden Bilanz etwas anders als Grindcore als Katalysator nicht in Frage kommt, liegt auf der Hand. „Dystopia“ – das erschreckende Ende der Menschheit steht bevor…!! Nur wann ist die Frage ?!
Das Quartett aus den Niederlanden hat mit „Dystopia“ ein zeitgemäßes und saustarkes Album abgeliefert, was schon jetzt zu den Highlights dieses Jahres gehört !!
