Dürfte ich mir ein Konzert auswählen, welches in der Realität nicht mehr möglich ist, dann wäre das DIO mit GARY MOORE als Special Guest. Natürlich würde Phil Lynott für ein paar Songs auf die Bühne kommen und mit Gary „Emerald“ „Out In The Fields“ und „Over The Hills And Far Away“ zocken. Wer nun aufmuckt, weil das letzte Lied ohne Phil aufgenommen wurde, der kann in der Biografie über Gary Moore lesen, dass es eigentlich Phil Lynott war, der die Song-Idee hatte. Nach der recht sperrig zu lesenden DIO-Biografie muss man sich zunächst auch auf den ersten 100 Seiten durch die Anfänge von GARY MOORE durcharbeiten, bis sich dann tatsächlich ein Lesevergnügen einstellt. Immer wieder kommen Mitstreiter und Lebensbegleiter von Gary zu Wort und es fällt zunächst schwer den Faden zu behalten, denn es sind sehr viele Originalstimmen, die sich neben Gary in den Erzählfaden einreihen. Die Übersetzung ins Deutsche ist meiner Meinung nach gut gelungen. Erst im Laufe des Buches wird klar, dass Autor Harry Shapiro gerade diese Vielfalt anstrebt, um einen objektiven Blick auf die Person des musikalisch so begnadeten Iren zu ermöglichen. Gary Moore wird auf keinen Fall als Mensch auf einen Thron gehoben, sondern seine schwierige Persönlichkeit wird immer wieder zum Problem mit seinen Mitmenschen und seinen Mitmusikern werden, denen er um ein Vielfaches überlegen ist, was Talent und Können angeht. Dieses Faktum führt am Ende oftmals zu Rückschritten in seiner Karriere, die ihn zweifeln lassen. Der Weg voller Irrungen und Wirrungen wird sehr schonungslos und offen ausgeführt und ich ertappe mich dabei wie ich im Nachhinein Lösungen für private und musikalische Probleme finden möchte. Sein viel zu früher Tod mit nur 58 Jahren hinterlässt bis heute eine große Lücke, doch die Musik von Gary Moore wird uns ewig bleiben.
Für die Heavy Metal-Fans ist der Mittelteil des Buches sicherlich am lesenswertesten, wo es um die vier Göttergaben „Victims Of Future“, „Run For Cover“, „Wild Frontier“ und „After The War“ geht, also die Veröffentlichungen Mitte bis Ende der 80er. Sehr anrührend wird die Hassliebe zu THIN LIZZY-Mastermind Phil Lynott beschrieben, mit dem er vorher schon musikalische Berührungspunkte hatte. Der Versuch des alkoholabhängigen Gary Moore den drogenabhängigen Lynott zu retten ist an Tragik eigentlich nicht zu überbieten und rührt fast zu Tränen. Natürlich darf die Blues-Phase während der 90er in der Betrachtung des musikalischen Schaffens nicht ausgelassen werden, denn erst sie bringt Gary den großen kommerziellen Durchbruch auch in den USA und manifestiert seinen ewigen Platz in der Geschichte der größten Gitarristen dieses Planeten.
Diese Biografie ist Im Endeffekt kein reines Lesevergnügen, aber essentiell notwendig für Fans von Gary Moore oder Thin Lizzy. Bei mir lief eigentlich konsequent die „Platinum Collection“ beim Lesen, was die Nostalgie doppelt so stark werden ließ.