TRAITOR aus dem baden-württembergischen Balingen (Veranstaltungsort des „Bang Your Head!!!- Festivals“) sind bereits seit 2009 aktiv und legen nun ihr viertes Album „Exiled To The Surface“ vor. Unter anderen Namen musizieren die Jungs sogar seit 2004 zusammen. Seit dem zweiten Album „Venomizer“ sogar in unverändertem Line-Up, was heutzutage ja selten geworden ist.
Auch auf dem neuen Album wird Old School Thrash Metal abgeliefert, dass es eine wahre Freude ist. Dabei lässt sich die Band nicht der Bay Area- oder Teutonic Thrash- Kiste zuordnen. Die Vocals vom singenden Drummer Andreas Mozer erinnern zwar immer noch an den jungen Mille Petrozza (KREATOR), instrumental ist das aber deutlich technischer sowie versierter, und geht dann eher in die EXODUS/TESTAMENT/DEATH ANGEL- Ecke. Das Tempo wird permanent hoch gehalten, es gibt aber immer genügend Breaks mit Midtempo-Parts und einigen melodischen Soli. Die Band wirkt eingespielt und klingt wie eine gut geölte Maschine.
Bei dieser Art von Musik ist ein guter, differenzierter aber doch harter und brutaler Sound besonders wichtig und auch da kann das Album punkten. Die bei Kai Stahlenberg im Studio B eingespielte Scheibe (dort wurde auch die 2019er Compilation „Decade Of Revival“ aufgenommen) überzeugt mit genau den genannten Elementen und gibt jedem Instrument den benötigen Raum um die Nackenmuskulatur des Hörers ordentlich zu beschäftigen.
Während im Thrash Metal normalerweise sozial- und gesellschaftskritische Themen sowie politische Dinge verarbeitet werden, haben sich TRAITOR diesbezüglich eher von Videospielen, Serien und Filmen inspirieren lassen. Das Artwork erinnert verdächtig an das letzte Exodus- Album „Persona Non Grata“, insbesondere was Farben und Atmosphäre betrifft, was sich dadurch erklärt, dass Künstler Pär Olofson beide Werke zu verantworten hat.
Und die Songs selbst? Da gibt es auch einiges zu berichten. Mit „Total Thrash“ haben die Jungs gleich mal den Titeltrack zur gleichnamigen Thrash Metal- Dokumentation von Daniel Hofmann geschrieben, die am 31.05. in die deutschen Kinos kam – den Gesang im ersten Vers und im Refrain hat hier niemand Geringeres als SODOM – Bandleader Tom Angelripper übernommen. Wenn das kein Ritterschlag ist, weiß ich es auch nicht. Auch die Neuaufnahme von dem rauen und schnellen „Teutonic Storm“, das erstmals auf dem „Venomizer“- Album 2015 erschien, ist auf dem Soundtrack der Doku zu finden. In dem Song verarbeitet die Band textlich sämtliche deutschen Thrash- Klassiker, die die Band beeinflusst haben.
Der Titeltrack ist wunderbarer Hau-drauf-der-zuckt-noch-Thrash, der permanent nach vorne geht. Das von der Akte X- Folge „Squeeze“ aus dem Jahr 1993 inspirierte „66 Exeter Street“ nimmt erstmals etwas Tempo heraus und überzeugt mit coolen Riffs und einem melodischen Solo. Interessant auch das von der Serie „Der Traumstein“ inspirierte Track „Zordrak“, einer englischen Zeichentrickserie, die es zwischen 1990 und 1995 auf vier Staffeln und 52 Folgen brachte. Auch der Song geht mächtig nach vorne und hat einen starken Chorus.
Klingelt es bei dem Songtitel „Careless Whisper“? Ich muss gestehen, dass ich das Original erst im Solo mit seinen Harmonien erkannt habe – da haben uns die Thrasher ja mal ganz schön gewhamt! Der Song wird im bandeigenen Stil gespielt und ist ein lupenreiner Thrasher.
Interessant: Bei den letzten vier Songs „Metroid“, „Into The Nightosphere“, „Space Seed“ und „Decade Of Revival (Traitor Part IV)” handelt es sich um die Studio-Songs der 2019er Compilation „Decade Of Revival“, die auf 500 Stück limitiert war und zum zehnjährigen Jubiläum der Band erschien.
TRAITOR – EXILED TO THE SURFACE
Fazit
Mit dem Album ist dem Quartett ihr bislang bestes und ausgereiftetes Album gelungen. Das Teil macht großen Spaß und nutzt sich auch nach dem x-ten Hören nicht ab. Ein Kandidat für die Top 20 des aktuellen Jahres, denn viel besser kann man Thrash Metal nicht spielen.