DEVICIOUS – weiterhin auf der Überholspur

Drei Alben in drei Jahren, das vierte ist auch schon nach zwei Jahren Pandemie am Start. Viele Konzerte wurden seit der Bandgründung 2016 schon gespielt. Leider hat das die Pandemie etwas ausgebremst. Trotzdem: die Karlsruher DeVicious vergeuden keine Zeit! „Black Heart“ erscheint zwei Jahre nach „Phase Three“ und ist auch etwas anders geraten. Wir sprachen mit Bandboss, Songwriter und Bassist Alex Frey über seine Combo!

 

Eure neue Scheibe „Black Heart“ ist ja auch optisch anders als früher. Sonst waren immer eine Frau gezeichnet oder in echt an Bord, Jetzt sind da fünf Damen auf dem Artwork, die erinnern mich sehr an das früher mal sehr populäre Onlinespiel „Second Life!“

Da bin ich jetzt mal gespannt, hast du da mal recherchiert? Ich habe tatsächlich in Second Life einen Shop gehabt von dem ich sogar lange Zeit gelebt habe und dieser Shop hieß DeVicous! Wenn du danach googlest findest du eventuell noch was. Da gibt es bestimmt noch 1000 Einträge von damals! Die digitalen Damen haben damit aber nichts zu tun. Sie sind Teil eines Comicbuches das wir selber herausbringen. Auf die Idee sind wir gekommen da wie du weißt wir immer Mädels auf unseren Covers drauf. Wir haben die vom letzten Artwork angesprochen und die wollte dann das Vierfache des Geldes haben! Die kann uns mal. Da haben wir einfach weitergesucht, aber keine gefunden. Die war schon spitze! Da habe ich gesagt, wenn wir keine finden, bastele ich selber eine und habe das in einem 3D-Programm gemacht. Ich hatte da auch so viele Ideen an Frauen und da sind es fünf geworden. Dann haben wir uns überlegt, wenn wir richtig Zeit hätten, könnten wir die in jede Szene bei uns reinwerfen und bei uns in den Videos auftauchen. So ist die Idee mit den Comicbüchern entstanden. Leider ist es doch viel mehr Arbeit als wir uns das gedacht haben. Wir haben eine super 100 Seiten Geschichte die am Ende von Profis Korrektur gelesen worden. Das Ganze wird aber Herbst / Winter werden und so sind wir an das Cover gekommen!

Fünf Damen und fünf Musiker sind doch ein Plan, oder?

 Ja, das ist tatsächlich der Plan! Die Damen haben auch bezogen zu den Musikern passende Namen, die aber so gewählt wurden das auch mal ein Line-Up Wechsel passieren kann. So heißt die Sängerin Voxie Vicious., dass sind immer Namen im Bezug auf die Position in der Band. Eine heißt auch Axemia (Gitarre), die Blonde ist Groove also Bass, während die anderen zwei Batteria, spanisch für Drums und Kee heißen. Das sind auch alles DeVicious Fans habe ich mir sagen lassen (lacht).“

Aber bei dieser Marschrichtung verstehe ich nicht ganz, warum ihr zuerst ein lustiges Video mit euch und Publikum als Comicfiguren macht?

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Es gibt zwei Songs über die Damen „Heroines“ und „Black Heart“. Im zweiten Track singen wir aber nur über sie! Im Video sind sie aber nicht zu sehen. Das wäre aber zu viel Aufwand! Wir hatten da erst eine Firma aus der Schweiz. Um zwei Sekunden Video zu rendern ist mein Computer, über den geht nichts drüber, ohne arrogant klingen zu wollen, 10 Stunden beschäftigt! Dann kann ich nichts machen, noch nicht mal eine Email lesen. Einen Industrial Renderserver zu mieten würde 4000 Euro am Tag kosten.  Die Firma die wir engagiert haben, das klappte auch nicht so. Im Moment kommen die Fans ja um uns zu sehen und vielleicht greifen wir das Konzept hier bei der nächsten Scheibe wieder auf. Wenn ich dann auf mich selbst verlassen kann wird das vielleicht klappen. Beim Animationsvideo waren die Frauen nie eingeplant. Da geht es ja um Klimawandel und Querdenker, also alles Schlechte auf der Welt. Wir hätten gerne ein Video gemacht. Das Problem war: ich hatte einen gebrochenen Fuß und ich habe gesagt an den zwei Tagen wo wir die Videos drehen nicht für vier Videos dastehen. Da breche ich irgendwann zusammen. So haben wir auch das etwas aufgeteilt und die Musiker teilweise einzeln gefilmt. Ich habe mich da echt durchgequält, man sieht es auch bin gerade eines am Schneiden. Ein Lyricvideo wollte ich nicht machen, ich glaube das interessiert keinen. Deshalb habe ich was probieren wollen, im Internet fand ich heraus, dass zwei Minuten von diesem Cartoonvideo bis zu 4000 Euro kosten könnten. Der Song dauert sechs Minuten. Eine Firma sagte mir auch mit welchem Programm sie das machen würden, da es nur 79 Euro kostet habe ich das Programm mir gekauft und es einfach selber gemacht! Das kann quasi jeder. Mit dem Schnitt ist es etwas schwieriger danach. Bis auf unserem Sänger hat es der Band gefallen, der kann sich da halt nicht präsentieren. Wir finden das irgendwie süß und gerade unsere Generation wird das witzig finden!

Du hast ja eben gesagt ihr wolltet von den Artworks und dem Ganzen etwas weg. Quasi weg vom „Penthouse Floor“ und den Coverdale Texten weg und offener mit Texten was in der Welt so passiert. Kann das stimmen?

Ja, das ist so! Ich habe angefangen mit dem Schreiben da war ich ein Jahr zu Hause, hatte die Tournee zweimal verschoben gehabt und habe mir die ganzen Pappnasen im Internet durchlesen müssen wie sie Mathematik nicht mehr verstehen und so. Dann wirst du irgendwann wütend und das fließt in dein Songwriting hinein! Sonst lässt man am Stammtisch mit Freunden oder auf den Proben Dampf ab, aber das gab es hier nicht, sondern nur Songwriting. Deswegen ist es dieses Mal etwas wütender geworden, auch textlich. Da muss man ja nur mal in die USA schauen, was das alles passiert ist mit diesem orangefarbenen Kackbeutel! Zu was auch Falschinformationen führen können. Hier in Deutschland ist uns das wohl noch gar nicht so bewusst wozu solche Sachen führen können! Da drüben gibt es Terroristen die stürmen das Kapitol und meinen damit ihr Land zu retten. Die glauben es heute noch und denken John F. Kennedy jr. Käme zurück und ernennt Donald Trump zum Präsidenten! Obwohl der tot ist, Demokrat war und gar keine Befugnisse hätte! Alleine der Satz ist schon krass. So kamen wir auch an Carsten Schulz unseren Tourmanager den ich vor Antonio mal fragte ob er bei uns sänge, was er aber ablehnte. Er schaut aber die gleichen Talkshows aus den Staaten wie ich und wir haben uns durch Memes von diesen Formaten schreiben und versenden erst richtig kennen gelernt. Auf jeden Fall ist es durch die Missstände so passiert. Als Single ohne Frau und Kind mit denen man sich austauschen kann hat man das Alles mit sich selber zu verhackstücken.“

Bei der neuen Scheibe ist auch mehr Groove am Start. Der Bass ist prägnanter und trotz der Tatsache, dass du immer der Hauptsongwriter und Kopf von DeVicious bist war das früher anders. Oder ist das nur meine Meinung dazu?

Härter geworden ja, ich habe mir extra einen neuen Bass gekauft der mehr böllert. Das war aber meiner Meinung nach auf „Phase Three“ schon so. Die Gitarren so etwas trockener. Im Zentrum vom mix hast du einfach mehr Dampf. Als das Album fertig war haben wir festgestellt, dass wir zwischen Melodic Rock und Metal gelandet sind.

Denkst du, dass es mit der Tournee April  und Juni gut geht?

Wir spielen auf jeden Fall, sind auch schon fleißig am Proben und ich denke das geht gut. Es kommen ja nicht direkt 500 Leute zu einem Konzert. Ich war ja immer bei allen Maßnahmen dafür und habe mich darangehalten, aber jetzt ist es so wie viele Leute am Anfang immer behaupteten! Es ist eine Grippe geworden. Aber für manche älteren Leute ist auch sowas immer noch schlimm! Auf diese Menschen muss man aufpassen. Man sieht es auch an den Hospitalisierungen die sind wie vor drei Jahren als es das noch nicht gab. Jetzt muss man die Leute mal wieder rauslassen bevor der Schaden noch größer wird, nicht nur bei den Musikern! Die Leute die stark betroffen sind wissen das wahrscheinlich selbst und werden sich öfter testen, ihr Umfeld testet sich und sie meiden sicherlich Menschenmassen.

Ist es für euch eigentlich schwierig nun bei vier Alben eine Livsetlist zu machen?

Nein, das ergibt sich von selbst! Du weißt das Spotify da ein tolles Ding ist, man sieht halt was die Leute von dir hören wollen. Wenn du mal über ne halbe Millionen Streams hast, ist das ein eindeutiges Ergebnis, obwohl Querdenke da sicherlich diskutieren würden! Wir haben uns entschlossen maximal zwei Lieder vom ersten Album zu spielen „Everything“ und „Penthouse Floor“. Bei letzterem knirsche ich immer mit den Zähnen, wenn ich den Scheiß spielen muss. Der Text ist ja noch das Gute, da geht es ja ums Knattern und immer wieder knattern. Du darfst ja nicht vergessen, dass die Band aus einer Laune heraus entstanden ist. Wir saßen auf Teneriffa und sagten vor ein paar Jahren: wenn wir Rockstars werden wollen, müssen wir Gas geben! Die anderen Jungs waren direkt dabei. Ich hatte seit 25 Jahren kein Instrument mehr gespielt! Dann habe ich versucht Lieder zu schreiben. Es ist ein Wunder das wir nicht zerrissen worden sind, sondern viele Leute uns wohlgesonnen waren. Erst auf der Tournee mit Hardline haben wir gemerkt, dass die Leute mögen was wir machen. Wir sehen das jetzt so dass „Reflections“ die zweite unsere Topscheibe ist. Obwohl die „Phase Three“ sich viermal besser verkauft hat. Wir sehen aber, dass die Leute immer wieder zu dem Material zurück gehen. „Long Way Home“ und Never Let You Go“ sind zwei gute Tracks die im Gedächtnis bleiben und was die Leute lieber hören wollen als „Firefly“! Das ist ein geiler Song, mein persönlicher Lieblingstrack. Die Leute wollen entweder was ganz Neues oder was Altes. Dazu waren wir nicht bereit und haben gesagt wir machen das was wir cool finden würden! Bei Melodic Rock ist das Alles recht fest: Intro, Strophe, Pre-Chorus, Chorus, Solo, 2x Refrain und Tschüss. Darauf haben wir geschissen, ich bin mit Rush aufgewachsen, die anderen haben auch so viele Einflüsse von Jazz, über Prog bis hin zu Eisbrecher wo unser Drummer mal aushalf. Unser ehemaliger Sänger Antonio kam mit Pop von Gigi D’agostini, der ist ja noch ganz jung. Am Ende sagten wir: Warum nicht auch mal eine halbe Minute einen Discobeat laufen lassen? Battle Beast machen das auch! Auch etwas Prog wie Dream Theater mögen wird mit etwas progressivem Einschlag dann bei uns. Oder orientalische Sounds, so wie bei Myrath. Von denen bin ich ein riesiger Fan!

Ich auch! Mittlerweile hat die Band einen neuen Frontmann, den von TNT bekannten Baol Bardot Bulsara! Mit jenem wollen sie live auch viel spielen, wir sind gespannt.

 

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)