Die Karriere um das einzig verbliebene Gründungsmitglied Zack Slaughter verlief nun wirklich nicht wie geplant. Angefangen bei der Trennung von dem restlichen Bandmitgliedern Sir Shred und Alison Thunderland 2011 nach der ersten EP „Heavier Than Metal“ über das aus Geldmangel verschobene zweite Album „Chasing The Dream“, den heftigen Skateboard-Unfall von Zack mit schweren Hals- und Genickverletzungen und seinen Problemen mit seiner Stimme – die Kanadier könnten längst weiter sein aber das Schicksal hatte einen anderen Plan.
Nach dem wirklich schwachen Vorgänger „Way Of The Road“ aus dem Jahr 2018, das nicht gut ankam, macht das Trio auf dem vierten Album einfach weiter. Der titelgebende Opener überrascht gleich mit einem supermelodischen Aufbau und simplen Gitarren. Im ersten Moment etwas ungewohnt, denn eigentlich stehen SKULL FIST ja für schnellere Songs aber schon beim folgenden „Long Live The Fist“ wird das Tempo deutlich angezogen. Aber auch hier sind die Gesangsteile sehr melodisch. So hoch wie auf den ersten Alben singt Jack nicht mehr, das schafft er stimmlich auch nicht mehr und klingt dann zu angestrengt, wie man live bei den älteren Songs nachhören kann, doch so passt es auch gut zu den neuen Songs. „Crush, Kill, Destroy“ spielt gekonnt mit Härte und Melodie und steht für den neuen Stil der Band. Hier gibt es sogar einige Thrash-Parts zu entdecken. Auch „Madman“ bricht aus den üblichen Strukturen aus und erinnert stellenweise vom Riffing her an alte SCORPIONS und dürfte gerade live mit seinem stampfenden Fistraiser-Gefühl gut ankommen. Einzig „For The Last Time“ dümpelt ein wenig höhepunktlos vor sich hin. Das abschließende „Warrior Of The North“ erinnert den Hörer dann aber wieder an die Speed Metal- Vergangenheit der Band.
Weiterhin charakteristisch ist natürlich die Gitarrenarbeit von Zack. Das Riffing und die schnellen Shred-Elemente in den Soli sind auch hier omnipräsent und die Gitarren-Harmonien erinnern weiterhin an die eiserne Jungfrau. Die Rhythmusabteilung spielt solide und gibt der Gitarrenarbeit den Raum um zu glänzen. Wer die Band wie ich zuletzt jedoch ein wenig aus den Augen verloren hat, muss sich an den Sound erstmal gewöhnen, denn auf „Paid In Full“ geht es deutlich gemächlicher und langsamer zu. Ich will der Band ihre Leidenschaft nicht absprechen aber so hungrig und energisch wie auf den ersten Alben klingen die Kanadier hier nicht mehr. Was nicht abwertend gemeint ist, es fällt jedoch auf. Also mehr Hard Rock und weniger Speed Metal.
Ein empfehlenswertes Album für Fans der Band und ähnlichen Formationen der Marke ENFORCER, STRIKER, AXXION und STALLION also? Bedingt. Zum einen macht mir die Spielzeit von unter 34 Minuten Bauchschmerzen, zum anderen sind darunter gleich zwei Neuaufnahmen: „Blackout“ und „Heavier Than Metal“ hatte die Band bereits auf ihrer ersten EP 2010 veröffentlicht. Sicher, das kann man schon mal machen – aber eher als Bonustracks. Wenn man diese beiden Songs abzieht, bleiben gerade mal sechs Songs und 25 Minuten übrig. Vier Jahre nach der letzten Scheibe ist das schon ein bisschen dünn. Für Fans, die die EP nicht kennen, macht das aber trotzdem Sinn, denn musikalisch sind beide Songs natürlich überragend und zählen zu den kreativen Sternstunden der Band.