Die von Siedlern 1741 gegründete Kleinstadt York im Bundesstaat Pennsylvania gehört wahrlich nicht zu den Touristenmagneten an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Neben dem örtlichen Baseballstadion „PeoplesBank Park“ und dem Historischen Museum „York County History Center“ bietet die Kleinstadt die obligatorischen Parks & Natur- & Tierschutzgebiete an. Klingt im ersten Moment wenig spannend, aber selbst in dieser anscheinend unspektakulären Ecke grassiert der Metalszene. Die ortsansässigen CULTIC operieren seit gut fünf Jahren durch den Underground. Das anfängliche Trio ist seit letztem Jahr zu einem Duo geschmolzen, als Bassist Reese Harlacker die Band verlassen hat. Großartig hat sich die personelle Veränderung nicht negativ auf das zweite Album „Of Fire and Sorcery“ ausgewirkt. Taucht man in die Welt der beiden experimentierfreudigen Musiker ein, die sich im Genre des Death Doom Metal angesiedelt haben, trifft man auch jede Menge elektronischer Spielereien. Durch den Einsatz von Dungeon Synth sind die rund fünfzig Minuten mit düsterer und verschwobener Gesamtatmosphäre durchsetzt. Schnell ist festzustellen, das CULTIC die Schwerpunkte eher im Doom als im typischen Death Metal setzt. Dabei klingen die vorhandenen Vibes schwer aus einem Mix der NY Kultband WINTER und den Schweizer Artgenossen von CELTIC FROST. Diese zweite psychedelische Reise bewegt sich mit diversen Klangspielereien durch Zeit und Raum. Das giftig grüne Artwork bebildert die Magie und Macht Thematik ganz gut, mit der sich die beiden Amis auf „Of Fire and Sorcery“ beschäftigen. „Mystical Exaltation“ ist dazu die passende Einleitung. Diese mystische Erhebung tritt äußerst martialisch auf und läutet als intreumentales Intro den Aufmarsch der Gladiatoren ein.
Genau diese Helden der Arena stampfen mit einer ordentlichen Portion Hass bei „Beseech the Olden Throne“ durch den aufwirbelnden Staub vorwärts. Zwischen dicken und schmuddeligen Vocals verheddern sich die Krieger in dem klassischen Dungeon Synth Dickicht. Begleitschutz gibt es dabei von den doomlastigen Riffing. Nach dieser ersten Runde wird es bei „Weaver Deceiver“ behaglich leicht. Hier erklingen sphärische Synthesizer Einlagen. Allerdings ist es für so eine Friede-Freude-Eierkuchen Pause viel zu früh, da man mit der CULTIC Materie gerade anfing warm zu werden. Allerdings entschädigt der nahtlose Übergang zu „Potion“ direkt im Anschluss. Hier prallt die niederreisende Schwere des Doom auf das staubige Orgelspiel, welche im Laufe des Tracks auf einen einheitlichen Nenner kommen. Eine treibende Nummer mit einem leichten Hang zum Retro. Das Duo scheint sich einen Spaß draus zu machen, dem Hörer ihr Death-Sludge-Riffing Gewitter scheibchenweise zu präsentieren, denn mit „Invoking the Dragon“ folgt das nächste instrumentale Zwischenspiel. Nach dieser Leichtigkeit folgt ein Trip in die Historie des Death Doom, denn „Warlock“ spült einen glatte zweiundzwanzig Jahre zurück. Die New Yorker Pioniere WINTER haben 1990 mit „Into Darkness“ einen Meilenstein geschaffen, welcher auch heute noch als kultiges Album in Fachkreisen gilt. Und genau die Wellenlänge haben CULTIC unverkennbar als Standbein dieses Songs in Kombination mit den Dungeon Synth verarbeitet. Der Track entfaltet sich im Rahmen seiner Möglichkeiten in den sechs Minuten zum Höhepunkt dieses zweiten Albums.
Nach den Regeln der Kunst dürfte jetzt wieder eine beschwingte Leichtigkeit Einzug halten, doch da macht man die Rechnung ohne den Wirt. CULTIC bleibt seinem Wechselkonzept zwar treu, doch „Sentenced“ ist alles andere als lebensbejahend. Bei dieser Mischung aus martialischer Bedrohlichkeit nehmen die Gladiatoren ein weiteres Mal unter den erklingenden Fanfaren Stellung in der Arena auf. „The Tower“ ragt bei dem folgenden Endzeitbattle wie eine Trotzburg aus dem Nebel des Schlachtgetümmel hervor und vermittelt direkt das Gefühl, das diese Festung uneinnehmbar ist. An für sich ist der Betitelung von Tracks heutzutage ein Kinderspiel. Doch „Iron Castle“ gibt es gleich im Doppelpack. Unterschiedlicher können diese beiden Tracks nicht sein. Die erste Version versenkt einen fünf Minuten lang in einem Teich voller herabziehendem schwarzen Öl. Der zweiten Interpretation wird epische zwölf Minuten zugemutet. Ein passender Rahmen, da sich der vorletzte Track instrumental erst langsam aufbaut. Hörner und Trommeln weisen den Weg bis nach gut dreieinhalb Minuten etwas gewohnt Ungewohntes in den Mittelpunkt rückt: Stille ! Dieser Zustand hält dann den Rest des Songs an. Da fragt man sich wirklich, ob diese gespenstige Ruhe in der Länge angebracht ist !? Wenn man denkt da kommt nix mehr, zaubert das Duo noch ein Zugabe „Iron Spider“ als gefühlter Hidden Track aus dem Ärmel. Eine eiserne Spinne als Rausschmeißer. Kann man machen, muss man aber nicht. Ein letzter Track der entgegen des übrigen Albums sich in punklastiger Atmosphäre mit Demoverschnitt präsentiert.