RAMMSTEIN – ZEIT

Tja, und plötzlich liegt da eine neue RAMMSTEIN CD im elektronischen Postfach. Anders als beim namenlosen Vorgänger, dass mit einem echten Skandal seinen Promotion Feldzug begann, wurde hier eigentlich kaum Werbung gemacht. Und irgendwie machte mich das bereits stutzig. Die erste Single  Auskopplung, „Zeit“, entpuppte sich allerdings als ein ganz starker Song, der meine Bedenken dann zerstreute. Nun habe ich das ganze Album durchgehört und bin wieder am Anfang. Und es beschleicht mich einfach das Gefühl, dass hier ein wenig die Reste Rampe vom letzten Album aufgehübscht wurde.
Der Beginn von „Zeit“ ist verdammt gut, spätestens mit „Zick Zack“ aber geht es zügig bergab. „OK“ ist schon ziemlich niveaulos (textlich wie musikalisch) und wird nur noch von dem Song „Dicke Titten“ im Niveau Limbo spielend geschlagen. Ich frage mich auch ernsthaft was sich die Band dabei gedacht hat. Provokation und RAMMSTEIN sind ja nun richtig dicke Kumpels, aber die beiden Songs sind so derart stumpf und plakativ, dass es für mich völlig unverständlich ist, wie die Band die beiden Lieder abgesegnet hat. Sie passen auch gar nicht so richtig zum Rest des Albums, weder vom Text noch von der Musik her. Es würde mich nicht wundern, wenn einer diesen beiden Songs in naher Zukunft auch in den Ballermanns dieser Welt erklingen wird.
Da auf „Zeit“ natürlich wieder elf Songs vertreten sind, können wir mal kurz überschlagen: Starker Beginn mit vier Songs, einmal Durchschnitt und zwei Totalausfälle. Bleiben noch vier Lieder übrig. „Meine Tränen“, „Angst“, „Lügen“ und „Adieu“. Die ersten beiden kann ich wieder der Rubrik „Durchschnitt“ zu sortieren, und ich würde nicht ausschließen dass einer der beiden Songs mit der Zeit noch wächst. „Lügen“ würde theoretisch auch dazuzählen, bekommt aber Abzüge in der B Note durch den Einsatz von „Autotune“. Ja, richtig gelesen, dieser Effekt, den CHER in der Popmusik 1998 etablierte und die Stimme recht quakelig macht. Ich habe keine Ahnung was das soll, das hat man schon LIMP BIZKIT auf „Gold Cobra“ vor 11 Jahren übel genommen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dies sich plötzlich ändern wird. Rausschmeißer ist dann „Adieu“, dass tatsächlich noch das Ruder wieder rumreißt und als starker Song verbucht wird.
Quo vadis, RAMMSTEIN?
Nach dem letzten Album waren meine Erwartungen verdammt hoch, aber ich glaube nicht dass „Zeit“ an der subjektiven Wahrnehmung scheitert. Einiges erscheint mir unfertig oder nicht zu Ende durchdacht, und die beiden Rohrkrepierer passen einfach überhaupt nicht auf das Album, dass sich mit Dunkelheit, dem Sterben und anderen eher negativen Phasen des Lebens beschäftigt. Was soll da ein Song wie „Dicke Titten“ bitte schön?
Ich möchte nicht ausschließen, dass sich RAMMSTEIN auch dabei etwas gedacht haben, und ich einfach zu doof dafür bin. Aber hier und jetzt erscheint mir „Zeit“ als ein höchst durchschnittliches Album.

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