Dass Musiker ein umtriebiges Völkchen sind, dürfte hinlänglich bekannt sein. So kam es in der Pandemie vermehrt zu neuen Projekten und Zusammenarbeiten. Auch im Land der Eidgenossen strebt eine solche Zusammenkunft nun an die Öffentlichkeit und hat sich den Namen SiN69 verpasst. Gleich vier Bandmitglieder haben ihre Wurzeln bei der Formation CIRCLE, darunter das Sangesduo Marina und Thomas Schaller sowie Gitarrist Beat Hefti und Basser Pesche Liechti. Drummer Charles Mönroe schwang die Stöcke zuvor bei KING LOUIS und Gitarrist Michael Vaucher gehört zur Schweizer Institution EMERALD.
Auch nach dem x-ten Durchlauf dieser Debütscheibe finde ich es sehr schade, dass bereits nach nur acht Songs Schluss ist, obwohl ich massiv Lust hätte, noch viel mehr SiN69 zu hören, anstatt immer wieder die Repeat-Taste drücken zu müssen. Das hat allerdings einen guten Grund, denn eigentlich waren die Songs lediglich als Demo gedacht. Im Endeffekt waren alle Beteiligten dermaßen begeistert, dass V.O. Pulver seine magischen Hände an das Material legte und ROAR direkt Interesse an der Veröffentlichung anmeldete. Wer kann da schon nein sagen?
Nach einem fetten 80er Traditionsriff geht die rockende Post gleich mit der Hymne „Guardian Angel“ ab. Die EMERALD-Fans werden beim ersten Refrain direkt deren Sänger Mace Mitchell im Background erkennen. Danach ergeht mit „Around The World“ an alle Fans die Einladung die Band auf ihrem Weg durch die Clubs dieser Welt zu unterstützen. Keine Schweizer Hard Rock-Platte ohne KROKUS-Vibes. Dieses in Stein gemeißelte Gesetz wird mit dem coolen „Hang It Up“ umgesetzt, bevor die Radio-Hymne von SiN69 serviert wird. „Angels Cryin“ setzt sich sofort im Gehörgang fest und weigert sich diesen wieder zu verlassen. Der treibende Rhythmus und der packende Refrain sind unwiderstehlich. Die Ballade „Cowboy“ klaut textlich etwas bei BON JOVI, hat ansonsten aber einen musikalisch ganz anderen Charakter. Den perfekten Live-Song stellt „Evil’s Place“ dar, der über ein geiles Riffing verfügt und atmosphärisch nach Bühnennebel und Scheinwerfern schreit. „Circle Of Rock“ besticht ebenfalls durch seinen mitreißenden Refrain und ein wunderbares Gitarrensolo. Zum Abschluss wird es textlich unfreiwillig hochaktuell mit „Stop Fighting“, welches dann auch vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine den Zuschlag bekommen hat, als erste Single zu erscheinen.
Nach der gerade erschienenen Scheibe von RADIANT sorgen SiN69 für den nächsten Höhepunkt im Bereich Hard Rock in diesem Jahr. Herrlich frisch und unverbraucht prasselt die zeitlose Musik der Schweizer auf den Hörer hernieder und vor allem die Kombination aus Sängerin und Sänger sorgt für jede Menge Abwechslung und Variationsmöglichkeiten. Die Rhythmustruppe treibt die Band unermüdlich an und an den sechs Saiten überzeugt das Duo Vaucher/Hefti mit variablen, melodischen Soli. Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht allzu lange auf einen Nachfolger warten müssen.