Nachdem AEON OF AWARENESS im letzten Jahr im ‚Dialog mit dem Unbewussten‘ bereits eine vertonte Reise in das erste subjektive Erlebnis einer sinnlich nicht fassbaren und rational nicht erklärbaren transzendenten Wirklichkeit eingetaucht ist, nimmt uns das Leipziger Duo jetzt mit in die Welt der Ureinwohner Neuseelands. Die Rede ist hier von den Māori, die ‚Tangata whenua‘ (Volk des Landes), welche weit vor der Entdeckung der europäischen Seefahrern, sich auf den beiden Hauptinseln im Südwestpazifik angesiedelt haben. Die größte zeitgemäße Huldigung der Māori Ureinwohner ist ihr bekannter Haka Tanz, welcher durch die neuseeländische Rugby Union, die All Blacks, vor jedem Länderspiel eindrucksvoll aufgeführt wird. Dieses Szenario, welches als furchterregendes Schauspiel dargestellt wird, soll die physische Überlegenheit und Verfassung jedes einzelnen Krieger präsentieren und dem jeweiligen Gegner Respekt und Angst einflössen. In Form der zweiten EP „Wairua“ (Der nicht-physische Geist eines Menschen, welcher über den Tod hinaus existiert) setzt sich AEON OF AWARENESS etwas über eine halbe Stunde intensiv mit der Weltanschauung und Gesichte der Māori auseinander und lädt uns gleichzeitig dazu ein, an diesem Trip teilzuhaben.
Zu Beginn wird mit „A World Beyond“ und dem eineinhalb Minütigen Zwischenspiel „Te Ao“ das instrumentale Zepter geschwungen. Durch das dabei einleitende Riffing stellt sich sehr schnell eine mystische Harmonie ein. Zwischen dem instrumentalen Auftakt findet die vierminütige Vorabsingle „Te Kore“ ihren Platz. Ein energiegeladener Track, der nicht nur stimmlich in eine fette Kerbe haut, sondern auch spielerisch zu den Hinhörern dieser EP zweifelsohne gehört. Dabei wird gesanglich zweisprachig in deutsch und englisch gefahren und erinnert von seinem gesamten Strukturaufbau her an die Magdeburger Melo Deather ABROGATION. Während der halbstündigen Reise wird bei den verschiedenen Māori Gottheiten ein jeweiliger Zwischenstopp eingelegt. Für die Wälder und Vögel ist nach mythologischen Aspekten der Allvater Tāne zuständig, welcher mit dem Song „Rise Of Tāne“ bedacht worden ist. Ein Track ,der über ordentlich Atü aufm Kessel verfügt. Bei diesem leicht geschwärzten Doublebase-Feuerwerk, welches durch das überwiegend gleichbleibende Tempo seine eigentliche Stärke offenlegt, klingt lediglich die heiseren Vocals bei diesem Track etwas uninspiriert und wenig abwechslungsreich. Das kann getrost als einmaliger Ausrutscher verbucht werden, da die Beiden direkt im Anschluss gekonnt die Kurve bekommen.
Für die Māori ist der Gott Tāwhiri für die verschiedenen Wetterphänomene wie Blitz, Donner, Wind, Wolken und Sturm verantwortlich. Für ihn haben AEON OF AWARENESS den letzten neuen Track „Revenge Of Tāwhiri“ kreiert, welcher mit sechseinhalb Minuten Spielzeit zu der längsten Spieldauer auf „Wairua“ zählt. Hier geht es zunächst mit einem bedächtigen Start kontinuierlich vorwärts und pendelt sich dabei im spielerischen Midtempo ein. Der Gesang von Meta List strotze wieder energievoll und passt wunderbar ins ursprüngliche Konzept, was AEON OF AWARENESS ausmacht. Als Bonusmaterial dienen „Resignation“, „Fort Fortress“ und „De L’Aube Des Temps“, welche bereits im letzten Jahr auf „Dialogue with the Unconscious“ zu hören sind. Auch wenn diese drei Tracks konzeptionell zu dem Māori Thema passen, ist bei „Revenge Of Tāwhiri“ der gefühlte Absprung bei einer ansonsten guten EP verpasst worden. Manchmal ist weniger halt mehr !!
