ET MORIEMUR – Tamashii No Yama

Albumtitel

Tamashii No Yama

Label/Vertrieb

Transcending Obscurity Records

Veröffentlichung

08.04.2022

Laufzeit

40:08 Minuten

Genre

Atmospheric Doom​ Black Metal

Das tschechische Quintett ET MORIEMUR steht seit beständigen vierzehn Jahren für einen atmosphärischen Mix aus Doom und Black Metal. Ihre Discographie ist bisher neben der EP „Lacrimae Rerum“ (2009) zusätzlich mit insgesamt drei Alben gefüllt worden. Mit „Tamashii No Yama“ kommt die vierte vollwertige Fertigstellung hinzu. Nachdem sich die fünf Prager bis dato mit dem Christentum, der Frage über die Entstehung der Existenz sowie der griechischen Epigrammatik auseinander gesetzt haben, richtet sich nun das Augenmerk auf die japanische Kultur. Wörtlich übersetzt bedeutet der Titel des neuen Album soviel wie „Berg der Seelen“. Mit etwas Recherche stößt man auf den autobiographischen Roman (1996) des asiatischen Nobelpreisträgers Gao Xingjian, in dem über eine wegweisende epische Reise berichtet wird.  Bei soviel theologischen und philosophischen Themen, darf nicht außer acht gelassen werden, das es sich bei „Tamashii No Yama“ schlicht und ergreifend um eigenwillige Extrem Musik handelt.

Wiedererwartend beginnen ET MORIEMUR ihre vierte Reise sehr sanftmütig. Das instrumentale Intro „Haneda“ erschallt mit sentimentalen Klavierklängen, die sporadisch durch eine Akkustik-Gitarre begleitet wird. Den fließende Übergang zum nachfolgenden „Sagami“ leitet das einsetzende Schlagzeug ein, wo es nicht lange dauert, bis der atmosphärische Trauermarsch sich in Bewegung setzt. An seiner Spitze hört man den Klagegesang von Zdeněk Nevělík mit ordentlich Heiserkeit im Schlepptau. Herrliche Verzweiflung macht sich so bei diesem Track breit, entgegen der eingesetzten Instrumente. Richtig zur Sache geht es erst bei „Oshima“. In der Untergangsstimmung wird zum ersten Mal biestiges Knurren eingesetzt, das eine bedrohliche Aura inne hält. Im Laufe dieser vertonten Trauer öffnen sich die Raffinessen dieses Genres und peitscht einen gnadenlos die Wucht des modernen Doom Metal ins Gesicht. Mit einer individuell gestalteten Klanglandschaft setzt sich „Nagoya“ in Szene. Hier wurden Elemente aus der gotischere barocke Richtung verwendet, welche mit Cembalo-ähnlichen Strukturen und einem vielfältigen Schwall aus Chorgesängen durchzogen ist. Dank des reichhaltigen Angebotes an schönen Melodien, welche besonders im letzten Drittel in den Fokus rücken, attestiert der ansonsten leicht verdrehte Song eine Nähe zum Avantgarde.

ET MORIEMUR gehen beim vorletzten Track „Otsuki“ anfangs mit einer düsteren Aggressivität auf Konfrontationskurs. Doch der vorhandene Fokus der verführerischen  Niedergeschlagenheit, welcher sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, erstickt diese aufflammende Angriffslust nach gut drei Minuten im Keim. Die Umsetzung auf die ruhige Spur fühlt sich dabei gut an und nimmt einen emotional mit. Die Bridge zum letzten Song „Takamagahara“ bildet ein vorbeifliegendes Flugzeug und weicht einem dreizehnminütigen und wehmütigen Soundkoloss. Nun kann man denken, das so ein langes Spielzeit in eine Endlosschleife aus Wimmern und Gejammer endet, doch dieses komponierte Finale verliert zu keinem Zeitpunkt die Fassung. Die Art und Weise, wie der Song aus einem zunächst maßvollen Beginn sich in eine nächsthöhere Ebene spielt zeigt was für einer Leidenschaft in diese düstere Musik gepackt wurde. Es ist einer der Tracks, der sich dank der ausgereiften Länge entwickelt und ein gelungenes produziertes Album fachkundig abrundet. Hier ist ein Monsterkomposition entstanden, die eine facettenreiche Palette an verschiedenen Einflüssen aus den düsteren Lagern des Metal herausgesucht und mit einem Sahnehäubchen aus japanischen Hingabe versehen.

Fazit
ET MORIEMUR - "Tamashii No Yama" - Ein Trip, den man gehört haben sollte !!!
13
von 15
Hervorragend
.