The Dogs aus Norwegen als „normale“ Band zu bezeichnen, wäre wohl kompletter Unfug. Ich weiß gar nicht, wie ich den Sechser aus Oslo sonst bezeichnen könnte, ist es eine Inszenierung? Ein Projekt? Oder gar eine künstliche Zusammenkunft, die nichts so macht, wie man es von einer Rock-Gruppe erwartet? Nun, die Wahrheit liegt vielleicht irgendwo zwischen all diesen Dingen, jedenfalls hält Sänger, TV-Moderator, Komiker, Autor und Songwriter Kristopher Schau aka Max Cargo die künstlerischen Fäden in der Hand. Bei uns ist die Combo allerdings leider noch nicht allzu bekannt.
Wenn ihr diese schräge Truppe noch nicht kennen solltet, hier zunächst ein paar Fakten: Genannter Kristopher Schau macht schon seit den 80ern in verschiedensten Bands und Projekten Musik, am erfolgreichsten in den 2000er Jahren mit den Cumshots (was für ein Name, der jedoch schon zeigte, wie der Typ so tickt) und vornehmlich in Norwegen. 2011 gründete er The Dogs, wobei das so gut funktionierte, dass die Cumshots auf Eis gelegt wurden. Man sagt ja den Finnen im Allgemeinen nach, dass sie ein wenig verrückt seien, aber scheinbar gilt das auch für einige Norweger. Kristopher Schau gehört auf alle Fälle dazu, denn der vielseitige Künstler beschloss, aufgrund des Erfolges mit The Dogs, an jedem ersten Montag im Jahr ein neues Album zu veröffentlichen. Tatsächlich gelang das seit 2012 bis heute, obwohl es jetzt, vielleicht wegen Corona 6 Wochen später geworden ist. Genau weiß ich es aber auch nicht, nur dass hier ja neue Platten immer Freitags rauskommen. Auch ließen The Dogs schon mal als Fan-Objekt über 50 kg schwere Gullydeckel mit dem Bandschriftzug herstellen, die sie verkauften…und stellt euch vor, die Dinger gingen in Norwegen weg wie nix, man musste sogar nachproduzieren. Ist das irre?
Okay soweit, mittlerweile sind wir bei Album Nummer 10 angekommen und beim Blick auf das Coverartwork weiß ich auch nicht, ob das frauenfeindlich oder einfach ein künstlerisch kritischer Blick auf die Kirche sein soll. Aber die Band tritt schon seit längerem in Pfaffen-Kluft auf. Ist eigentlich auch egal, jedenfalls ist das Cover ein besonderer, schräger Eyecatcher, oder? Doch wir wollen ja über die Musik sprechen.
Zehn neue Songs hat das Septett aufgenommen, die dreckig, rotzig, rau und trotzdem noch recht melodisch angenehm und einnehmend klingen. Rock` n Roll, etwas Punk, Rock, Folk und Country werden in den großen „Gefällt mir-Mixer“ gesteckt und der Frontmann singt, krächzt oder schreit mit rauem Charme seine speziellen Texte dazu. Klar, das ist purer Underground und ich sehe dieses Gesamtkonzept auch überhaupt nicht kritisch, sondern amüsiere mich sogar, weil es nämlich ultra-unterhaltsam und zudem sympathisch bei mir ankommt. Erinnert mich ein wenig an The Tubes, die in den 70er und 80er Jahren zwar musikalisch anders, aber ähnlich schräg unterwegs waren und deren Konzerte mehr Show im eigentlichen Sinne denn Konzerte waren.
Bleibt mir zum Schluss noch auf den Titel „El Verdugo“ einzugehen, denn einen Song gleichen Namens gibt es auf dem Album nicht. Es ist Spanisch und heißt „Der Henker“, der Titel dürfte sich jedoch auf den gleichnamigen Film aus dem Jahr 1963 beziehen, in dem sich ein Henker in die Tochter eines durch ihn Hingerichteten verliebt und sogar heiratet. Diese Geschichte erinnert mich dann wieder an den großartigen Film „Monster`s Ball“ mit Halle Berry und Billy Bob Thornton…