DARK MILLENNIUM – Acid River

Albumtitel

Acid River

Label/Vertrieb

Massacre Records / Soulfood

Veröffentlichung

07.01.2022

Laufzeit

41:54 Minuten

Genre

Progressive Death Doom Metal

Bei DARK MILLENNIUM aus Nordrhein-Westfalen dürfte der ein oder andere musikalische Zeitzeuge lächelnd mit der Zunge schnalzen. Mit den beiden Frühwerken „Ashore the Celestial Burden“ (’92) und dem Nachfolger „Diana Read Peace“ (’93) reihten sich das progressive Quintett sehr erfolgreich in die erste Death Metal Welle, welche Anfang der Neunziger über Deutschland hinwegschwappte. Leider verschwand DARK MILLENNIUM danach komplett von der Bildfläche. Ganze zweiundzwanzig (!) Jahre war es ruhig um die Band, bevor 2015 mit der Zusammenstellung „Out Of The Past“ ein Lebenssignal an die Metalgemeinde gesendet wurde. Dies war der erste Vorbote ihres Comeback, welches sich ein Jahr später mit dem dritten Album „Midnight in the Void“ bestätigte. Das es sich dabei um keine Eintagsfliege handelte, machten DARK MILLENNIUM mit Veröffentlichung Nummer Vier „Where Oceans Collide“ klar. Mit ihrer extravaganten Spielart waren die fünf Rheinländer stehts der Zeit voraus und kreierten in ihren bisherigen Werken großartigen Kostproben ihres Könnens.

Mit weiteren vier Jahren Reifeprozess lassen die progressiven Death Metaller den „Acid River“ nun in sieben Abschnitten fließen. Was bei dem aktuellen Langeisen direkt ins Auge sticht, ist die konstante Spielzeit der einzelnen Tracks. Normalerweise hat eine Veröffentlichung unterschiedlich lange Songs im Programm. Hier ist das bemerkenswerte Kunststück gelungen, sieben Kompositionen zu entwerfen, die einen Hauch länger als sieben Minuten gehen. Kombiniert man beides, stehen einem rund neunundvierzig Minuten in Haus, das aufhorchen lassen. Das DARK MILLENNIUM einen Hang zur brachialen Theatralik mit einem avantgardistischen Spielerei haben, zieht sich wie ein roter Faden durch ihre einzelnen Schaffensphasen und münden aktuell im „Acid River“

Hier greift das Konzept, wo man zu keinem Zeitpunkt weiß, was die Band im nächsten Moment vorhat. Unabhängig vom gewohnt giftigen Gesang von Christian Mertens wickelt „The Verger“ einen zu Beginn direkt um den kleinen Finger. Dabei streuen der Fünfer eine ordentliche Portion atmosphärische Hypnose mit ein. Ein treffend schöner Auftakt nach Maß. „Godforgotten“ bringt das Blut in Wallung. Zackigen Synthesizerklänge lassen einen wie einen Gummiball durch die Gegend hüpfen. Nach dieser freudigen Leibesübung zu Beginn steuert der Karren direkt in eine trübe und schwere Sumpflandschaft, der Heimat von Bands wie CANDLEMASS oder TROUBLE. Nach dieser deprimierenden Irrfahrt geht es mit „Threshold“ back on the Road. Dabei hängt der Schlamm bei diesem Track zunächst auch schön schwer in den Klamotten.

„Lunacy“ gehört zu der Kategorie, wo die Gitarrenarbeit frisch, fromm, fröhlich und frei brummend durch die bunter Welt der Blumenfelder fliegt und die fiesen Vocals wie ein lauernde Spinne in ihrem gesponnenen Netz auf Beute lauert. So vielfältig klingt diese Nummer, welche zum Ende hin in einem beschwingten Finale endet. Etwas verwirrend drückt sich anschließend „Essence“ durch die Gehörgänge. Hier trifft man auf diverse Spielereien, wo die Keys in Kombination mit den Riffs für einen Anflug in den progressiven Wahnsinn sorgen. Das unterstreicht das vielschichtige Songwriting der Band und den hohen Anspruch an sich selbst. „Vessel“ entfaltet seine ambiente Schönheit erst mit der Zeit. Was anfänglich unterkühlte Charakterzüge aufweist, entwickelt sich zu einer eigenen Dynamik. Sehr schräg geht es am Ende zu und dürfte nicht für jeden Musikfreund harmonisch klingen. Melancholische Hilferufe ereilen einen bei letzten Track „Death Comes in Waves“. Strukturell wechseln sich hier die stürmischen Parts mit den Ruhepolen des Songs im gleichförmigen Wellengang ab. Somit erscheint Gevatter Tod um einen anschließend für immer mit in sein nasses Grab zu nehmen. Ein passend schöner Ausklang !!

Fazit
Der "Acid River" von DARK MILLENNIUM ist spielerische Feinkost auf hohem Niveau.
14
von 15
Geniestreich
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