High Roller bringen in den nächsten Monaten ein paar weitere kleine Juwelen zurück ins Rampenlicht und ich darf euch gleich eine der besten Scheiben aus dem Jahr 1984 vorstellen. TOKYO BLADE aus dem schönen Salisbury veröffentlichten ein Jahr zuvor ihr Debüt, das schon ein Ausrufezeichen war, doch ein paar Monate später stand mit „Night Of The Blade“ rückblickend ein Klassiker englischer Musikkunst in den Läden, dessen acht Songs bis heute nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben. Warum es am Ende nicht für die ganz große Karriere gereicht hat, kann keiner so genau sagen. Hört man sich Übernummern wie den Titelsong oder „Warrior Of The Rising Sun“ an, kann es tatsächlich nur am fehlenden Management gelegen haben. Mit einem Auge schielte die Band mit dieser Scheibe auch ins gelobte Land Japan, der Samurai-Krieger auf dem Cover dürfte kein Zufall sein. Aber auch dort reichte es am Ende nicht ganz für den großen Durchbruch.
Vicki James Wright am Mikroständer lieferte einen vorzüglichen Job ab und Bandleader Andy Boulton ließ mit John Wiggins die Gitarren sägen, dass es auch heute noch eine wahre Freude ist diesem Werk von A-Z zuzuhören. Kurioserweise steuerte der Originalsänger der Band, Alan Marsh, noch Backing Vocals bei, obwohl er nach dem Erstling durch Wright ersetzt wurde. Mit „Unleash The Beast“ wagten sich TOKYO BLADE fast schon in Richtung Speed Metal, bedienten somit auch die Fans, die sich nach härteren Klängen umhörten, denn 1984 sind die ersten Meilensteine von Metallica, Venom oder Slayer bereits erschienen. Trotzdem ist die Band natürlich eher im Lager von Iron Maiden oder Saxon einzuordnen, wobei die beiden auch gehörig Gas geben konnten. Alles in allem bietet „Night Of The Blade“ ein perfekte Mischung aus großen Melodien, geiler Gitarrenarbeit und einer rotzigen Grundhärte, wie sie die Bands des NWoBHM innehatten.
Am Ende bleibt eine von Patrick W. Engel überarbeitete Produktion, die mich genauso begeistert wie fast alles, was der gute Mann mit seinen Reglern bewerkstelligt. Meine Wertschätzung gegenüber der Band ist über die Jahre erheblich gestiegen, besonders seit ich ein paar dieser Songs live hören durfte und mir bewusst wurde, welche Granaten TOKYO BLADE im Gepäck haben. Wenn ihr eine der 500 LP-Versionen, die es in verschiedenen Farben, gibt ergattern könnt, gratuliere ich euch an dieser Stelle schon ganz herzlich, denn ihr habt einen Meilenstein britischer Heavy Metal-Geschichte erworben.