Eins vorweg: ich habe schon lange keine so schöne und liebevoll gestaltete Promo CD mehr bekommen. Ein kleines Digipack aus hochwertiger, schwarzer Pappe mit sehr edlem Cover Druck, dazu ein Aufkleber der Band, eine Visitenkarte des Künstlers der sich um das Design gekümmert hat, eine Promo Zettel mit allen erforderlichen Informationen und dazu 5(!) höchst professionelle und sehr hochwertige Fotografien(!!) der Band. All das ist in einem schwarzen Umschlag verpackt, der nicht schnöde verklebt, sondern mit einem einem weißen Faden verschnürt(!!!) wurde. Hammer! Allein dafür gibt es schon einen Extra Punkt!
Kommen wir jetzt zum wesentlichen, der Musik, denn „don’t judge a book by its cover“ gilt immer noch. Und die hat es wahrlich in sich. Die Berliner HAVEN waren mir bisher völlig unbekannt. Laut Bandbiographie hat man bisher eine EP veröffentlicht („Anima“) und sich danach den Hintern auf Konzerten abgespielt. Nun liegt mit „Vessel“ eine weitere EP vor und ich wage zu behaupten dass dies ein echter Türöffner ist. Nur drei Songs bei einer Laufzeit von 26 Minuten lässt einen erstmal an Doom Ungeheuer denken, dem ist aber nicht so. Laut einer Beschreibung spielen HAVEN Alternative/Post Metal, und das trifft es ganz gut. Eine Mischung aus den tonnenschweren Riffs von NEUROSIS sowie den melancholischen Parts der DEFTONES erwartet den Hörer. Hier wird mit abwechselnd mit dem Bulldozer und dem Skalpell gearbeitet. Allein der Wechsel von Frontmann Norman Siegel zwischen anklagendem, klaren Gesang, und heiserem Gekreisch sollte man erlebt haben. Die Riffs sitzen ziemlich gut, sind in ihrer Art vielleicht simpel gehalten, schaffen aber eine gute Atmosphäre. Unterlegt dazu ein mehr als solides Bass/Schlagzeug Gerüst, das mit mächtig Druck aus den Boxen kommt.
Die drei Songs gefallen mit richtig gut, auch wenn der letzte Track „Within“ aufgrund seiner beiden Vorgänger eher wie ein kurzes musikalisches Intermezzo daher kommt. HAVEN funktionieren auf ihrer EP „Vessel“ verdammt gut. Interessant wird es natürlich dann, wenn wir mal einen ganzes Album des Quintetts in den Händen halten dürfen. Denn so gut auch „Miasma“ und „Samsara“ sind, so schwierig kann ich mir das Unternehmen vorstellen, diese Art von Musik auf Albumlänge (45 Minuten minimum!) zu strecken und gleichzeitig dabei abwechslungsreich zu klingen.
Meiner Meinung nach haben HAVEN verdammt viel Potential, und gerade in diesem speziellen Fall würde ich es mir sehr wünschen diesen Sound einmal live in einem kleinen Club um die Ohren geblasen zu bekommen.
Hier sollte wirklich jeder mal reinhören, dem das Überwinden von Genregrenzen keine Bauchschmerzen bereitet!
HAVEN – VESSEL (EP)
Fazit
Ganz starke Vorstellung einer eigenwilligen Band! Antesten!