Kunst, die einen nicht wachrüttelt, die nicht polarisiert, sieht sich oft dem Vorwurf der Beliebigkeit ausgesetzt. Demzufolge braucht sich das japanische Radaukommando von BORIS schon seit 1992 keinen Kopf zu machen. Reaktionen sind garantiert. Seit Beginn der 00er Jahre ist man öfters gemeinsam mit MERZBOW als BORIS WITH MERZBOW unterwegs und legt nun mit „2R0I2P0“ die verflixte siebte Platte vor.
Nach wie vor zwischen Drone Doom und Noise unterwegs, kommen die Stoner Wurzeln lediglich auf der zweiten Hälfte der Platte – und da auch nur gelegentlich – zum Vorschein. Schade eigentlich. Denn genau diese gelegentlichen Einschübe geben den Songs wenigstens so etwas wie Struktur. Ansonsten ist da viel Gerausche, Gefiepe und Gerappel, was die maximale Laufzeit von über 78 Minuten echt zum wahren Belastungstest für meine Gehörgänge macht. Ich bin mir ja vor wenig fies, aber die Japaner lassen hier endgültig meinen Geduldsfaden reißen. Beim Beginn von „To The Beach“ zum Beispiel freut man sich über die fetten Gitarren zum Einstieg, fühlt sich nach wenigen Takten an MOGWAI erinnert, nur damit der Song in undefinierten Krach absäuft, während er im Hintergrund weiterläuft. Was für eine Verschwendung. Für Freunde der qualitativen und quantitativen Maximalbelastung ist „Evoil“ hingegen genau das Richtige. 13 Minuten Krach, oder je nach Blickwinkel eben Kunst, am Stück. Solltet ihr die Platte anlässlich der nahenden Festtage geschenkt bekommen, dann wisst ihr, dass euch da jemand überhaupt nicht lieb hat.
