DEAD LORD – SURRENDER

Albumtitel

Surrender

Label/Vertrieb

Century Media Records/Sony

Veröffentlichung

04.09.2020

Laufzeit

41:19 Minuten

Mit „Surrender“ steht nunmehr die vierte Scheibe der Schweden von DEAD LORD in den Regalen der Plattenläden. Ihre Heimatstadt Stockholm lässt einen weitaus anderen Sound vermuten, als das was aus den Boxen kommt, denn sie klingen wie eine Band aus jener Zeit, als die Pioniere des Stockholmsounds noch geile Gedanken in den Köpfen ihrer gerade der Pubertät entwachsenen Eltern waren – aber wem erzähle ich das, um von DEAD LORD noch nicht gehört zu haben, muss man seit 2013 sehr bequem und tief unter einem Stein geschlafen haben. Das Urteil darüber, ob es erlaubt ist, so unverschämt retro zu klingen, überlasse ich der Musikpolizei, die mit verschränkten Armen am Biertresen über unsere Szene wacht – kommen wir zur Musik.
Und die hat es wahrlich in sich. „Distance Over Time“ startet mit einem „Yah!“, einem Drumroll, und dann erklingen zum ersten Mal die omnipräsenten Dual Lead Gitarren. Der im Vergleich zu den Klassikern, auf die referiert wird, „modernere“ Sound des Albums, und die unverkennbare Stimme von Sänger Hakim Krim sind für den mittelmäßig aufmerksamen Hörer zunächst die einzigen Anzeichen, dass man hier kein verschollen geglaubtes Album von THIN LIZZY hört. Der Gitarrensound ist mal vollverzerrt, meistens aber doch eher leicht crunchy. Die Riffs und Rhythmen sprühen vor Energie. Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Welt durch die Augen von „Surrender“ ziemlich im Arsch ist. Songs wie „Authority, „Dystopia“ und „Dark End Of The Rainbow“ lassen daran keine Zweifel, und letztlich gilt: „Evil Always Wins“. Weltuntergangsstimmung, in den 70ern so aktuell wie heute, erstaunlich und erschreckend, wie DEAD LORD diese Atmosphäre in ihrer Musik einfangen. Jeder der zahlreichen Töne in den klassisch gehaltenen Soli sitzt genau da, wo er hingehört, und der Gesang von Hakim Krim ist ebenso mitreißend wie melancholisch. Wen interessiert es da noch, ob ein Atomkrieg, die globale Erwärmung oder ein Killervirus uns den Saft abdreht. Zeit sich zu ergeben, Luftgitarren raus, wir headbangen, bis diese schrottreife Karre namens „Erde“ in den unausweichlichen Brückenpfeiler rauscht. Oder sitzen am Ende des Abends alleine an der Bar, Zigarettenqualm trübt die Sicht, während um uns herum die Hocker hochgestellt werden, starren in unser Whiskeyglas und grübeln, ob wir nicht doch zum Münzfernsprecher laufen sollen, um unsere Ex anzurufen –  und die Jukebbox spielt einen Song von „Surrender“, dem perfekten Soundtrack für diesen Abend.
DEAD LORD stehen breitbeinig und stolz auf den Schultern von Riesen und machen dabei eine wesentlich bessere Figur als manch alte Recken, die sich auf ihren verdienten Lorbeeren ausruhen. Minimale Umdrehungen an den richtigen Stellschrauben machen „Surrender“ zu ihrem eventuell bisher besten Album.

Fazit
Schwedischer Heavy Rock aus der obersten Schublade!
14
von 15
Geniestreich
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