In Extremo-Kompass Zur Sonne

Albumtitel

Kompass Zur Sonne

Label/Vertrieb

Vertigo/Universal

Veröffentlichung

08.05.2020

Laufzeit

55:46 Minuten

Auf die Berliner Mittelalter-Rockband In Extremo ist wirklich Verlass, veröffentlichte das Septett in den letzten Jahren doch regelmäßig hochwertige Platten. Die letzte, „Quid Pro Quo“ ist jetzt nun auch schon vier Jahre alt, weshalb es jetzt, pünktlich zum 25-jährigen Bandjubiläum zum neuen Studioalbum „Kompass Zur Sonne“ kommt. Stilistisch hat sich dabei selbstredend nichts verändert, wobei auf eine Steigerung des Härtegrads diesmal verzichtet wurde. Meiner Meinung nach ist das auch gut so, sonst triftet man vom harten Rock zu sehr in Richtung Metal ab. Jedenfalls ist die Band vom ersten Ton mit dem Opener und ersten Single „Troja“, dessen Video ja schon seit längerem draußen ist, eindeutig zu erkennen. So können sich die Fans gleich wohlfühlen und mit dem einleitenden Eisenbahn-Rhythmus die Reise antreten. Wie im letzten Album schon sachte angedeutet wurde, liegt das Augenmerk der Band nun auch zu einem gewichtigen Teil am osteuropäischen bzw. russischen Markt, was mit dem Song „Gogiya“, einem Duett mit Russkaya-Frontmann Georgij Makazaria mit Balalaikas und demenetsprechenden Rhythmen untermauert wird. Auch die Ballade „Schenk Nochmal Ein“ erinnert mich im Schlussteil an den Don Kosaken Chor. Obwohl es sich bei In Extremo nicht um eine politische Band handelt, gibt es hier und da immer wieder Lieder mit Sozialkritik, hier ist das hauptsächlich beim exellenten „Saigon Und Bagdad“ der Fall sowie beim wütenden „Lügenpack“. Selbstverständlich gibt es auch die beliebten Feier-und Sauflieder auf die Ohren (z.B. „Reiht Euch Ein Ihr Lumpen“), wobei auch die poetische Seite mit dem vertonten Otto Ernst-Gedicht „Wintermärchen“ gezeigt wird. Bei diesem Lied kommt die kratzige Röhre von Michael Rhein aka Das letzte Einhorn besonders gut zur Geltung. Stilistische Ähnlichkeiten zum „Spielmann“ sind hier auszumachen und ganz sicher auch beabsichtigt. Einen weiteren Gastbeitrag gibt es von Amon Amarth-Oberhaupt Johan Hegg bei der Neuvertonung eines schwedischen Volksliedes („Wer Kann Segeln Ohne Wind“) zu hören. Und so klingt das neue Album insgesamt zwar sehr vertraut, doch von Stillstand oder Langeweile kann ich bei der deutschen Speerspitze im Mittelalter Rock überhaupt noch nichts ausmachen. Auf die nächsten 25 Jahre!

Fazit
Mit diesem Album wird das nächste Vierteljahrhundert von In Extremo würdig eingeläutet. Mögen die Spiele beginnen!
11
von 15
Gut
Die Melodie muss stimmen!