Abart – Fötus

Albumtitel

Fötus

Label/Vertrieb

A Chance For Metal Records

Veröffentlichung

07.05.20

Laufzeit

49:09 Minuten

Abart ist das Projekt von Gitarristen und Sänger PY Fisher (Patrick Fischer) der Kölner Band Sic Zone. Mit „Fötus“ legt der Sic Zone Fronter jetzt sein 2. Solo Werk vor (wenn man die Demo mit rechnet aus dem Jahre 2009). Seit langem schon begleite ich die verschiedenen Schaffensphase von Sic Zone und damit natürlich auch die von PY. Dabei habe ich schon immer viel von dem musikalischen Talent von PY Fisher gehalten und jeder der mit ihm bereits zusammengearbeitet hat weiß das er 100 Prozent für seine Musik und Shows gibt. Jetzt stellt er mit seiner Debüt Album zusätzlich unter Beweis das er auch überraschen kann.

Denn der Mix aus schweren Black und zähflüssigen Doom Metal ist eben mehr wie eine Sammlung von nicht verwerteten B Seiten von Sic Zone. Wie es große Künstler ja schon mal ganz gerne machen. Im Gegenteil, PY geht hier seinen ganz eigenen Weg, der mit Sic Zone nichts zu tun hat.

Das Werk ist von Anfang bis Ende für den Hörer eine emotionale Achterbahnfahrt, die mit dem Titel „Blutverlust“ beginnt. Wer auf der LP nach einen Sic Zone Moment Ausschau hält, wird ihn bei der Gitarrenarbeit noch am ehesten finden. Aber man muss die Band schon gut kennen um in dem Black Metal Gewittern die unverkennbare Gitarren Handschrift von PY zu erkennen. Klar das auch seine markante Stimme einen hohen Wiedererkennungswert hat.

Bei „Subtractions Fötus“ treibt er diese Gefühlt an die erste Schmerzgrenze. Hier beweist sich auch gleich zum ersten Mal das es auf dem Album um mehr geht wie nur um blindes Geböller. Mit geschickten verschleppten Tempi Wechsel setzt er immer wieder Akzente um das Unbehagen, das sich auf der ganzen Platte ausbreitet, bis zum Ende zu steigern. Über „Karma der Schlange“ mit einer sehr ausgeprägten Doom Metal Passage, die einen das erste Mal eine Art von Beklommenheit gibt, weiter über die „Hommage an den Untergang“ was mich ein wenig an eine brachialer und brutaleren Version von Paradis Lost erinnert, zumindest was die Anfangs Passage angeht. Hin bis zu dem Titel „Verschleißerscheinung“ in dem PY die brachiale Black Metal Kelle auspackt.

Das Ganze in der Zusammenfassung liest sich als würde es sich hier um schnell durchgezockte Lieder handeln. Aber das Gegenteil ist der Fall. Denn zu diesem Zeitpunkt hat der Longplayer etwas schon 35 Minuten auf dem Buckel. Das Ganze, ist bis hier hin und bis zum Ende in einen Fluss und die Platte zieht den Hörer in seinen Bann. Auf eine kranke und düstere Weise. Aber Hallo! Extrem Metal ist eben keine Abba Scheibe, sondern eben eine Abart Scheibe in diesem Fall.

Mit dem abschließenden Songs „Fall“ und „Minus Evolution“ findet die Platte ihren absoluten Höhepunkt. Gerade der „Fall“ ist genau meine Doom Kragenweite. Gerade bei dem „Fall“ zeigt PY wie viel Emotionen seiner Seite in dem Album stecken. PY röchelnde Stimme kann einen dabei schon einmal einen kalten Schauder über den Rücken schicken. Für mich das Meisterstück auf der Platte. Die Atmosphäre ist zum Schneiden und entlädt sich in Wut, wie ein wildes Tier was zu lange in Gefangenschaft war. Zu erwähnen ist auch wichtig, an dieser Stelle einmal, das PY alles alleine durchgezogen hat (Gesang/Gitarre/Bass/Drums). Alleine vor diesen Hintergrund, kann man schon mal den Hut ziehen, denn handwerklich gibt es nichts zu bemängeln.

Wenn es was zu bemängeln gibt, vielleicht nur das ich mir die Produktion vom Sound gesehen doch ein wenig, bombastischer gewünscht hätte, damit gerade die schleppenden Passagen noch mehr zur Geltung kommen. Ein wenig mehr Druck, eben noch.

Der Abschluss der Platte bildet dann „Minus Evolution“ was die Stimmung der Platte dann noch einmal schön zusammen fasst. Das ist übrigens der einzige Moment wo ich mir gegen Ende des Songs dachte, okay jetzt ist auch mal gut. Der ist vielleicht mit 9:14 Minuten dann doch vielleicht ein kleines Ticken zu lang.

Egal! Fötus ist ein Werk was sicher nicht zum Kaffee trinken geeignet ist und sicher auch nicht, wenn man gerade eh schon Melancholisch in einer Ecke sitzt. „Fötus“ ist aber genau aus diesem Grunde ein Album was mitreist und in dem Hörer auf emotionaler Ebene was auslöst. Welche Alben schaffen das schon? Viele eben nicht.

Themen wie Homophobie, Empathie und Gedankenlosigkeit, gepaart mit seinen eigenen Emotionalen Kollaps, wie es PY Fisher in seiner Info selber beschreibt, ist eben keine leichte Kost. Unterhaltung und Spaß bringen uns dazu nicht alles zu ernst zu nehmen und das ist gut so. Alben wie „Fötus“ können Unbehagen verursachen uns aber auch zum Nachdenken bewegen, denn es gibt reichlich Schatten auf der Welt.

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Fazit
Unbehaglich, Düster. Schwarz und gut!
12
von 15
Edelstahl
Autor
"Wenn man einmal dem Metal verfallen ist, ändert man seine Gesinnung nicht einfach von heute auf morgen." ( Parramore McCarty, Warrior)