Epitaphe – I

Albumtitel

I

Label/Vertrieb

Aesthetic Death

Veröffentlichung

26.06.2019

Laufzeit

63:13 Minuten

Nach nur einer Demoscheibe („Demo MMXVII“, 2018) hatten EPITAPHE genug mit dem Rumgeplänkel und haben kurzerhand ihr Debütalbum eingspielt. Die Band aus Claix in den französischen Alpen hat sich hierbei vermutlich vom heimatlichen Winter inspirieren lassen, und wer nicht weiß, wie sich eine kalte Winternacht im Hochgebirge anfühlt, der sollte sich „I“ anhören. Der rund zwanzigminütige (!) Einsteiger „Smouldering Darkness“ zeigt auch gleich, was den Zuhörer in der folgenden, etwas mehr als eine Stunde dauernden Zeit, erwartet: Riffs. Deathmetal, mal in Richtung Black davonpreschend, dann wieder dickflüssig-doomig in den Gehörgang sickernd. Glasklar produziert, eiskalt vollstreckt. Bei „Embers“ ziehen EPITAPHE das Tempo an und brechen immer wieder in Richtung Blackmetal aus: kreischender Gesang, wütende Doublebass-Attacken und tonnenschwere Riffs. Soli werden auf das Nötigste beschränkt, hier zählt Brachialität klar mehr als Filigranität. Nach dieser ersten halben Stunde gönnen EPITAPHE sich und den strapazierten Hörerohren ein Päuschen mit dem Zwischenspiel „Rêverie“, zu deutsch etwa „Träumerei“: akustische Gitarren, leicht folkig angehaucht, nicht unbedingt mein Fall, aber nach den vergangenen 30 Minuten ist wohl jede Abwechslung willkommen. Beim folgenden „Downward Stream“, einem auf zehn Minuten ausgewalzten Hassbatzen mit Grind- und Blastattacken lassen EPITAPHE so richtig die Sau raus, vergaloppieren sich aber nie und unterbrechen ihren Fluss in die Tiefe nur mit dosiert eingesetzten Breaks, die kurz zum Luftschnappen reichen, bevor sich der Sog nach unten fortsetzt. Mit „Monolithe“ platziert die Band einen würdigen, gewaltigen Endgegner, der dem Hörer noch mal alles abverlangt: neben einem eher getragenen Intro packen die vier noch mal die Nagelkeule aus und hacken alles, was noch nicht tot ist oder wenigstens so tut, zu Klump. Alter!?

„I“ ist das definitv extremste Album, das ich dieses Jahr gehört habe und möglicherweise das extremste, das mir dieses Jahr zu Ohren kommen wird. Mit ihrem Erstwerk vollführen EPITAPHE einen Parforceritt durch sämtliche Spielarten finsteren Metals, überzeugen im Kriech- wie auch im Vollwaschgang auf ganzer Linie und machen zu keinem Zeitpunkt Gefangene. Eine vielfältigere und zugleich schlüssigere Platte, die dermaßen fesselt und über eine Stunde lang spannend bleibt, gibt’s nur ganz selten. Ein echtes Meisterwerk. Ich bin gespannt, was und wie die Franzosen als Nächstes anfangen. Tilt.

Fazit
Das stärkste und zugleich finsterste denkbare Debüt mit fetter Spielzeit. Braucht man.
13
von 15
Hervorragend
Doom Shall Rise!