Wo könnten WEEZER heute stehen wenn die Truppe etwas anders drauf wäre? Manchmal helfen ja einige Skandale um den Bekanntheitsgrad zu steigern. Aber das war noch nie ein Thema für Rivers Cuomo und seine Mitstreiter. Und so spielen WEEZER auch heute nur im Stadtpark in Hamburg, und nicht in der großen Arena oder im Stadion. Und auch wenn der Stadtpark sehr gut gefüllt ist, ausverkauft ist er nicht. Trotz der Tatsache, dass dies das einzige Konzert von WEEZER in Deutschland ist, und dass das letzte Konzert von WEEZER in Hamburg schon über 13 Jahre her ist.
Ich erinnere mich noch dunkel an meinen Besuch beim Hurricane Festival, dass muss um die Jahrtausendwende rum gewesen sein. Das war mein erster und einziger Kontakt bisher mit WEEZER live. Voller Begeisterung bin ich damals zur Bühne gestürmt und bekam eine der bittersten Live Erfahrungen um die Ohren gehauen die bis heute andauert. Die Band hatte absolut keine Lust, ging nach gut 30 Minuten wieder von der Bühne, spielte nur die unbekanntesten Songs vom Album „Pinkerton“ und interessierte sich einen Scheiß dafür ob da überhaupt Leute vor der Bühne stehen. Erst später, als ich mich intensiver mit WEEZER und vor allem Rivers Cuomo beschäftigte wurde mir langsam klar, dass die Kapelle eben keine 08/15 Truppe ist, und gerade ihr Frontmann der Inbegriff des Wortes „Nerd“ zu seien scheint.
Eben weil ich diese Hintergedanken habe mach ich mich mit gemischten Gefühlen auf den Weg zum Stadtpark. Zum einen Vorfreude pur, denn die bisherige Europa Tour von WEEZER soll gut laufen und die Jungs so ziemlich alle Hits spielen. Auf der anderen Seite aber auch die mahnenden Gedanken, dass dies alles bei einer gewissen Unlust der Herren Musiker auch furchtbar schnell in die Hose gehen kann.
Und schon der erste Song lässt diese Zweifel nicht verstummen. Die Band kommt auf die Bühne und es geht sofort mit „Buddy Holly“ los. Der Überhit, den wirklich jeder kennt. Als zweites dann „Why Bother“ und „Perfect Sitaution“. Dazu kleben Rivers Cuomo (mit weißem Schlapphut und gepunktetem Hemd), Brian Bell (in brauner Kunstlederjacke über dem rosé-farbenen Pullover) und Scott Shriner (der irgendwie auch schon einmal gesünder aussah) gerade zu hinter ihren Mikros und bewegen sich maximal für ein paar Sekunden nach links oder rechts. Während „My Name Is Jonas“ erklingt muss ich kurz meine Kamera zur Garderobe bringen, bin aber beim nächsten Song „No Scrubs“ bereits wieder im grünen Rund des Stadtparks angekommen. „No Scrubs“ ist eine Cover Version der Popband TLC, und der Song stammt vom Album „The Teal Album“, was völlig überraschend und ohne große Vorankündigung zu Beginn diesen Jahres veröffentlicht wurde. Darauf befinden sich übrigens nur Cover Songs.
Bis hier hin muss ich festhalten dass es ein sehr holperiges Konzert ist. Keine Kommunikation mit dem Publikum, kaum Bewegung auf der Bühne, und zu Beginn ist der Bass viel zu laut und die Gitarren viel zu leise.
Erst mit „Pork And Beans“ und „El Scorcho“ fährt ein Ruck durch Band und Publikum. Letzteres geht zumindest etwas steil, singt mit und versucht sich in rhythmischen Hüpf-Übungen. Rivers Cuomo entdeckt plötzlich seine Entertainer Qualitäten, spricht „Ich bin ein Hamburger“ ins Mikro und tappst gemütlich mit seiner Gitarre an den grasbewachsenen Bühnenrand.
Es folgen „Pink Triangle“, „Holiday“ und „Island In The Sun“, und nun passt alles. Die Band hat Bock, es wird etwas gepost und sogar gelacht auf der Bühne. Das Publikum nimmt das dankbar auf und hat ebenfalls seinen Spaß an dieser WEEZER Show.
Mit „Africa“ (im Original von TOTO) und „Take On Me“ (im Original von A-HA) folgen zwei weitere Cover Versionen, unterbrochen werden diese von den eigenen Hits „Troublemaker“ und „In The Garage“.
Beim nächsten Lied „The Good Life“ passiert dann etwas außergewöhnliches für eine WEEZER Show. Während er Gitarre spielt spaziert Rivers von der Bühne an den ganz rechten Rand, wo eine kleine Verkaufsbude steht bei der man Bier bekommt. Die beiden Damen in dieser Bude bekommen dass erst mit, als er hinter der Bude auftaucht und freundlich durch das Fenster die beiden Damen anlächelt.
Nach dieser Erheiterung für alle Beteiligte geht es leider viel zu schnell voran. „Undone-The Sweater Song“, „Happy Together“ und das grandiose und alles überragende „Say It Ain’t So“ beenden das Konzert vorerst.
Natürlich kommen die Musiker nochmal auf die Bühne. Eines der Mikros wird sehr weit vorne an den Bühnenrand platziert und alle Vier stellen sich im Halbkreis auf. Es folgt eine A Capella Version von Buddy Holly, die auf der einen Seite lustig ist, auf der anderen Seite aber auch das stimmliche Können aller Herren von WEEZER unterstreicht. Respekt! Als letzte Zugaben kommen dann noch „Hash Pipe“ und „Beverly Hills“ bevor endgültig Feierabend ist.
Das Konzert begann etwas träge und schleppend, nach einer halben Stunde wurde es aber ein richtiger starker Abend. Zwar hätte ich persönlich noch den ein oder anderen Verbesserungsvorschlag für die Setlist gehabt, aber da der größte Teil tatsächlich vom blauen Album und den Klassikern von „Pinkerton“ bestand ist das Meckern auf ganz hohem Niveau.
In dieser Verfassung sind WEEZER live absolut zu empfehlen und ich hoffe, die Band lässt sich nicht wieder 14 Jahre Zeit für den nächsten Abstecher nach Hamburg.