LONG DISTANCE CALLING / HAMBURG, KULTURKIRCHE

Billing

Long Distance Calling

Ort

Hamburg, Kulturkirche

Datum

06.04.2019

Bilder

Marc Schallmaier

Die „Kulturkirche“ in Altona? Da ich schon seit mehr als zwei Dekaden in Hamburg wohne sind mir eigentlich alle Konzert Locations in der Hansestadt bekannt. Von einer „Kulturkirche“ hatte ich allerdings noch nie etwas gehört. Nach kurzer Recherche ergab sich, dass es sich tatsächlich um eine Kirche handelt, in der regelmäßig noch Gottesdienst stattfindet und für alle christlichen Feiertage eben dafür genutzt wird, wofür so eine Kirche nunmal da ist.
Allerdings ist die Kirchengemeinde der Überzeugung, dass dieser Raum auch für andere kulturelle Zweck genutzt werden sollte. Und so finden die unterschiedlichsten Veranstaltungen in diesem edlen Gemäuer statt. Als Beispiele seien hier Poetry Slams, eine Weinmesse oder auch Ausstellungen von Malern aus Hamburg genannt. Die Hamburger Hip Hop Band FETTES BROT durfte hier ein Video für einen Song drehen, und auch NENA hat hier ihren 50. Geburtstag gefeiert. Aber eben auch Konzerte unterschiedlichster Stilrichtungen.
LONG DISTANCE CALLING haben sich zum 10. Jubiläum der Scheibe „Avoid The Light“ etwas ganz Besonderes ausgedacht, nämlich eine „Seats & Sounds“ Tour. Diese fand zwar nur in den Städten Hamburg, Köln und Ludwigsburg statt, dafür aber in sehr ausgewählten Venues. Wie eben der Kulturkirche in Altona.

Als ich an der Kirche eintreffe ist das Bild zunächst nicht anders als bei anderen Konzerten auch. Rock & Metal Fans aller Couleur, vor der Location wird geraucht und noch ein letztes Bier getrunken, und jeder trifft irgendjemanden den man kennt. Soweit alles ganz normal. Lediglich die riesige Kirche im Hintergrund lässt bereits erahnen, dass heute eben nicht alles so normal ist wie bei einem Standard Konzert von LONG DISTANCE CALLING.
Der Platz auf der Gästeliste ist bestätigt und eine kurze Rücksprache wegen der Fotos wird geführt. Es ist auch ein Kamerateam heute Abend vor Ort, aber ob dies nun lediglich Aufnahmen für Bandinterne Zwecke werden oder tatsächlich, wie das Gerücht so umgeht, Aufnahmen für eine DVD/Blu-ray gemacht werden lässt sich nicht in Erfahrung bringen.
Es ist schon eine beeindruckende Kulisse wenn man in die Kirche hinein geht. Diese ist groß und sehr hoch, das Publikum sitzt auf den Kirchbänken und zusätzlich aufgestellten Stühlen und es wurde eine amtliche Lightshow aufgestellt. Pünktlich um halb sieben geht es dann auch los, und die Band steigt mit dem Klassiker „Into The Black Wide Open“ ein. Ein bombastischer Sound ertönt, wenn auch am Anfang ein klein wenig schwammig, dies wird bereits nach dem zweiten Track „The Very Last Day“ korrigiert. Aber das kann ich auch keinem verübeln, denn in so einem verwinkelten Gebäude einen glasklaren Sound hinzubekommen ist keine leichte Angelegenheit. Die ganze Atmosphäre ist wirklich großartig, und die Leute sind wie elektrisiert von den teils groovigen und doch immer wieder technisch versierten Songs von LONG DISTANCE CALLING. „Into The Clouds“ und „Like A River“ vom neuen Album „Boundless“ folgen, bevor mit „Timebends“ ein weiterer Klassiker ertönt. Zu Beginn des Auftritts schienen noch die letzten Sonnenstrahlen durch die bunten Kirchenfenster, aber mittlerweile ist die Sonne untergegangen und die Lightshow kommt nun zur vollen Entfaltung. In Verbindung mit den der Musik ein wirklich einmaliger Vorgang. Es folgen noch „On The Verge“ und „Out There“, ebenfalls vom letzten Album, bevor es eine kurze Pause gibt. Vertreter der Kirchengemeinde verkaufen Bier, Softdrinks und kleinere Snacks zu sehr geringen Preisen, allerdings hat hier niemand die Absicht sich komplett voll laufen zu lassen und so gerät auch diese Unterbrechung zu einer stilvollen Angelegenheit.
Nach der Pause geht es mit nahezu allen Songs von dem Album „Avoid The Light“ weiter, lediglich der Track „The Nearing Grave“ wird nicht gespielt. Unterstützung erfahren LONG DISTANCE CALLING am heutigen Abend auf der Bühne von einem Cellisten sowie einem Percussionisten, die dem eh schon edlen Sound noch mehr Tiefe und Atmosphäre verleihen. Als dann „Flux“ vom Album „Trips“ verklungen ist, gehen die Musiker von der Bühne, und nicht nur jetzt gibt es Standing Ovations für LONG DISTANCE CALLING. Die Band kommt noch einmal für die Zugabe „Metulsky Curse Revisited“ auf die Stage, bevor dann endgültig Feierabend ist.
Ein wirklich beeindruckendes Konzert geht zu Ende, und die Menschen in der ausverkauften Kulturkirche sind völlig aus dem Häuschen. Wer nicht dabei gewesen ist, hat hier absolut etwas verpasst!

Not everyone likes Metal - Fuck them!!!