SUMMER BREEZE OPEN AIR 2018

Billing

Diverse

Ort

Dinkelsbühl, Flugplatz Sinnbronn

Datum

15.08. – 18.08.2018

Bilder

Marc Schallmaier

Und wieder einmal mache ich mich aus dem hohen Norden auf den Weg in den tiefen Süden. Es sind mehr als 600 Kilometer, und somit locker mindestens 6 Stunden im Auto (ohne Stau und Pause), aber das ist mir das Summer Breeze Open Air definitiv wert. Schon in den letzten Jahren habe ich entdeckt, dass mir das Gesamtpaket einfach gefällt. Sei es das großzügige Gelände, in dem trotz einer Besucherzahl von mehr als 30.000 Leuten nie das Gefühl aufkommt, in starkem Gedränge zu stehen. Oder das bunt gemischte Publikum, jeglicher Couleur und jeglichen Alters. Dazu noch eine sehr ausgewogene Band Auswahl, bei der natürlich auch größere Namen nicht fehlen dürfen. Aber, und das ist der krasse Gegensatz zu anderen Festivals, hier bekommen auch junge oder aufstrebende Kapellen die Chance sich einem breiten Publikum zu präsentieren. Und zwar nicht zu einer völlig unsäglichen Zeit oder wenn auf der Hauptbühne gerade der Headliner schlechthin spielt.
Natürlich ist auch hier nicht alles perfekt, aber die Probleme oder Schwierigkeiten sind eher der Natur, die es bei jedem Festival gibt.
Im Bühnenbereich hat man von Veranstalterseite her etwas aufgestockt. Es bleibt zwar bei der einen großen Hauptbühne, die über einen großen Drehteller verfügt und somit das Changeover auf ein absolutes Minimum reduziert. Und auch die T-Stage wird beibehalten, da sie sich gut etabliert hat. Die Camel Stage wurde ordentlich ausgebaut und mit einem Dach versehen. Das ist sowohl bei guten wie auch bei schlechtem Wetter ein absoluter Zugewinn. Die Ficken Party Stage liegt jetzt außerhalb beim Campingbereich und ersetzt das Zelt dass es früher noch gab. Der Weg hierher ist zwar etwas weit (vor allem mit Kamera Equipment auf den Schultern), aber ansonsten ist alles easy zu erreichen.
Am Dienstag ist zwar schon ein klein wenig Programm für die aller ersten Besucher, ab dieses spielt sich nur auf der Ficken Party Stage statt. Ich reise am Mittwoch an und stürze mich umgehend ins Getümmel.

MITTWOCH

THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA

Es ist schwierig dem Projekt von SOILWORK Sänger Björn Strid und dem ARCH ENEMY Bassisten Sharlee D’Angelo Live aus dem Weg zu gehen. Auf nahezu jedem Festival spielen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA um ihren Hard Rock an den Mann und die Frau zu bringen. Nun also nehme ich die Band auch unter die Lupe, muss aber bereits nach zwei Songs einsehen, dass die dargebotene Musik im höchsten Maße durchschnittlich ist und mich nicht abholt. Zu seicht und zu zahnlos plätschern die Lieder daher, und ich bin mir sicher, dass THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA ohne ihre bekannten Mitglieder nur halb so viel Aufmerksamkeit erregen würden. Das Bühnenbild und die Klamotten der Musiker ist zwar nett anzuschauen, musikalisch bringt das mich als Zuhörer aber nicht dazu das Tanzbein zu schwingen. Ein Teil des Publikums denkt da aber anders und vergnügt sich zu der dargebotenen Mucke. Fairerweise muss ich aber auch sagen dass schon mehr vor der T-Stage zu dieser Uhrzeit bei anderen Bands los war.

DEATHRITE

Weiter geht es mit den Sachsen von DEATHRITE, die für mich auch zu dieser Welle von starken deutsch Death Metal Bands gehören, die in den letzten Jahren los geschwappt ist. DEATHRITE gehören da zwar mit ihrer 8 Jahren schon länger dazu, aber auch sie profitieren von diesem Fokus der auf diesem Genre liegt. Die Kapelle spielt einen Haufen neuer Songs von dem Album „Nightmares Reign“, dass erst Ende 2018 veröffentlicht wird. Ein riskantes Unterfangen, denn manch einer im Publikum erwartet ein Best Of von DEATHRITE und wird heute enttäuscht. Allerdings geht die Meute vor der Bühne gut ab und feiert das neue Material mit dem ein oder anderen Moshpit. Die Mischung aus räudigem Death Metal mit thrashigem Black Metal trifft bei den Zuschauern ins Schwarze und DEATHRITE können ihren Auftritt als Erfolg verbuchen.

AUDN

Die Isländer von AUDN stehen bei mir als nächstes auf dem Programm, und diesen Auftritt erwarte ich mit einiger Spannung. Entsprechende Vorschuss Lorbeeren gab es von Freunden und Bekannten, nun muss die Band liefern. Und das tut das Quintett, komplett in schwarze Anzüge gehüllt, mit Hingabe und einer starken Dynamik. Der atmosphärische Black Metal der verdammt viel Wert auf Emotionen legt knallt mit viel Wucht aus den Boxen. Dazu das entsprechende Minenspiel von Sänger Hjalti Sveinsson, der sekundenlang in die Menge blickt um dann stimmlich und auch sonst zu explodieren. Ansonsten hapert es ein wenig mit der Kommunikation, da die wenigen Ansagen der Band in einer mir völlig unverständlichen Sprache daher kommen und für allgemeines Schulterzucken sorgt. Ich vermute mal es ist isländisch……aber auch egal, die Musik knallt amtlich und AUDN können die Leute begeistern. Die Band muss ich unbedingt mal ein kleinen Club sehen!

KATAKLYSM

Die Kanadier habe ich schon oft gesehen, wirklich begeistern konnten sie mich bisher aber nie. Heute ist dies anders, und das Quartett spielt einen derartig energiegeladenen Set, dass ich mir leichte Sorgen um die Gesundheit der Zuschauer mache, Ein Inferno aus Körperteilen wirbelt da durch den Circle Pit, die Crowdsurfer nehmen kein Ende und KATAKLYSM prügeln die Songs nur so runter. Was verwundert ist die Ansage von Frontsirene Maurizio Iacono, dass die Truppe eigentlich ziemlich im Eimer ist, da es auf der Anreise zu Problemen kam und man mehr oder minder direkt vom Flughafen zum Summer Breeze Open Air gefahren ist. Chapeau die Herren! Die knappe Stunde Spielzeit lässt zu keiner Sekunde etwas derartiges vermuten, und KATAKLYSM feuern das Publikum immer wieder an. Am Ende sind Band und Fans völlig erschöpft, und auch den Securities im Graben läuft der Schweiß in Bächen herunter. Grandioser Auftritt!

SEPULTURA

SEPULTURA sind ein gern gern gesehener Gast auf dem Summer Breeze, in schöner Regelmäßigkeit tauchen die Brasilianer in Dinkelsbühl auf. Nicht ganz so gleichmäßig empfinde ich die Live Performance der Südamerikaner, die zwischen Landesliga und Champions League Niveau in den letzten Jahren schwankt. Heute ist es eine der oberen Schubladen, nicht wirklich umwerfend, aber schon eine gediegene Leistung. Dass die alten Thrash Granaten immer noch mehr abgefeiert werden wie neues Material wird sich wohl auch in den nächsten 20 Jahren nicht ändern. Die vier Songs vom „Machine Messiah“ Album finde ich persönlich höchst durchwachsen, und so erfreue ich mich an Perlen wie „Territory“, „Arise“, „Against“ und natürlich „Refuse/Resist“. Auch das Publikum ist ordentlich am Start, an das Energielevel von KATAKLYSM kommt aber heute keiner mehr ran. Da ändert auch das abschließende „Roots Bloody Roots“ von SEPULTURA nichts mehr.

DONNERSTAG

BACKYARD BABIES

Dreckiger und punkiger Rock’n’Roll am Mittag bei brennender Sonne? Kann funktionieren, kann aber auch nicht. Leider ist letzteres zumindest ein wenig der Fall. Die BACKYARD BABIES haben massive technische Probleme, erst ab Song Nummer Drei „The Clash“ läuft es rund. Der Zuschauerandrang hält sich auch in Grenzen, was wohl einfach der Hitze und der Party am Vortag zugesprochen werden muss. Und dabei sind die Schweden alles andere als omnipräsent in dieser Zeit. Vielmehr ist dies einer der wenigen Auftritte in Deutschland in diesem Festival Sommer. Etwas beeindruckt sind Dregen und seine Kumpanen aber doch von der eher überschaubaren Kulisse und den verhaltenen Reaktionen. Zumindest ziehen die BACKYARD BABIES den Rest der Show routiniert runter, und am Ende gibt es bei „Minus Celsius“ und „Look At You“ dann doch einiges an Bewegung im Publikum.

MALEVOLENCE

Die Briten haben mit ihrer Mischung aus Metalcore, Thrash Metal und Hardcore definitiv eine explosive Mischung am Start. Und das Breeze Publikum lässt sich nicht zweimal bitten und zündet die Lunte an. In der folgenden Dreiviertelstunde bildet sich eine immense Staubwolke vor der T-Stage die mangels Luftzirkulation über dem Pit klebt wie das eigene durchgeschwitzte Shirt am Körper. Mir ist das Songmaterial zwar nicht vertraut, spontan packt mich aber der Groove von MALEVOLENCE und Fuss und Kopf wippen locker mit.

BEMBERS

Ja, nun ist auch mal Kontrastprogramm angesagt. BEMBERS, der kernige Metal Comedian aus dem Frankenland steht auf der „Ficken“ Bühne und erzählt eine Stunde lang Anekdoten und Geschichten über Gott und die Welt. Auch wenn ich als Muschelschubser (aka Norddeutscher) das ein oder andere Mal leichte Probleme mit dem Dialekt habe, so kann ich doch die meisten Pointen verstehen und auch darüber lachen. Nach etwas mehr als dreißig Minuten finde ich persönlich zwar dass die Luft etwas raus ist und die Geschichten von BEMBERS immer nach einem bestimmten Schema aufgebaut sind, der Rest des Publikums hat aber seinen Spaß.

STILLBIRTH

Weiter geht es zur Camel Stage wo STILLBIRTH auf die Bühne kommen. Das Quintett aus Nordrhein – Westfalen überzeugt als erstes mit einem geschlossenen Auftreten, zu dem blanke Brust und schwarz-grüne Shorts gehören. Weiterhin wollen sie mit ihrem brutalen Death Metal, der stellenweise schon in den Grindcore oder auch Slam Metal abdriftet, das Publikum überzeugen. So sehr sich die Herren aber auch ins Zeug legen, so richtig zünden will das Ganze im Publikum nicht. Erst als Frontmann Lukas die Initiative ergreift und sich selber inklusive Mikro in den Circle Pit begibt werden die Zuschauer aktiv. Einer aus dem Pit muss es natürlich wieder übertreiben, denn der Vogel steht plötzlich splitterfasernackt inmitten des Publikums. STILLBIRTH hauen mich im weiteren Verlauf des Auftritts nicht vom Hocker, dafür sind die Songs meiner Meinung nach zu durchschnittlich.

TRAGEDY OF MINE

Nochmal zurück zur „Ficken“ Stage, wo es diesmal aber Musik und keine Comedy gibt. Die Newcomer TRAGEDY OF MINE geben sich die Ehre, und es finden sich doch eine Menge Leute ein um den Jungs aus Osnabrück eine Chance zu geben. Die Band spielt eine interessante Mischung aus Metalcore und melodischem Death Metal, der zwar nicht komplett neu oder innovativ ist, aber mit viel Spielfreude und Leidenschaft dargeboten wird. Der Fünfer nutzt die halbe Stunde voll aus und spielt sich die Seele aus dem Leib. Wer auf derartige Musik steht sollte sich den Bandnamen unbedingt merken, die Jungs haben Potential.

NECROTTED

Auf der Camel Stage stehen nun NECROTTED auf der Bühne, die wahrscheinlich von allen Bands auf diesem Festival den kürzesten Anfahrtsweg hatten, so roundabout 50 Kilometer. Rein musikalisch kann das Sextett den Heimvorteil aber nicht nutzen. Der aggressive und brutale Death Metal trifft nicht jedermanns Geschmack, und meinen leider auch nicht. Die Songs sind mir zu monoton und wenig abwechslungsreich, und so ziehe ich nach wenigen Lieder auch weiter, da es nicht danach aussieht, dass sich das Material von NECROTTED noch groß ändern wird.

MUNICIPAL WASTE

Genau das Gegenteil bei den Thrashern von MUNICIPAL WASTE aus den USA, die mit ihren Krachern das Publikum ab Minute 1 im Griff haben. Ein riesiger Mosh Pit und Crowdsurfer ohne Ende verwandeln den Publikumsbereich in ein Tollhaus. Den aufgewirbelten Staub findet man im Anschluss an jeder Ecke des Körpers wieder. Frontmann Tony Foresta brilliert mit Porno Sonnenbrille und klaren Ansagen, sei es nun in Bezug auf die Musik („Do you want something faster?“) oder eben auch politisch („Fuck Racism!“). Dazu der passende Soundtrack mit „Mind Eraser“, „Unleash The Bastards“ und „Terror Shark“. Zum krönenden Abschluss natürlich „Born To Party“, und wer da nicht mitgeht hat hier auch nichts verloren. Ein ganz starker Auftritt!

BEHEMOTH BIER

Kontrastprogramm die Zweite! Kurz vor dem Summer Breeze bekam ich eine email in der die anwesenden Presseleuten zu einer Bier Verköstigung eingeladen wurden, und zwar von BEHEMOTH. Zusammen mit einer polnischen Brauerei (und natürlich auch einer Marketing Firma) haben BEHEMOTH sieben Craft Biere gestaltet die nun vorgestellt werden. Und natürlich darf man auch ein Schlückchen probieren. Oder zwei. Oder auch drei. Tatsächlich ist die Band auch anwesend genau so wie ein Vertreter der Brauerei „Perun“, der sein Fachwissen zu den einzelnen Craft Bieren unterbreitet. Während Seth und Inferno von BEHEMOTH sich relativ schnell wieder verdrücken, ist Nergal eigentlich die gesamte Zeit während des Termins über vor Ort. Er erzählt wie es zu der Idee kam und die Zusammenarbeit mit der Brauerei begann. Später mischt er sich völlig ohne Allüren unter die Leute, fragt wie es schmeckt, hält Smalltalk und ist völlig entspannt. Ein sehr sympathischer und umgänglicher Mensch. Die Verköstigung geht dann zu Ende und auch Nergal verabschiedet sich, schließlich muss er in ein paar Stunden auf der Bühne stehen. Übrigens, die Craft Biere waren durch die Bank sehr lecker, wer auf IPA oder Stouts steht sollte sich mal ein Fläschchen gönnen.

BLOODRED HOURGLASS

Weiter geht es mit Musik. Auf der Ficken Stage stehen die mir noch unbekannten Finnen von BLOODRED HOURGLASS, um ihren melodischen Death/Thrash Metal an die geneigte Zuhörerschaft zu bringen. Und das gelingt ihnen ganz gut, oder aber die Menge vor der Bühne ist schon sehr mit dem Material der Skandinavier vertraut. Die Songs gehen ganz gut los, aber es ist klar dass die großen Brüder wie INSOMNIUM oder auch AMORPHIS bei vielen Ideen Paten standen. Auch wenn die Melodien etwas flotter sind kommt das Alles noch ein wenig rudimentär daher. Aber Potential ist vorhanden.

BEHEMOTH

Gerade noch beim Bierchen Probieren, schon auf der Show Bühne ähhhh Hauptbühne natürlich. BEHEMOTH sind live mittlerweile eine absolute Maschine, bei der wirklich gar nichts dem Zufall überlassen wird. Bei den Feuer Effekten auf der Bühne könnte das auch nach hinten losgehen. Lediglich in der Setlist gibt es immer mal wieder den einen oder anderen Überraschungsgast.So wird der Klassiker „Ov Fire And The Void“ heute direkt zum Einstieg gespielt. BEHEMOTH haben richtig Bock, Nergal nutzt die gesamte Größe der Bühne um sich zu bewegen und das Publikum zu animieren. Das ist eigentlich überflüssig denn der Raum vor der Stage ist komplett voll und feiert die polnischen Satansbraten nach allen Regeln der Kunst ab. Zur Belohnung gibt es neben dem bereiste bekannten neuen Song „God=Dog“ noch „Wolves Of Siberia“ vom neuen Album „I Loved You At Your Darkest“. Eine ganz starke Performance von BEHEMOTH. Warum die Band allerdings 20 Minuten vor dem offiziellen Ende die Bühne verlässt ist mir schleierhaft und läßt sich auch im Nachgang nicht offiziell klären. Denn aus sicherer Quelle erfahre ich, dass die eingereichte Setlist komplett und ohne Lücken gespielt wurde. Es scheint mir als ob da in der Zeitplanung einfach was schief gelaufen ist.

POWERWOLF

Nach der Messe ist vor der Messe, oder wie war das? Egal, denn nachdem BEHEMOTH ausgiebig dem Gehörnten gehuldigt haben, gilt es nun mit dem Wolfsrudel zu heulen. POWERWOLF haben einen Headliner Slot und diesen füllen sie auch absolut aus. Musikalisch kann man sicherlich darüber streiten in wie weit POWERWOLF wirklich eine Relevanz auf die Metal Szene haben. Unstrittig ist aber die Tatsache, dass nahezu 30.000 Leute jetzt vor der Hauptbühne stehen und unterhalten werden wollen. Und das erledigt das Quintett mit links. Die Songs werden vom Publikum mitgesungen, Frontmann Attila Dorn ist ein hervorragender Entertainer der zu jeder Zeit die Leute vor der Bühne animieren oder abholen kann und die gesamte Bühnendekoration sowie die Kostüme ergeben ein sehr stimmiges Gesamtbild. Respekt, die Herren, Lücke gefunden und genutzt. Wobei ich persönlich es immer noch erstaunlich finde dass die Bass Spuren vom Band kommen, oder vielleicht auch noch mehr? So genau läßt sich das nicht feststellen, und ist es am Ende nicht egal wenn nahezu das gesamte Festival Publikum steil geht? Das muss jeder für sich selbst beantworten.

DIE APOKALYPTISCHEN REITER

Nach einer gefühlten Ewigkeit habe ich mal wieder die Ehre ein Konzert von DIE APOKALYPTISCHEN REITER zu begutachten. Als erstes fällt auf dass sich ein Teil des Publikums vor der Hauptbühne verkrümelt hat. Okay, es ist ein Uhr nachts, und der Tag war lang und die Sonne hat auch ihren Teil dazu beigetragen die Fitness der Besucher kleinzukriegen. Von alkoholischen Getränken wollen wir gar nicht erst anfangen. Aber ob es wirklich nur daran liegt? Die REITER steigen mit „Wir Sind Zurück“ recht passend ein, wechseln dann zu ein paar Klassikern, spielen aber dann noch fünf Songs des aktuellen Albums „Der Rote Reiter“. Das ist zwar legitim, halte ich aber um diese Uhrzeit für einen taktischen Fehler. Und so nimmt der Zuschauerzuspruch auch während des Konzerts langsam aber stetig ab. Lediglich bei den letzten beiden Gassenhauern „Wir“ und „…Vom Ende Der Welt“ kommt nochmal richtig Stimmung auf.

WHEEL

Manchmal lass ich mich einfach gerne überraschen. Da ich irgendwie Zeit bis zur nächsten Band überbrücken muss, gehe ich zu Camel Stage und schau mir die Band WHEEL an. Ich weiß nichts über diese Band oder ihre Musik. Kaum legt das Quartett los komme ich nicht drum herum der Kapelle zu attestieren dass sie ein gutes Unterhaltungspotential hat. WHEEL spielen einen gefühlvollen Mix aus klassischem Metal, progressivem Rock und Alternative. Und auch wenn es Lyrics gibt so spielen die nur eine untergeordnete Rolle und werden spärlich eingesetzt. Das Musiker Kollektiv ist das, was bei WHEEL zählt. Zu dieser späten Stunde genau das Richtige!

HEILUNG

Es ist nun schon viertel nach Zwei in der Nacht als endlich HEILUNG auf die Bühne kommen. Das tun sie standesgemäß mit einem Teil der Veranstalter um die Bühne zu „weihen“. Ein Ritual, dass mir aber schon bei meinem ersten Zusammentreffen mit der Band auf dem Graspop Metal Meeting aufgefallen ist. Wer die Band HEILUNG nicht kennt, dem sei gesagt, dass es sich hier im weitesten Sinn um eine Art Pagan/Folk Band handelt, die mit ihren Kostümen und Instrumenten weit zurück in die Geschichte der Menschheit geht. Gespielt wird hauptsächlich auf Trommeln und anderen „Instrumenten“, die Menschen schon sehr früh entwickelt haben. Bestehend aus Materialien die ihnen die Natur zur Verfügung gestellt hat. Und so sind auch die Gewänder aus Stoffen und Geweihen gefertigt worden. Die „Songs“ von HEILUNG haben eine Art meditative Wirkung, in verschiedenen Sprachen gesungen (von deutsch über englisch bin hin zu gotisch oder lateinisch) und mit verschiedenen Gesangsstil dargeboten. So verwundert es auch nicht dass ein leicht süßlicher Tabakgeruch in der Luft liegt. Erstaunlich ist die Tatsache, dass vor der T Stage eine Menge Leute sich zu dieser Unzeit eingefunden haben. Viele bewegen sich langsam mit geschlossenen Augen und lassen die Musik von HEILUNG auf sich wirken. Live ist das eine wirklich starke Angelegenheit und ich kann nur jedem raten sich von dem Phänomen HEILUNG einfangen zu lassen. Ein starker Abschluss eines tollen Festival Tages!

FREITAG

SEASONS IN BLACK

Ähnlich wie NECROTTED haben die Jungs von SEASONS IN BLACK einen recht kurzen Anfahrtsweg zum Festival, sind aber schon bedeutet länger im Geschäft. Und so nehme nicht nur ich der Truppe die Dankbarkeit, das erste Mal in ihrer Karriere hier spielen zu dürfen, auch ehrlich ab. SEASONS IN BLACK spielen recht unspektakulären Melodic Death Metal mit leichtem Gothic Einschlag, aber dieser wird mit sehr viel Herzblut und Enthusiasmus dargeboten so dass sich die Kapelle über amtliche Zuschauerreaktionen freuen darf. Das ist auch deshalb hoch anzurechnen weil es gerade einmal 13.00 Uhr ist, das Thermometer aber schon locker auf die 30 Grad zugeht.

SPITFIRE

So geht es auch schweißtreibend weiter. Als nächstes stehen SPITFIRE auf der Camel Stage um ihre Mischung aus Metal und Rock’n’Roll an den Mann und die Frau zu bringen. Tatsächlich gib es in den ersten Reihen eine Menge Leute mit entsprechendem Merchandise. Allerdings sind diese auch die Einzigen die wirklich mitgehen. Der Rest ist wie relativ schnell enttäuscht, denn SPITFIRE sind am Ende nichts weiteres als eine lasche VOLBEAT Kopie ohne eigene Duftmarke.

DANKO JONES

Das kanadische Trio DANKE JONES steht bei mir als Nächstes auf dem Programm. Endlich kann ich hinter diesem Bandnamen auch mal einen Haken machen, denn es ist das erste Mal das ich die Truppe live erleben darf. Und sogleich werden sie ihren Vorschusslorbeeren gerecht. Bassist John Calabrese ist ein ständiger Unruheherd, während Drummer Rich Knox präzise und wuchtig sein Schlagzeug vermöbelt. Gitarrist und Sänger Danko Jones ist zwar durch seine Doppelfunktion immer an das Mikro gebunden, verfügt aber über genügend Charisma um dies wieder auszugleichen. Und eine große Klappe hat er auch, was seinen Entertainer Fähigkeiten natürlich entgegenkommt. DANKO JONES spielen eine Querschnitt durch alle Alben, der Schwerpunkt mit 5 Songs liegt auf der letzten Veröffentlichung „Wild Cat“. Die Fans älteren Semesters feiern hingegen Perlen wie „First Date“ etwas mehr ab. Ich persönlich hätte gerne noch einen Klassiker wie „Baby Hates Me“ gehört, man kann aber nicht alles haben und schlußendlich ist der Auftritt von DANKO JONES einfach nur saugut.

ANCST

Zurück zur Camel Stage wo ANCST sich bereit machen. Die Berliner zelebrieren eine Mischung aus Black Metal und Crust/Grindcore, der mit auffallend hoher Geschwindigkeit dargeboten wird. Meine Vermutung, dass ist nur der Einstieg und der Sound wird sich gleich etwas ändern da ich mit dem Material von ANCST Null vertraut bin, muss ich schon nach kurzer Zeit revidieren. Das Tempo bleibt konstant hoch und sorgt so für eine schnelle Ermüdung und Desinteresse an der Band.

J.B.O.

Der Kontrast zu der vorherigen Band könnte wohl nicht viel größer sein. Die Spaßkapelle aus Erlangen steht auf der Hauptbühne und es haben sich eine Menge Leute im Publikum eingefunden. Rosa ist Trumpf, und J.B.O. machen nicht den Fehler wie andere Bands auf diesem Festival und spielen zu viel Material von ihrem aktuellen Album. Mit „Alles Nur Geklaut“ (übrigens absolut passend als Opener!) und „Du Hast Dein Smartphone Vergessen“ kommen lediglich zwei Tracks von „Deutsche Vita“ ins Programm. Und so feiert die Meute Hits und Evergreens wie „Bolle“, „Geh Mer Halt Zu Slayer“ und „Ein Guter Tag Zum Sterben“ ohne Ende ab. J.B.O. werden ja schon seit einiger Zeit von zwei „Showfuzzis“ auf der Bühne unterstützt, zu denen ich eine eher gespaltene Meinung habe. Heute bin ich aber ganz froh dass sie da sind, denn die vier „echten“ J.B.O. Mitglieder wirken müde und erschöpft. Klar, es kommen ein paar witzige Sprüche und Konversationen, aber schlußendlich stehen Hannes und Vito wie versteinert hinter ihren Mikros. Den Entertainment Faktor übernehmen halt heute die beiden Fuzzis und das tun sie richtig gut.

TRIVIUM

Das TRIVIUM in diesem Festival Sommer exakt ein europäisches Event besuchen ist schon eher außergewöhnlich. Dass dies nun auf dem Summer Breeze stattfindet stellt auch den Stellenwert dieser Veranstaltung mittlerweile da. Die Band hätte ja auch zwei Wochen vorher im Norden von Deutschland spielen können. Aber nein, Matt Heafy und Kollegen stehen auf der Bühne und legen mit dem Titeltrack ihres letzten Albums „The Sin And The Sentence“ direkt los. Es hatte in den vergangenen Stunden doch einen kräftigen Platzregen gegeben (es geht einfach nicht ohne, auch wenn an allen anderen Tagen das Wetter bombig war!), und speziell DORO, die vor TRIVIUM auf der Hauptstage ran durfte, hatte doch darunter zu leiden, dass zahlreiche Besucher sich ein trockenes oder geschütztes Plätzchen suchten. Nun war es wieder trocken und die Massen haben sich wieder vor der Bühne versammelt. Wer noch nasse Klamotten anhatte konnte sich diese nun beim Circle Pit Rennen oder moshen wieder trocken bewegen. Den Soundtrack bringen TRIVIUM dazu, mit einer Präzision und Wucht dass es einfach unterhaltsam ist. Auch ist Frontmann Matt Heafy ständig in Bewegung, feuert das Publikum immer wieder an und bringt rudimentäre Deutschkenntnisse zum Vorschein. Natürlich ist hier alles von A bis Z durchgeprobt, und ich hätte mir gern ein paar Songs aus älteren Tagen gewünscht, aber auch so kann ich nur von einem sehr starken Auftritt von TRIVIUM sprechen.

ARCH ENEMY

Und wenn wir schon von komplett durch getakteten Auftritten sprechen sind ARCH ENEMY auch nicht fern. Die schwedisch/kanadisch/amerikanisch Mischtruppe lässt es heute richtig krachen, mit einer amtlichen Lightshow, Feuer bis der Arsch platzt und einem Hammer Sound. Aber wo ist Jeff Loomis? Schon im Vorfeld sickerte durch dass der gute Mann Vaterfreuden entgegensehen wird und deshalb von Joey Concepcion ersetzt wird. Und der Kollege macht seinen Job richtig gut. Besser als gut ist heute noch Frontfrau Alissa White-Gluz, die nicht nur stimmlich keine Fragen offen lässt, sondern aktiv ist wie ein Duracell Hase unter Starkstrom. Bei der Songauswahl gibt es auch nichts zu mäkeln.
16 Lieder netto spielen ARCH ENEMY und decken damit acht Alben ab, das ist schon mal eine Ansage. Das Publikum geht auch komplett steil und die Securities im Graben (die selbst ernannten „Grabenschlapmen“) haben alle Hände voll zu tun um die Crowdsurfer sicher auf den Boden zu helfen.

SICK OF IT ALL

Die New Yorker Hardcore Veteranen sind live immer eine Bank, und das seit mehr als 30 Jahren. SICK OF IT ALL kann man bedenkenlos zwischen jegliche Metal Bands packen, es würde mich schon schwer überraschen wenn die energiegeladene Show sich nicht auf das Publikum überträgt. Und so dauert es auch heute einen halben Song um die Massen vor der T Stage in Ekstase zu versetzen. Moshpit und good ol‘ Pogo sind angesagt. Und obwohl das Quartett um und bei 50 Jahre alt sein sollte (wer genaueres weiß bitte eine Info an mich!) fegen die „Jungs“ mit einer Power über die Bühne von der sich so 80% aller Hardcore/Metal/Rock Kapellen mal eine Scheibe abschneiden können. 20 Songs in einer Stunde Spielzeit! Noch Fragen? Ja, eine Frage hätte ich da noch. Wer ist für dieses beschissene Bühnenlicht verantwortlich? Katastrophal, derjenige an den Regler mag offenbar keine Fotografen.

SATYRICON

Nach so einer Vollgas Ladung Hardcore sich dem norwegischen Black Metal Urgestein SATYRICON zu widmen ist nicht ganz so einfach. Aber der Weg von der T-Stage zur Hauptbühne reicht um das Adrenalin wieder etwas nach unten zu fahren und sich auf Düsternis und Melancholie einzustellen. Das mein erstes Zusammentreffen mit Satyr & Frost allerdings derartig langweilig ausfallen würde hätte ich nicht gedacht. Musikalisch ist das alles über jeden Zweifel erhaben, aber es kommt weder Atmosphäre noch Stimmung auf. Ein riesiges Backdrop, gedämpftes Licht und nur wenig Bewegung bei Frontmann Satyr reichen nicht aus um die Massen noch einmal zu begeistern. Lediglich der Gassenhauer „Mother North“ sorgt noch einmal für Alarm.

TURISAS

Die Finnen beenden den heutigen Tag auf der Hauptbühne. Allerdings sehen sie sich gleich zwei Problemen gegenüber. Denn zum einen ist es nun schon ein Uhr in der Nacht, und es haben sich schon viele Leute in ihre Zelte zurückgezogen. Und zum anderen ist das Stimmungsbarometer nach dem eher blutleeren Auftritt von SATYRICON ziemlich im Keller. TURISAS machen das Beste daraus, ignorieren einfach die beiden Fakten und ballern ihre Pagan/Folk Songs in die dunkle Nacht. Das die angemalten Skandinavier überhaupt noch existieren ist schon mal eine gute Sache, denn eine ganze Zeit langt habe ich nichts aus dem Lager von TURISAS zu hören bekommen. Allerdings sind die gespielten Songs doch sehr eintönig und wiederholen sich in ihrem Schema, so dass ich nach einer guten halben Stunde entscheide, dass ich genug für heute habe.

SAMSTAG

EINHERJER

Viking Metal zum Frühstück? Nicht ganz, denn heute habe ich etwas ausgiebiger geschlafen und gegessen, so dass meine erste Band heute eben um 14.30 Uhr EINHERJER aus Norwegen sind.
Warum ich mir ausgerechnet diese Band aussuchte ist mir nicht mehr ganz so klar. Vielleicht habe ich sie mit einer anderen Band mit ähnlichem Namen verwechselt. Denn kaum steht das Quartett auf der Bühne und beginnt den Set fällt mir wieder ein, dass ich die Band eigentlich gar nicht mag, und dass sich bereits zu Beginn des Jahres 2018 beim Ragnarök Festival sehr enttäuscht hatte. Zumindest die anwesenden Leute haben Bock und singen teilweise mit.

PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS

Das mit dem Tod von Lemmy Schluß für MOTÖRHEAD war wurde recht schnell bekannt. Und eigentlich auch die einzige logische Schlussfolgerung. Das Gitarrist Phil Campbell einfach so seine Instrumente in die Ecke stellen würde war eben so undenkbar. Und so wurde aus dem Spaß Projekt mit seinen drei Söhnen und dem Sänger Neil Starr eine ernsthafte Band, die dann auch zügig von Nuclear Blast unter Vertrag genommen wurde. Selbstverständlich gibt die Band auch heute den ein oder anderen MOTÖRHEAD Klassiker zum Besten, zum Beispiel „Born To Raise Hell“ und „Rock Out“. Aber auch eigene Songs werden gespielt, und so ist der Auftritt von PHIL CAMPBELL & THE BASTARD SONS eine Stunde lang gute Rock’n’Roll Unterhaltung.

SIBIIR

Das SIBIIR aus Norwegen kommen ist jedem nach dem 2. Song schon klar. Denn obwohl die Jungs eher eine brachiale Mischung aus Metal- und Deathcore spielen, hat das Ganze einen derartigen Black Metal Touch dass kaum einer vor der Camel Stage ruhig stehen bleiben kann. Der Fünfer aus Skandinavien hat richtig Bock und eine sehr hohe Spielfreude am heutigen Tag. Die dreißig Minuten gehen rum wie im Flug und man kann SIBIIR wohl definitiv als eine der positiven Überraschungen bezeichnen.

ORANGE GOBLIN

Obwohl ORANGE GOBLIN schon seit über zwei Jahrzehnten am Start sind ist dies heute der erste Auftritt beim Summer Breeze. Und die vier Engländer können gleich das Publikum auf ihre Seite ziehen. Mit einer Mischung aus erdigem Metal, massiven Stoner Einflüssen und verdammt viel Groove kommen die Songs von ORANGE GOBLIN bestens an. Obendrauf verfügen die Briten mit ihrem Frontmann Ben Ward nicht über einen Hünen von Sänger, sonder auch über ein sympathisches Kerlchen dessen Ansagen und Danksagungen man ohne jeden Zweifel auch abnimmt.

ACRANIUS

Mit den Rostockern von ACRANIUS verhält es sich für mich wie mit vielen Bands dieser Musikrichtung. Ein paar Songs ist das ganz unterhaltsam, aber meistens ist dann der musikalische Horizont (oder eben die eigenen gesteckten Grenzen) erreicht und es wird eintönig und eindimensional. Und so können ACRANIUS zwar ein paar Enthusiasten und Die Hard Fans begeistern, ein anderer Teil im Publikum ist aber eher für den kurzen Schauwert zur Stelle und verdrückt sich auch schnell wieder. Und ob man das nun Slam Metal, Grindcore und/oder brutalsten Death Metal nennt ist auch Schnuppe. Schlußendlich gibt es ein paar schleppende Parts, die aber lediglich als Brücken zwischen mega-schnellem Geballer dienen.

A SECRET REVEALED

Mal wieder führt mein Weg zu der Ficken Stage, denn die Band A SECRET REVEALED wurde mir sehr ans Herz gelegt. Trotz der brüllenden Hitze haben sich einige Leute eingefunden um die Mischung aus Metalcore und Post Metal zu zelebrieren. Und das funktioniert überraschend gut! Die Songs bieten enorm viele Details und überraschende Wendungen, so das ich hier gerne noch etwas zuhöre. Dass die Truppe aus Würzburg seit Neuestem einen Plattenvertrag bei Lifeforce Records inne hat, sollte ebenfalls Beleg genug sein die Truppe mal auszuchecken. Noch sind A SECRET REVEALED ein Geheimtipp, aber lange wird dieser Zustand wohl nicht mehr so bleiben.

PAPA ROACH

Eine Band wie PAPA ROACH als Co-Headliner zu verpflichten bringt nicht nur Applaus. Viele kritische Stimmen waren im Vorfeld zu vernehmen die mit den Amerikanern absolut nichts anfangen können und die Band auch als Störenfriede auf ihrem Metal Festival empfinden. Es ist eine Tatsache dass PAPA ROACH mit ihrem Album „Infest“ aus dem Jahr 2000 unfassbaren Erfolg hatten, und wer erkennt nicht den Ohrwurm „Last Resort“ bei den ersten Takten? Fakt ist aber nunmal auch, dass zu dieser Zeit Bands wie LIMP BIZKIT, LINKIN PARK, KORN oder eben auch PAPA ROACH schwer angesagt waren, und dass die Musikrichtung „Nu Metal“ in aller Munde war. Weiterhin muss man auch erwähnen, dass die Truppe um Frontmann Jacoby Shaddix in den letzten zwanzig Jahren immer wieder Platten veröffentlicht haben, auf denen sich durchgehend gute Musik befindet. Und so können PAPA ROACH auch schon nach wenigen Liedern voll überzeugen. Das rappelvolle Infield ist ein guter Beleg für eine energiegeladene Performance, alles hüpft, springt und singt sehr textsicher mit. Fast zwanzig Songs spielen PAPA ROACH in den neunzig Minuten, und als am Ende dann endlich „Last Resort“ ertönt, gibt es wirklich kein Halten mehr. Die Fans sind begeistert, die Skeptiker sind überzeugt, und alle die nicht dabei sind, haben definitiv etwas verpasst!

CALIBAN

Ich muss ganz ehrlich gestehen dass ich CALIBAN schon in besserer Verfassung erlebt habe. Leider ist der Sound heute sehr laut und kommt dadurch etwas matschig daher. Obendrauf ist auch der klare Gesang von Denis Schmidt viel zu leise und geht im Brei völlig unter. Interessanterweise ist es einem großen Teil des Publikums völlig schnuppe, es wird gemosht und auf den Köpfen der anderen Besucher gesurft als ob es kein Morgen mehr gibt. Ansonsten plätschert der Auftritt von CALIBAN leider etwas stumpf vor sich her, lediglich die ziemlich coole Lightshow (basierend auf dem Cover des letzten Albums „Elements“) kann für ein Ausrufezeichen sorgen. Nette Geste am Rand: Am Ende des Sets, beim letzten Song „Nothing Is Forever“, bekommt jeder Crowdsurfer noch ein T-Shirt geschenkt. Starke Aktion.

W.A.S.P.

Den Auftritt von Blackie Lawless und seinen Mitstreitern einzusortieren fällt mir wirklich schwer. Auf der einen Seite ist es mal wieder schön, Klassiker wie „L.O.V.E. Machine“, „The Idol“, „Wild Child“ oder natürlich „I Wanna Be Somebody“ live zu hören, und W.A.S.P. haben anfangs eine Menge Spielfreude mit auf die Bühne gebracht. Ganz im Gegenteil zu meinem persönlich letzten Aufeinandertreffen mit der Truppe, als sie auf dem Rock Hard Festival 2012 völlig bocklos ihren Set runter kurbelten. Auf der anderen Seite ist auch hier der Sound eher suboptimal, was das Vergnügen schon deutlich schmälert. Und auch die Besucher lassen W.A.S.P. ein wenig hängen, dann schon nach zwei Stücken leert sich das Infield ziemlich deutlich. Das geht auch nicht an der Diva Blackie Lawless spurlos vorbei und so nimmt der Enthusiasmus über die Dauer des Auftritts spürbar ab. Auch zur Zugabe lässt sich die Band eine halbe Ewigkeit Zeit, was wiederum der Stimmung vor der Bühne weiter nach unten sinken lässt. Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, warum man sein Rockstar Image so derartig an die Wand fahren muss, und die Leute verprellt, denen man eigentlich dankbar sein muss, zu dieser Zeit auf eben dieser Bühne zu stehen. Auch sollte mal irgendjemand Herrn Lawless sagen, dass er seine Shirts eine Nummer größer kaufen sollte. Mit seinem stark aufgedunsenen Gesicht und in seiner Montur mit weißen Cowboy Stiefeln, einer engen Hose und einem sehr über dem Bauch spannenden T-Shirt sieht er wie eine Karikatur von sich selbst aus.

BLOODBATH

Die schwedisch-englische Band BLOODBATH darf als vorletztes auf der Hauptbühne. Leider haben sich die Reihen seit dem Auftritt von W.A.S.P. noch weiter gelichtet, was sich die Mannen um Chris Holmes aber nicht anmerken lassen. Death Metal um kurz vor Mitternacht am letzten Festivaltag kann funktionieren, heute klappt es aber nur bedingt. BLOODBATH spielen unfassbar tight, auch wenn ich keine Ahnung habe wer da am Bass ist und die zweite Gitarre zupft. Und mit Songs wie „Let The Stillborn Come To Me“, „Breeding Death“ oder dem alles niederwalzenden „Eaten“ kann man nicht viel falsch machen. Die restliche Meute vor der Bühne ist zwar gut am feiern, aber so richtig springt der Funke einfach nicht über. Es fällt mir schwer die Urasche hierfür zu lokalisieren, vielleicht liegt es an der zu großen Bühne die für Death Metal Bands nicht wirklich prädestiniert ist. So oder so knüppeln sich BLOODBATH eine gute Stunde durch ihr Programm und lassen bei mir zumindest kaum Wünsche offen.

PERTURBATOR

Dass sich das Summer Breeze erlaubt, mit PERTURBATOR einen eher ungewöhnlichen Abschluss Act auf die T-Stage zu schicken, zeugt schon von Eiern in der Hose. Nun gut, dass die beiden Franzosen auf einem eher Metal-lastigen Festival funktionieren konnte man schon auf dem Download, dem Graspop oder dem Brutal Assault Festival in diesem Jahr sehen. Zu Beginn gibt es allerdings einige technische Probleme, womit sich der Start des Auftritts etwas verzögert. Der Aufbau der Bühne lässt aber einen schon erahnen was da gleich auf den Zuschauer zu kommt. Amtliche Lichtshow Batterien stehen da zwischen einem futuristisch anmutenden Schlagzeug und einer Synthesizer/Keyboard Burg, Als PERTURBATOR Mastermind James Kent mit seinem Kollegen auf die Bühne kommt ist das Gejohle ziemlich groß. Ähnlich wie bei HEILUNG in der Donnerstag Nacht ist auch hier und jetzt die Vorfreude bzw. Neugier einfach zu groß. Wer es immer noch nicht mitbekommen hat: PERTURBATOR sind neben CARPENTER BRUT der heiße Shit was Synthwave Musik heutzutage angeht. Und wären CARPENTER BRUT in ihrem 80er Jahre Feeling bleiben, widmet sich PERTURBATOR eher der dunklen Seite. Die Mischung aus echtem Schlagzeug und schwer düsteren Beats kann sich hier wirklich niemand entziehen, und schon nach den ersten Takten kann keiner der Anwesenden ruhig stehen bleiben. Dazu eine satte und fast schon hypnotische Lightshow die auf die Musik zu geschnitten wurde wie der Arsch auf den Eimer. James Kent hat früher mal in einer Black Metal Band gespielt, und so fordert er die Masse vor der Bühne nicht nur mit Gesten zum Bewegen auf, sondern in den richtigen Momenten lässt er auch seine imposante Matte kreisen. Ein echter Wahnsinn, wenn man sich von dem Gedanken lösen kann, dass man brachiale Musik auch ohne Gitarre, Bass und Gesang hinbekommen kann. PERTURBATOR sind live eine Macht und ich würde drauf wetten dass man sich nicht zum letzten Mal auf den großen Festivals auf diesem Erdball gesehen hat. Ein denkwürdiger Abschied eines großartigen Festivals.

Und so geht auch dieses Jahr das Summer Breeze Festival zu Ende. Knapp 38.000 Zuschauer können sich nicht irren, das Billing war stark und bot nicht nur Masse sondern auch verdammt viel Klasse, gerade auch bei den sogenannten „kleinen“ Bands konnte man jede Menge Perlen entdecken. Die Organisation war wie immer grandios, das Angebot an Essen und Trinken vielfältig und die Wege zwischen den Bühnen doch relativ kurz. Das hier und da der Sound mal ein wenig schwammiger war, dafür kann das Festival ja nichts, da nahezu alle Bands ihren eigenen Mischer mitbringen.
Das Summer Breeze ist für mich immer eine Reise wert und ich bin mir sicher dass ich auch im Jahre 2019 wieder am Start sein werde.

Not everyone likes Metal - Fuck them!!!