Grave Digger , Burning Witches / Juz Live Club Andernach

Grave Digger

Billing

Grave Digger, Burning Witches

Ort

Juz Live Club, Andernach

Datum

18.01.2019

Bilder

Byrt Djouad

Mein erstes Konzert im neuen Jahr ist fast schon eine Tradition im Juz Live Club Andernach! Denn die Kultband Grave Digger kommt schon seit einigen Jahren und Tourneen in die Stadt am Rhein und das meist ganz am Anfang der Konzertsause. Da war ich meistens dabei, da ich mich seit ihrem Comebackalbum „The Reaper“  (1993) zu den Fans der Gruppe um Reibeisenröhre Chris Boltendahl zähle!  Auch im Januar 2019 war das Juz mit gut 400-450 Besuchern sehr ordentlich gefüllt. Bei einem stolzen Preis von 33 Euro Abendkasse und T-Shirts ab 25 Euro ist das ja auch nicht selbstverständlich! Waren sonst gleich mehrere, teils wirklich gutklassige Vorbands am Start gab es an diesem Abend „nur“ die Newcomer Burning Witches aus der Schweiz.

Diese haben gerade bei ihrem nicht mehr ganz so neuen Label ihr wirklich gutes Debüt „Burning Witches“ von 2017 erneut veröffentlich mit einer Live EP als Bonus und hatten wie viele Vorbands leider mit dem Drumkit des Headliners im Rücken zu kämpfen, so dass die in sehr konservative Klischee Metal Ouftits steckenden Damen echt wenig Platz hatten um sich zu bewegen, aber das Beste aus dieser Situation gemacht haben. Die Schweizerinnen mit der niederländischen Gitarristin ruhen sich nicht auf vorhandenen optischen Reizen aus, sondern ballern ein gut eingespieltes Metalbrett in die Menge, was von Frontfrau Seraina Telli mit abwechslungsreichem Gesang inklusiver hoher Schreie und ein paar Growls garniert wurde. Die Sängerin kommunizierte locker mit dem Publikum und erinnerte mich positiv von ihren Bewegungen / Auftreten an eine imaginäre Schwester von Kissin Dynamite Sänger Hannes Braun die von Metal Queen Doro Pesch ein Oberteil geschenkt bekommen hat. Die Mischung aus Liedern der beiden Alben war wirklich gelungen und die Stimmung im Publikum wirklich prächtig, was jeder auch auf den unten eingefügten Videos sehen kann.  Wenn diese Verfassung die ganze Europatournee gehalten hat, werden die Schweizer Hexen sicherlich viele Metalfans dazugewonnen haben und wahrscheinlich bald auch auf Headlinertournee gehen können.

Setlist Burning Witches

  1. Executed
  2.  Metal Demons
  3. Hexenhammer
  4. Bloody Rose
  5. Save Me
  6. Black Widow
  7. Open Your Mind
  8. Holy Diver
  9. Burning Witches

Ich weiß gar nicht, wie oft ich Grave Digger in den letzten 25 Jahren als Metalfan live gesehen habe! Egal ob auf diversen Festivals oder als Clubshow, sie haben mich auch nie enttäuscht. Das einzig verbliebene Originalmitglied ist Sänger Chris Boltendahl der als ergraute Metal Eminenz mit Kutte und dickeren Oberarmen als in den Neunzigern echt fit und gesund in Andernach wirkte. Auch hatte der Mann aus dem Kölner Raum sichtlich Bock an diesem Abend, war gut bei Stimme und kommunizierte freundlich und nicht zu lange mit dem Publikum. Neben Udo Dirkschneider ist er sicherlich die Reibeisenstimme des deutschen Schwermetalls die man aus dutzenden Röhren locker heraus hört. Auch wenn der Wechsel am Schlagzeug von Stefan Arnold nach über 20 Jahren zum ehemaligen Bandkeyboarder (sonst gerne im Reaperkostüm) vielleicht  etwas überraschend und nicht gerade fein war, machte Marcus Kniep einen gute Job. Der für mich in Sachen Frisur, Outfit (Weste, nackter Oberkörper, Gitarre)  und Statur wie Zakk Wylde 1989 aussehende Gitarrist Axel Ritt ist nunmehr auch schon 10 Jahre in der Band und stand recht gekrümmt am rechten Rand, zeitweise hatte er etwas Soundprobleme und seine Interaktion mit dem Publikum war nicht gerade groß. Vielleicht war er auch nicht so fit? So eine Tour mit 30 Tagen durch Europa ist ja auch kein Zuckerschlecken und Andernach war einer der ersten Konzerte.  Eine zweite Gitarre wie damals kurzzeitig mit Thilo Herrmann würde mir live auf jeden Fall gefallen. So musste Chris Boltendahl die Kohlen aus dem Feuer holen und die Menge animieren. Bassist Jens Becker ist ja eher das relaxte Nordlicht, was mit leichtem Lächeln seinen Job gut verrichtet.  Leider war die Setlist für meinen Geschmack zu sehr mit neuen Liedern der Ritt Ära gespickt und erst mit Track sechs , dem Klassiker „Lionheart“ kam etwas mehr Stimmung im Publikum auf. Natürlich wurden trotzdem  einige Klassiker  wie „The Dark Of The Sun“ oder „Circle Of Witches“ gespielt, aber es hätte für mich als von Fan von Alben wie „The Reaper“ einen ausgewogeneren Anteil an alten Liedern geben dürfen. Das glaube ich auch an den Publikumsreaktionen gemerkt zu haben. Natürlich kann ich verstehen, dass Grave Digger auch mal ihre neueren Lieder und Alben berücksichtigen wollen, aber das Problem haben ja viele altgediente Recken. Eine Modernisierung ist ja auf jeden Fall das neue Bühnenbild mit der Zombiethematik  und ein Song wie „Zombie Dance“ zeigt ja, dass die Herren sich auch was trauen. Aber mit so vielen Alben in der Hinterhand ist es halt schwierig. Andererseits haben die vier Musiker auch satte 19 Lieder in die Menge gefeuert, wobei das unkaputtbare „Heavy Metal Breakdown“ am Ende wohl jeden wieder fröhlich gestimmt hat.

Setlist Grave Digger     

  1. Fear Of The Living Dead
  2. Tattooed Rider
  3. The Clans Will Raised Again
  4. Lionheart
  5.  Blade Of The Immortal
  6. Lawbreaker
  7. The Bruce
  8. Dark Of The Sun
  9. Call For War
  10. The Curse Of Jaques
  11. Wargod
  12. Season Of The Witch
  13. Highland Farewell
  14. Circle Of The Witches
  15. Excalibur
  16. Rebellion
  17. Healed By Meta
  18. Zombie Dance
  19. Heavy Metal Breakdown
"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)