Refuge – Reunion und neuer Name!

Refuge

Refuge ist 1988-1993er Besetzung der Ruhrpott-Kultmetaller Rage mit Peavy an Bass und Gesang, Manni Schmitt an der Gitarre und Chris Eftimiadis am Schlagzeug. Nach dem die Herren sich als Refuge 2012 quasi wieder vereint haben spielten sie sporadisch wohlwollend aufgenommene Konzerte auf diversen Festivals. Ganz ohne Eile werkelte man eines Tages an einem quasi Debütalbum unter neuer Flagge. Dieses sicherten sich Frontiers Records und nun ist „Solitary Men“ fertig. Ein Grund sich mit dem völlig ungekünstelten und lockeren Manni Schmitt zu unterhalten der meine Fragen bereitwillig und bodenständig beantwortete. Mit der Zeit wurde der sympathische Gitarrist auch immer redseliger.

Manni, nach eurer Reunion habt ihr ja einige Festivals und auch Konzerte in Japan gegeben. Ich habe ehrlich gesagt erst mit einer Live-DVD oder / und Doppellivealbum von Refuge gerechnet, habt ihr das nicht erwogen?

Da haben wir noch nicht drüber nachgedacht! Es war die erste Welle die wir da 2015 abgerissen haben. Da war schon das Herauspicken aus den Angeboten, was wir machen können und möchten. Das ging Schlag auf Schlag da kamen so viele Angebote rein. Das haben wir dann erst einmal gemacht und geschaut wie es ankommt und funktioniert. Da hatten wir überhaupt noch keine Idee wie es laufen soll und was wir auswerten können.

Ich dachte weil eure alten Rage Alben der Besetzung von Noise nicht mehr aufgelegt werden, wäre das halt eine Maßnahme.

Von Noise können die auch gar nicht mehr neu aufgelegt werden! Die haben wir selber wieder aufgelegt da die Rechte damals verschüttet gegangen sind von Noise zu Sanctuary usw. Dann hat zufällig einer gesehen dass sie digital als Download verfügbar waren und da haben wir einen Anwalt eingeschaltet. Über digitale Veröffentlichungen gab es damals ja gar keine Verträge, weshalb das hier gar nicht rechtens ist. Als der Anwalt etwas hin-und her verhandelte bekamen wir angeboten die Rechte ohne Kosten und Ärger zurück zu bekommen. Wir hatten die letzten Jahre auch keine Abrechnungen bekommen, Geld gab es keines und wir wussten nicht was ist. Wir haben auch direkt diese Refuge Years Box heraus gebracht und die CDs sind jetzt auch wieder verfügbar. Was wir im Prinzip alles selber veröffentlicht haben. Mit dem neuen Album wird da auch noch bisschen das bekannter werden, da wurde nicht viel Werbung gemacht da hier keine große Firma dahinter steckt. Es gibt sie auf jeden Fall wieder!

Interessant ich kannte nur die Neuveröffentlichung vor der Refuge Zeit. Ihr hattet ja auch einen fetten Output damals, heute wird man ja zugeschissen, aber ihr hattet immer paar Japan EPs draußen.

Auf den Wiederveröffentlichungen haben wir alles Material, Akustikversionen, EPs und gar Proberaum Gedöns auf die CDs verteilt. Bei der „Refuge Years“ Box wo alle CDs drin sind haben wir auch noch eine komplette CD mit allen Demosachen dabei. Also mehr gibt es von uns wirklich nicht! (lacht).

Das Artwork sieht ja auch aus wie von damals vom Kultkünstler Andreas Marschall (Blind Guardian, Orden Ogan) und ist sogar von jenem. Wie kam das?

Peavy hat gesagt wenn wir wieder was zusammen machen, dann muss der Marschall auch ein Cover machen. Der Peavy hat dadurch dass er die Texte schreibt eine Vision mit dem Baum gehabt und dann hat er mit dem Andreas ein paar Ideen hin-und her gesendet was schnell die Basis dieses Artworks wurde. Es kommt allgemein gut an, viele freuen sich auch dass der Marschall mal wieder ein Cover gemacht hat.

Definitiv! Beim Titel musste ich auch direkt schmunzeln, „Solitary Men“ ist ja quasi ein alter Rage Song?

Ja. Im Plural ist es die alten Männer (lacht). Peavy hat es abgeleitet von den alleinstehenden Bäumen die heißen ja Solitary Tree. Drei Männer die halt alleine da stehen. Es ist halt ein cooles Artwork und ein Link zu alten Zeiten damit die Leute wissen worum es da geht. Irgendwie musst du das Ding ja betiteln und wir haben es sportlich genommen und nicht so viel Gedanken darüber gemacht.

Ist die Scheibe jetzt für dich der klassische Rage Sound von 1988-93, oder sind da für dich auch neue Sachen dabei? Also für mich nicht.

Ich hol da mal weiter aus! Frontiers Records haben uns 2016 im Herbst / Winter das Angebot gesendet. Bis dahin haben wir gar nicht darüber nachgedacht. Wir hatten schon mit dem Gedanken gespielt etwas zu veröffentlichen. Da hatten wir nun ein konkretes Angebot, was geprüft und noch verhandelt wurde, Bedingungen wurden noch geändert. Dann ging es noch darum den Zeitplan abzustecken. Dank der ganzen personellen Verstrickungen von Rage / Refuge / Tri State Corner ist da Planung angesagt. Wenn Rage auf Tour ist, liegen die anderen beiden Bands auf Eis und wenn Tri State Corner auf Tour gehen können wir auch nichts machen. Da muss man gut schauen. Wir mussten uns erst hinsetzen und Lieder schreiben. Da haben wir ja bei Null angefangen. Peavy hatte 2016 oder 2015 eins oder zwei Ideen als wir die alten Lieder probten. Als das Angebot von Frontiers kam, haben wir uns hingesetzt und Songs geschrieben. Wir haben dann auch gesagt, dass wenn es ansatzweise so klingen soll wie früher müssen old school arbeiten und das Material in Herne in unserem alten Proberaum erarbeiten. So haben wir das dann auch gemacht. Früher haben wir jeden Tag von Montag bis Freitag an den Songs gearbeitet. Heute haben wir uns einmal die Woche getroffen und geprobt, wenn nicht einer auf Tour war. Natürlich dauert es dann ein bisschen.

Was mich sehr überrascht hat war das es wirklich spontan und positiv roh klingt. Ihr hattet keinen Druck, oder?

Genau, wir hatten keinen Druck, wir haben uns da auch keine Zeitfenster aufdrücken lassen! Frontiers hätten schon gerne letztes Jahr im September was veröffentlicht. Aber als wir anfingen aufzunehmen hatte der Efti Urlaub gemacht, wir hatten noch Auftritte und da hatte ich vom Job her Veranstaltungen. Frontiers haben natürlich zwischendurch gefragt, aber wir haben denen gesagt das wir nicht fertig sind (lacht). Als es sich abgezeichnet hat dass die Scheibe bald fertig war, ging es dann auch schnell und der Dan Swanö hat im Studio schon einiges vorbereitet. Das ging direkt an Frontiers und die haben dann direkt das Veröffentlichungsdatum fest gelegt. Zum Sound: Im Proberaum, da klingt alles laut und brutal. Der Peavy hatte so einen kleinen Bassamp, das klang total geil, also sagte ich: „So wie das hier alles klingt, hätte ich das gerne auch auf Platte!“ Geil, laut, brutal und vielleicht auch mal scheppernd. So klingen wir auch auf der Bühne, wir haben uns jetzt nicht an alten Aufnahmen orientiert, das wäre Quatsch! Wir haben damals so gut aufgenommen wie es ging. Damals hatten wir keine Vorgabe, da klangen auch alle Alben anders. Wir habe es Dan Swanö gesagt was wir wollten und haben ihm die geschickten Mixe korrigiert zurück gesendet. Anfangs war uns der Bass zu schwammig. So kam es zum einem Grundtenor nach ein paar Tagen, woraus sich die Scheibe entwickelt hat.

Wieso Frontiers Records? Klar die haben auch Primal Fear und ein, zwei Metalbands. Aber eigentlich sind die mehr AOR und Hard Rock. Wie kam es dazu, dass ihr da gelandet seid?

Wie ich so gehört habe ist der Chefvon Frontiers ein alter Rage Fan und hat direkt als wir uns wieder vereint haben ein Angebot gesendet. Wir haben das dann auch mal verglichen und Rages Label Nuclear Blast gefragt wie das einschätzen würden. Die haben gesagt wir sollten da annehmen, da wir so viel Geld woanders nicht bekommen würden! Letztendlich sagte er auch er sei Fan und würde alles für die Scheibe machen, so konnten wir die ganze Produktion bezahlen und hatten jeder etwas Geld übrig.

Plant ihr denn schon weiter, oder sagt ihr eine Scheibe langt?

Ich sehe dass alles recht entspannt! Der Markt hat sich eh verändert und der Peavy soll jetzt mal Rage nach vorne pushen, der hat da eine supergeile Besetzung und ich will dem da nicht in die Quere kommen! Wie es bei uns weiter geht kann ich dir echt nicht sagen, wir haben eine Handvoll Shows und dann sehen wir mal wie es weiter geht. Es ist wirklich nichts geplant.

Ok. Das letzte was ich von dir gehört habe war das du vor einigen Jahren bei Grave Digger draußen warst. Ich nehme mal an du bist jetzt in einem „normalen“ Arbeitsverhältnis?

Nach Grave Digger hatte ich erst mal die Nase voll vom Musikgeschäft und habe erst einmal ein Jahr rumgemacht als freier Mitarbeiter bei einem Backline Service und habe da Backlines durch die Gegend gefahren. Dann habe ich eine Umschulung gemacht, da ich durch 20 Jahre Musik machen und jede Menge Hilfsarbeiterjobs keine Qualifikation mehr hatte. Da bin ich zum Arbeitsamt und habe dort tatsächlich eine Umschulung zum Veranstaltungskaufmann bekommen. Durch eine Reihe glücklicher Umstände bin ich doch glatt im öffentlichen Dienst gelandet, in Bottrop im Kulturamt. Das ist ein cooler Job und ein tolles Team. Ich habe auch alle Freiheiten die ich brauche um Musik zu machen, wenn ich mal eine Wochenende weg bin und freitags und montags frei brauche dann ist das kein Problem. Einen verständnisvollen Arbeitsgeber braucht man als Musiker auf jeden Fall. Das nimmt mir auch den Druck mit Refuge, mein Geld bekomme ich bei der Stadt Bottrop, Refuge ist ein netter Nebenverdienst.

Toll, wenn sich Musiker mit ihrem Job so arrangieren können!

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)