Gründungsmitglied und Ex-Kiss Drummer Peter Criss ist 67 Jahre und in dem Alter darf man schon durchaus seine Biografie veröffentlichen! Das macht der „Catman“ auch und hat dies mit seinem Kiss Outfit als Cover und als Hardcover mit über 80 Farb- und Schwarzweißbildern aus seinem Privatarchiv optisch gut in Szene setzen lassen. Auf 350 Seiten breitet er den vielen Kiss-Fans sein Leben aus und schont sich auch nicht, seine eigenen Fehler preis zu geben. Criss schafft es, wenn man von recht kitschigen drei (!) Seiten Danksagungen an unzählige verstorbene und lebende Menschen absehen kann, den Leser zu fesseln und immer weiter lesen zu lassen. Ähnlich wie bei Ace Freleys Buch beschäftigt sich man sich mit seinem Leben als Brooklyn Straßenkind mit irisch-deutsch-italienischen Vorfahren und erzählt den Weg vom Underdog und Covermusiker, bis hin zum Star bei Kiss. Natürlich spart Peter Criscuola (so sein echter Name) nicht mit Spitzen gegen die Kiss Bosse Stanley und Simmons, was sich meist glaubhaft und oft durchaus witzig anhört. Er suhlt sich auch nicht in seinen Drogengeschichten, erzählt aber vieles, ohne es zu glorifizieren. Seine beiden gescheiterten Ehen, seine Drogen- und Medikamentenabhängigkeit, der Druck der Band und des Managements, sowie der tiefe Fall nach dem Ausscheiden aus der megaerfolgreichen Band sind ebenso im Buch, wie die Reunion in den Neunzigern oder seine erfolglosen Soloalben. Sicherlich ist manches Ansichtssache. Auch die Prahlereien über sein Geschlechtsteil und das seines Opas sind für einen Mann seines Alters recht pubertär, doch Criss bekommt am Ende jedes Kapitels immer wieder die Kurve und wirkt einfach als der sympathischster Musiker der Truppe. An der neuen Kiss Besetzung mit Thommy Thayer und Eric Singer lässt er kein gutes Haar und dass er durch irgendwelche nebulösen Machenschaften die Rechte an seinen Makeup verlor, wird leider, wie einige andere Themen, nicht sehr im Detail beleuchtet. Aber vielleicht hätte er dann auch mit Klagen des mächtigen Kiss Konzerns rechnen müssen? Ganz devote Kiss Fans werden nach dem Lesen des Buches (und am besten auch dem von Ace Freley) vielleicht anders über die Geldmaschine Kiss und ihre Ex-Musiker denken. Allen Kiss Fans und Freunden von Musikerbiografien kann ich „Ungeschminkt“ zu 100 % ans Herz legen und ich glaube, dass man danach oder gar beim Lesen, sicherlich gerne die klassische Kiss auflegt!