Nach dem tollen Buch „Jungsmusik“ hat Autor und Poetryslammer Michael Goehre die Geschichte der Heavy Metal Clique um Hauptdarsteller und „Held“ Torben weitergesponnen. Veränderungen stehen ins Land: Die eine ist erfolgreiche Fotografin, eine andere Mutter und getrennt lebend. Torben hat Spaß als Webdesigner und die Beziehung mit seiner Traumfrau Lucy klappt super. Als er sie fragen will, ob sie zusammenziehen möchten, verhaspelt er sich und macht ihr einen Heiratsantrag den sie glatt annimmt. Jetzt beginnt der Stress – Vorbereitungen, Freunde und Eltern einweihen, Junggesellenabschiede, ein wichtiger Arbeitsauftrag und andere Baustellen sind zu bewältigen.
Goehre zeigt eine Generation von Endzwanzigern, alles richtige Metalfans die langsam aber sicher erwachsen und eigenständig werden und sich mit Tod, Nachwuchs und beruflicher Umorientierung auseinandersetzten müssen. Solche Geschichten sind nicht gerade neu, aber da diese mit jeder Menge Einfluss, sowie Zitaten, Anekdoten, Sprüchen und Weisheiten aus der Welt des Schwermetalls gespickt wurde, gibt all dies „Höllenglocken“ seine ganz eigene Note. Alles wirkt echt und nicht aufgesetzt. Goehre hat sicherlich einiges aus seinem Leben verwendet. Nebenbei dreht die Gang noch einen Amateurfilm. Es ist ein Zombiestreifen dessen lustiges Drehbuch in der Geschichte ab und an einfließt und das Ganze recht auflockert. Böse formuliert könnte man auch von Zeilen schinden sprechen, da Goehre oder der Verlag auch ein paar (sehr gelungene) Kolumnen vom Autor aus der Zeitschrift „Legacy“ hinten dran gehängt hat. Das ist auch der einzige Kritikpunkt an dem Taschenbuch – es ist recht schnell zu Ende! Das spricht aber auch für den Schreibstil des Autors, der auch einige Infos / Eigenheiten der Metalszene unterhalb des Textes als Fußnoten erklärt, sodass auch nicht so metallische Leser das Buch verschlingen können. Aber und das muss man auch mal sagen, „Höllenglocken“ ist ein Buch für Metalfans die nicht nur Zeitschriften lesen, auch über sich und die Szene lachen können und keine Scheuklappen tragen! Um komplett alles zu verstehen, sollte man aber „Jungsmusik“ auch kennen.
2015 wird es einen dritten und wohl abschließenden Teil geben, ich freu mich!