Manche behaupten ja, dass Neal Morse eine „Komponier-Maschine“ sei! Kann ich ehrlich gesagt ein wenig nachvollziehen, denn nach „The Similitude Of A Dream“ (November 2016) steht schon der Nachfolger seiner Band in den Regalen. Nicht zu vergessen, dass im Februar 2018 noch sein Soloalbum „Life & Times“ erschien. Doch „The Great Adventure“, so der Titel des neuen Doppelalbums, gleicht in Konzept, Coverartwork und musikalischer Umsetzung dem o.g. Vorgänger doch offensichtlich fast aufs Haar. Also eine Art Fortführung, aber keine Fortsetzung der Geschichte, worauf Neal Wert legt und was das gleiche Coverartwork erklärt. Wieder hat sich der fleißige Amerikaner zusammen mit seiner Band eine literarische Vorlage zur Brust genommen, diesmal ist es eine Geschichte über einen Sohn, der seinen Vater im Hass verlässt und in die Welt hinauszieht, um seine eigene Bestimmung zu finden. Dabei erlebt er so einiges und trifft viele Leute, die ihn inspirieren oder halt abtörnen. Es ist übrigens das dritte Album mit dem gleichen Line-Up, also mit Mike Portnoy (Drums, Vocals), Eric Gillette (Guitars, Vocals), Randy George (Bass) und Bill Hubauer (Keyboards, Vocals). Der Chef selbst singt ja bekanntermaßen nicht nur, denn er spielt ebenfalls eine ausgezeichnete Gitarre und bedient nebenher noch die Tasten.
Auch musikalisch bekommt der Fan progressiver Klänge all das geboten, was sie an der Musik dieser Band bzw. der vielen anderen Konstellationen mit dem Gründungsmitglied von Spock`s Beard Neal Morse und Portnoy (z.B. Transatlantic oder Flying Colors) so lieben. Ich könnte es auch auf einen einfachen Nenner bringen, denn Stilelemente aus Klassik, Metal, Singer-/Songwriter, Jazz , Pop und Rock werden gekonnt miteinander verbunden und erhalten durch die Texte sowie den Melodien den bombastischen Kleister, der alles zusammenhält. Das sorgt beim Hörer nicht nur für einen abwechslungsreichen Hörgenuss, sondern sorgt gleichermaßen für Spannung! Es ist tatsächlich so, als liest man beim Hören das Buch und schaut gleichzeitig den dazugehörigen Film, der sich natürlich im Kopf abspielt. Das ist dann im Endeffekt nicht weniger als großartiges Kopf-UND Ohrenkino für Fortgeschrittene. Perfekte Prog Mucke also? Ich denke schon, denn Songs wie „Welcome To The World“, „I Got To Run“, der Titelsong oder „Long Ago“ sind mal kurz, mal lang, auch mal instrumental…das kennt zwar jeder Fan dieser großartigen Band, doch es ist jedesmal wieder ein Fest für die Sinne. So auch diesmal, auch wenn ich mir persönlich vielleicht ein einfallsreicheres Coverartwork gewünscht hätte. Nun gut, der Gute wird lächelnd mit dieser einzigen Meckerei von mir leben können. Fazit: wenig überraschend, aber dafür wieder auf einem unfassbar hohen Qualitäts-Level!