Wenn Kultur Kultur frisst Teil 3 Die Folgen: Festivals, Gebietsschutz und Tod der Kleinkonzerte
Die Folgen sind der Wahnsinn für die Szene, es fängt schon damit an, dass man als kleines Festival sehr hart um jeden einzelnen Besucher kämpfen muss. Einfach ein paar Bands bestellen und Plakate aufhängen und der Laden ist voll, die Zeiten sind vorbei. Das gilt nicht nur für die Festivals sondern auch für die Konzerte. Die kleinen Konzerte und Festivals schaffen es kaum noch den Ansprüchen der Zuschauer genügen, denn sie sind durch den Event Charakter und die großen Bühnenshows einfach zu verwöhnt. Die Kosten um da mitzuhalten sind als kleiner Veranstalter aber kaum zu tragen ohne deftig auf die Kartenpreise aufzuschlagen. Aber wer ist bereit diese zu zahlen? Die wenigsten! Sprüche wie „10 Euro das ist aber teuer“, für einen Abend mit fünf lokalen Bands oder „ach nee, 20 Euro (der Preis ist jetzt mal geschätzt) das ist mir eh zu teuer die sehe ich doch schon auf Festival XY“ bei Bands wie Freedom Call oder Sodom sind schon lange an der Tagesordnung. Das heißt nur zum Teil gefüllte Hallen, was das für die kleinen Veranstalter, Bands und die Locations bedeutet brauche ich wohl nicht extra zu erklären. Damit setzt sich also Puzzle Stück Nr. drei ins Bild, warum die Kultur die Kultur frisst! Wenn alle nur noch das große Event haben wollen und dafür auch jeglichen utopischen Preis zahlen (500 Euro für eine Wacken Karte bei E-Bay!). Die Leute sind oft nicht mehr bereit für ein „Mittelklasse“ Konzert Geld auszugeben, sie sparen für ein bis zweimal Event Festival, die alle gängigen Lieblingsbands am Start haben. Ich meine, womit soll der „normale“ Veranstalter denn dann noch kommen? Was soll er bieten? Metallica? Selbst wenn man sie sich leisten kann ist das keine Garantie mehr für ein gut besuchtest Festival wie die „Grüne Hölle“ mittlerweile „Rock im Revier“ am eigenen Leib erfahren musste. Sich darüber auszulassen wäre eine eigene Kolumne wert! Das ist das ein trauriges Kapitel Festivalgeschichte die Herr Lieberberg mit einen Gähnen gewonnen hat. Ohne annähernd auf die zwei „Mega-Festivals“ eingehen zu wollen, da halte ich mich völlig neutral ist das aber ein gutes Beispiel für unser nächstes Puzzleteil Gebietsverträge. Das bedeutet, dass Veranstalter sich bei ihren Events über einen bestimmten Zeitraum absichern, das Band xy nicht auf einen anderen Konzert oder Festival in direkter Nähe innerhalb eines Jahres bei der Konkurrenz auftreten darf.
Natürlich ist es aus Sicht der großen Festivals rein wirtschaftlich absolut nachvollziehbar, doch deckt der Gebietsschutz mittlerweile nicht nur die Headliner ab sondern auch eine hohe Prozentzahl (ca. 95 % ) von Bands der Sub-Genres, die traditionell eher von kleineren Festivals gebucht worden sind. Muss ich es erläutern oder kommt ihr selber drauf, was das für die kleinen und mittlerern lokalen Veranstalter bedeutet. Selbst wenn ich mir mal angenommen als kleinerer Veranstalter Sodom als Headliner leisten kann (Das ist ein Wink, dass Tom sich bei mir mal melden soll) und eine gute Location habe, kann es passieren, dass ich eine solche Band dann nicht mehr buchen kann weil sie auf einem der großen Festivals in der „Nähe“ spielen. Das musste dann dieses Jahr auch mit aller Härte das „Mair1“ erfahren, die gezwungen waren ihr Festival abzusagen, weil man keinen guten Headliner buchen konnte, da der Gebietsschutz ihnen ein Strich durch die Rechnung machte. Ein Blick aufs diesjährige Line Up von „RAR“ zeigt das Problem vom „Mair1“ auf, denn mit: Wirtz, Heaven Shall Burn, August Burns Red und Caliban spielen alleine nur dieses Jahr vier Bands auf „RAR“ die bereits öfters oder wie Wirtz einmal Teil des „Mair1“ Line-ups waren. Mit aufstrebenden Bands wie z.B. den Architects spielt eine weitere Formation die durch aus ein Headliner Kandidat fürs „Mair 1“ gewesen wäre in Mendig. Nun haben wir gerade in Deutschland so eine Flut an flächendeckenden Festivals, das man sich ausmalen kann was das für ein Festival wie das „Mair1“ und die Szene bedeutet. Es entstehen leere Flecken auf der Landkarte wo man kaum noch einzelne Konzerte oder kleinere Festivals findet und so langsam aber sicher ein Monopol von wenigen entsteht.
Die Veranstaltungsorte spielen eine weitere Rolle. Durch die hohen Pachten und ausbleibenden Gäste, schließen immer mehr Läden oder lassen zu mindestens keine Live-Bands mehr spielen. Das Risiko eine Band zu buchen ist einfach zu groß. Das heißt im Gegenzug aber auch, dass die Veranstalter oder Bands das Risiko mit den Eintrittsgeldern alleine tragen und noch oft die Location anmieten müssen. Meist fließt aber in deren Taschen der größte Umsatz auf einen Konzert die Getränke nicht zurück. Auch da braucht man nun wirklich keine Phantasie um zu erraten, warum es immer weniger Möglichkeiten gibt für Bands sich zu präsentieren. Die Combos sind ein Extra Kapitel wert, sie tragen selbstverständlich eine Mitschuld an dem Untergang!