
Aus Australien kennt man ja vor allem erdige und trockene Rock 'n' Roll Kapellen wie AC/DC, Rose Tattoo oder seit einer Weile auch Airbourne. Komplizierteres oder Progressives von dort ist zumindest im Rest der Welt nicht so sehr bekannt. Vielleicht ändert sich das ja mit dem Erscheinen der progressiven Power Thrash Metal Band Knightmare aus Melbourne,die man nicht mit den Franzosen Nightmare verwechseln sollte. Die Aussies haben mit ihrem Debüt "In Death's Shadow" ein beachtlich komplexes Brett abliefert.
Daher lässt sich Sänger Mick (Spitzname Mickowar), der offensichtlich mit dieser Produktion sehr zufrieden ist, auch gerne zum Erstwerk ausfragen und muss natürlich erst mal begründen, warum er mit seiner Band nicht den naheliegenden Weg des geraden Rock mit der üblichen Outlaw- und Säuferattitüde gegangen ist, wie es wohl am einfachsten gewesen wäre.
Ganz ehrlich, als ich mit Luke (Besley – Gitarre, Cello, Keyboards) die Band zusammenstellte, hatten wir beide einen viel traditionelleren Ansatz. Aber als wir uns daran machten, unser erstes Demo fertig zu stellen, entwickelte sich unser Songwriting in einer ziemlich dramatischen Weise. Das ganze langweilige konventionelle Zeug flog raus und wir packten die verschiedensten Aspekte des Metal in unsere Songs. Nicht falsch verstehen! Ich mag die klassischen Bands sehr, aber wenn du eine bleibende Duftmarke hinterlassen willst, musst du das machen, das dir selbst am besten gefällt. Aber wichtig ist auch: Bei mir muss es immer richtig kicken!
Welche Einflüsse haben dich denn als Sänger und die Band allgemein geprägt?
Mein erstes und größtes Vorbild als Sänger ist ganz klar Eric Adams von Manowar. Deswegen ja auch mein Spitzname. Den haben mir ein paar Kumpels schon vor zehn Jahren verpasst. Außerdem liebe ich Dream Theater und auch den guten alten Devin Townsend. Er hat vor allem in seinen eher ernsthaften Songs eine ungeheure Leidenschaft an den Tag gelegt. Und dann gibt es da noch meinen Landsmann Danny Cecati, der bei Eyefear singt und mich gerade live sehr beeindruckt hat. Luke ist auch ein riesiger Fan von Devin und lässt sich zudem gern von Gojira inspirieren. Ansonsten mag die Band, was wohl alle verrückten Metal Fans in der Welt mögen. Sachen wie Blind Guardian, Megadeth oder die Spice Girls.
Aha. Woher kommen eure Texte?
Alle in der Band stehen auf ziemlich kryptische, verschlüsselte Texte, andere Sachen sind einfach so aus Spaß zustande gekommen. "Granted Death" ist von mir geschrieben und einem Ex-Freund namens Grant gewidmet, der mich hinten herum so richtig schön belogen und betrogen hat. Ein kathartischer Song sozusagen. Wie auch immer, jeder Track birgt versteckte Botschaften und Aussagen in sich, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Wir mögen das eben.
Wer ist denn in erster Linie für die Musik verantwortlich?
Der Meister hinter der Musik ist Luke. Er macht auch den Löwenanteil der Texte. Wir anderen haben da mehr Hintergrundfunktion, aber wir entscheiden mit über das gesamte Konzept und bringen unser Feedback und unsere Gefühle mit ein.
Wie leicht oder schwer war es denn, diese erste Platte zu machen?
Oh, es war schon ziemlich anstrengend, aber es hat sich verdammt noch mal gelohnt! Wir haben während der Aufnahmen viel gelernt und mussten Einiges mehrere Male aufnehmen, bis es für uns passte. Wir haben viel gelernt, das kannst du mir glauben. Eine herausragende Rolle hatte natürlich der Mann hinter den Reglern, Ermin Hamidovic, der dieses Album abgemischt hat. Ich glaube, er hat jetzt noch Albträume, haha. Jedenfalls sagte er, nachdem dieses Monster endlich im Kasten war, daß es ihn in seiner Rolle als Toningenieur fast zerbrochen hätte. Vielleicht hat er aber auch ein bisschen übertrieben.
Wie gut funktioniert denn komplexer Heavy Metal in Australien?
So wie ich das sehe, gibt es etliche Bands in unserer Nachbarschaft, die auf einem ähnlichen Level spielen oder sogar noch komplexer sind. Die haben schon alle ihre ganz treuen Fans. Manche tragen sogar deren Bandlogos in die Haut tätowiert. Als Dream Theater in Melbourne und Umgebung spielten, hatte sie jedenfalls sehr guten Zuspruch und volle Häuser. Es ist also durchaus ein Markt für Progressives vorhanden. Ich kann aber letztlich nur für uns sprechen. Wir lieben, was wir machen, und wir können es kaum erwarten, es über den ganzen Globus zu verbreiten!
Wart ihr denn schon einmal außerhalb Australiens?
Bis jetzt noch nicht, aber das steht definitiv an. Natürlich wollen wir auf jeden Fall auch mal in Wacken auftreten. Das wäre ein Gipfelsturm für uns!
Gibt es außer "Wacken" noch mehr Ziele?
Oh, eine ganze Menge. Wir arbeiten schon am Material für das nächste Album. Aber das muss jetzt noch eine Weile zurückstehen, denn wir arbeiten gerade einen neuen Drummer ein, damit wir die nächste Tour durchziehen können. Das funktioniert auch super. Er ist eine richtig agile Geschwindigkeitsmaschine, perfekt für unsere Zwecke.
Den Namen des Schlagzeugers hat mir Mick nicht verraten, aber ansonsten klingt das ja alles sehr gut. Schauen wir mal, wie der Weg von Knightmare weiter geht. |