|
Zwischen Trier und Koblenz an der Moselweinstrasse liegt ein
verträumtes Touristenkaff namens Zeltingen-Rachting. Man kann sich fast
nicht vorstellen, dass hier und heute am 21.10.2006 die Konzertnacht
zum 10-jährigen Bestehen von Prophecy Productions stattfindet. Aber
hier sind Prophecy sozusagen Zuhause, wer von der richtigen Seite zum
Kelterhaus läuft kommt sogar ein paar Blocks weiter am Schaufenster
vorbei. Natürlich ist keiner da, denn die Belegschaft ist schon im
Kelterhaus beschäftigt. Im Endeffekt waren bestimmt 500 Fans oder mehr
da.
Einlass sollte um 13:30h sein und eigentlich sind wir auch etwas zu
spät. Es geht dann aber eine halbe Stunde später erst los und bevor man
um etwa 14:30 in den Saal gelassen wird hat man noch Zeit sich den
Prophecy Merchandise-Stand und die Verpflegungsecke anzusehen. Aber
einfach mal schnell ein Bierchen holen ist nicht, erst muss man sich
Pfandmarken besorgen. Im bestuhlten Saal ist erfreulicherweise
Rauchverbot, die Fenster sind abgedunkelt und diverse Kameras stehen
bereit. Ob es wohl demnächst eine DVD von diesem Nachmittag und Abend
geben wird?
Der Saal füllt sich für diese Uhrzeit überraschend schnell und so gibt
es auch bald keine Sitzplätze mehr. Viele zu spät kommende müssen am
Rand, in den Gängen oder auf dem Boden sitzend Platz beziehen. Bei dem
Eintrittspreis hätte ich es allerdings erwartet, dass man nur so viele
Karten verkauft, wie man auch Sitzplätze anzubieten hat. Aber man kann
wohl nicht alles haben und abends sah das ganze dann ja wieder besser
aus. Zumal dann einige auch keine Lust mehr hatten.
Los geht es um kurz vor 15h mit den Finnen SUBAUDITION, die eigentlich
eine knappe halbe Stunde hätten spielen sollen. Da ich die Band vorher
nicht kannte hatte mich kurz auf der Prophecy-Seite schlau gemacht und
dort in "Raindrops" reingehört. Der Song gefiel mir auf Anhieb und
stellte einen besonderen Anreiz da, relativ pünktlich da sein zu
wollen. Rope Niemelä und Antti Korpinen haben an diesem Nachmittag
Verstärkung, so dass sie das Publikum mit Keyboard, Akustikgitarre und
einer sanften E-Gitarre überraschen können. Die Jungs sehen total brav
aus, wie man sich Finnen so vorstellt, mit Strickpulli überm Hemd.
SUBAUDITION wissen aber durchaus mit ihrer tiefen, emotionalen Musik
und nicht zu letzt auch durch Antti's klaren Gesang zu überzeugen. Ein
bisschen muss ich da an OPETH denken. Man stelle sich vor OPETH würden
auf ihre harten Riffs verzichten und noch sanftere Musik als auf der
"Damnation" machen... Leider war dieser Auftritt mit schlussendlich
einer guten halben Stunde ziemlich kurz.
Setlist SUBAUDITION:
- Raindrops
- The Alms Of The Sun
- Now That We've Spent All The Light
- A Golden Staircase
- Undenied (PORTISHEAD Cover)
- (a new, yet untitled song)
Weiter geht es dann mit NEUN WELTEN und etwas Verzögerung beim Umbau
und Soundcheck um etwa 15:40h. Soviel Musiker und Instrumente wollen
schließlich richtig aufeinander abgestimmt und eingestellt werden. Neun
Welten sind eine junge 5-köpfige Gruppe von Musikern aus der Gegend um
Halle/Leipzig, die für diesen Abend ebenfalls Verstärkung (Bass und
Gesang) mitgebracht haben. Die atmosphärische Musik wird zusätzlich mit
Naturaufnahmen, die auf eine Leinwand projiziert werden, untermalt. NEUN WELTEN, haben sich - wie der Name der Band und auch die Namen der Songs
vermuten lassen - der nordischen Mythologie verschrieben. Die Musik ist
mal ruhig, mal lauter - eben, wie die Natur, unberechenbar. Darum
wechselt man hier immer mal wieder im Einklang instrumentale Phasen mit
Flüstern und Sprechgesang, gibt hier und da den Grunzgesang von
Gastsänger Alex dazu, betört dann wieder mit lieblichem Frauengesang
und zauberhaftem Geigenspiel oder Flötenklängen. So ernten dann NEUN WELTEN auch verdient eine Menge Beifall vom Publikum.
Setlist NEUN WELTEN:
- Nebelland
- Walden
- Heidenacht
- Midsommer
- Auf kargem Fels
- Svartalfheim
- Valg
Als letzte Band des Nachmittags und eindeutiges Highlight schaffen es
auch DORNENREICH das Publikum zu begeistern. Kurz vor fünf nehmen Eviga
und Thomas Riesner ihre Plätze auf der Bühne ein. Und so kehrt Eviga
mit DORNENREICH nach über fünf Jahren Bühnenabstinenz mit diesem
wundervollen unplugged Auftritt zurück. Anders als gewohnt präsentiert
man so dem Publikum DORNENREICH mittels Akustikgitarre, Percussions
(ein paar Glöckchen), Geige und Stimme. Als dann wirklich alles passt
und Perfektionist Eviga seine Gitarre gestimmt und den Stuhl zurecht
gerückt hat geht es endlich mit "Der Hexe Flammend Blick" los. Im
Vergleich zu den Studioalben sind DORNENREICH an diesem Nachmittag
nicht ganz so laut, aber dafür ist die Stimmung nicht weniger
mitreißend (oder sollte ich hinreißend schreiben?). Neben einer Reihe
von bekannten Stücken der letzten Alben, bekommen wir auch Stücke
"eines zukünftigen Albums" zu hören, davon sind auch einige, zumindest
in dieser Fassung, instrumental. Schöne Melodien, abwechselnd der
Sprechgesang, das Flüstern und Schreien von Eviga, dazu das Geigenspiel
von Thomas Riesner - der schon auf "Her Von Welken Nächten" zu hören
war - machen diesen Auftritt zu einem sehr intensiven Erlebnis.
Inzwischen ist es dann auch ganz schön heiß im überfüllten Saal und
damit alles perfekt bleibt muss Eviga zwischendurch ein paar mal sein
Instrument stimmen. Eigentlich hätte dieser Nachmittag dann mit "Reime
faucht der Märchensarg" zu Ende gehen sollen, hätte das Publikum es
zugelassen, das da so herzlichen Applaus spendierte und schließlich
nacheinander aufsteht, um dem noch weitere Anerkennung hinzuzufügen.
Sichtlich gerührt gibt es dann noch mal eine Extrazugabe mit der wir in
die Pause entlassen werden.
Setlist DORNENREICH:
- Der Hexe Flammend' Blick
- Bolero
- Der Hexe Nächtlich' Ritt
- Dreamy Folker
- Innerwille Ist Mein Docht
- Of Neofolk
- Meertragik
- Mein Publikum
- Drang
- Reime faucht der Märchensarg
- Urig
- Silent Folker
Bevor es dann um kurz nach 20 h endlich weiter gehen sollte, gibt es
erst einmal die Möglichkeit sein Geld beim Prophecy-Stand anzulegen, wo
es echte Hammerpreise für CDs und Merchandise gibt, oder sich nach
etwas Essbarem umzuschauen. Wer am Essensstand im Kelterhaus nicht
fündig wird, muss nur vor die Tür und ein paar Schritte gehen um gute,
deutsche Küche zu genießen. Der Fast-Food-Chinese und der Italiener
sind ebenfalls ziemlich schnell belagert. Für alle, die noch nicht genug
haben, gibt es im Konzertsaal eine Vorab-Listening-Session der neuen
Stücke des im November erscheinenden EMPYRIUM-Albums "A
Retrosprective..." mit anschließendem Vorabverkauf. Außerdem hat man
bei den Autogrammstunden die Möglichkeit seine Lieblingsbands zu
treffen.
KLIMT 1918 kannte ich vorher auch nicht. Daher bin ich erst einmal
erstaunt über ihr Äußeres, aber Prophecy ist ja für unkonventionelle
Sachen bekannt. Der Gitarrist sieht aus als käme er von einer
italienischen Modeschau - mit silbernem Glitzerhemd, roter Krawatte,
Baggypants und einer "überschicken" Mütze! Aber man sollte sich ja
nicht an Äußerlichkeiten aufhalten. Die Musik ist beeindruckend,
mitreißend und irgendwie total frisch, auch wenn mir KLIMT 1918 zuvor
als "doomig" beschrieben wurde. Einziger Kritikpunkt ist die hohe
Stimme des Sängers, die vielleicht manchmal ein wenig zu hoch ist und
knabenhaft wirkt. Aber ansonsten ist das wirklich ein gelungenes
Konzert, das nicht zu lang und nicht zu kurz ausgefallen ist.
Setlist KLIMT 1918:
- Intro
- They Were Wed By The Sea
- Snow Of 85
- Rachel
- Nightdriver
- Because Of You
- That Girl
- Parade Of Adolescence
- Sleepwalk In Rome
DARK SUNS sind vom musikalischen Können her definitiv die beste Band
nach der Pause. Die Musik selbst erinnert allerdings sehr stark an
OPETH. Wer OPETH nicht mag, wird hier also nicht wirklich mitgerissen.
Auch wenn es anfangs beeindruckend ist, dass der Drummer singt, hätte
man auf seine Ansagen zwischendurch verzichten können. Denn unterm
Strich gibt es viel zu viel Gelaber darüber, dass man nicht so viel
labern will... Sehr nervig, da hätte man sich besser aufs Musik spielen
konzentrieren sollen, wie bzw. DORNENREICH oder die Finnen am Anfang!
Setlist DARK SUNS:
- Intro
- You, A Phantom Still
- Her And The Element
- Daydream
- The Euphoric Sense
- Patterns Of Oblivion
SECRETS OF THE MOON haben leider einen recht schlechten Sound und sind
ohne Snare im Blast Beat, mit matschigen Gitarren auch kein wirklicher
Genuss. Die Songauswahl beschränkt sich zu sehr auf die neuen Songs, es
wird nichts von "Stronghold Of The Inviolables" und stattdessen zu viel
vom irgendwie trockenen und sterilen neuen Album gespielt und das auch
nicht mal berauschend. Die Breaks sind unsauber, wenn man schon viele
Breaks einbaut sollten diese auch sauber und wirklich leise sein, dann
darf auch keine Gitarre nachklingen. Die Songs von "Carved In Stigmata
Wounds" sind dafür mitreißender als der Rest, wobei allerdings
Publikumsanfeuerungen nicht wirklich zur ernsten Thematik des Albums
passen. Ich habe nicht erwartet, dass SECRETS versuchen Party zu
machen, da hilft auch die hübsche, romantische Bühnendeko nicht drüber
weg. Außerdem sind die Jungs überhaupt nicht geschminkt wie zu früheren
Zeiten. Sehr, sehr schade, dass sich die Band nicht weiter auf den
dunklen beschwörenden Wegen der Einzigartigkeit von "Strongholds..."
und "Carved..." bewegt!!!
Setlist SECRETS OF THE MOON:
- Intro
- Exit Ghost
- Ordinance
- Bleakstar
- Medley (Cosmogenesis, To The Ultimate Embers And Ash, Miasma)
- Seraphim Is Dead
- Lucifer Speaks
Und so ging dieser Abend zumindest für uns zu Ende, denn für THE VISION BLEAK hatten wir leider keine Energie mehr übrig.
Setlist THE VISION BLEAK:
- Intro
- Kutulu
- Deathship Symphony
- Wolfmoon
- Carpathia
- Sister Najade
- Secrecies in Darkness
- Elizabeth Dane
- The Grand Devilry
- The Charm is done
- The Curse of Arabia
- The Lone Night Rider
Fotos: Caroline Traitler
|
|