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20. April 2018 - Uhr
 
Die Kolumne

Billing 10 JAHRE PROPHECY
Ort Zeltingen-Rachtig, Kelterhaus Schorlemer
Datum 21.10.2006
Autor Sabine Jordan
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Zwischen Trier und Koblenz an der Moselweinstrasse liegt ein verträumtes Touristenkaff namens Zeltingen-Rachting. Man kann sich fast nicht vorstellen, dass hier und heute am 21.10.2006 die Konzertnacht zum 10-jährigen Bestehen von Prophecy Productions stattfindet. Aber hier sind Prophecy sozusagen Zuhause, wer von der richtigen Seite zum Kelterhaus läuft kommt sogar ein paar Blocks weiter am Schaufenster vorbei. Natürlich ist keiner da, denn die Belegschaft ist schon im Kelterhaus beschäftigt. Im Endeffekt waren bestimmt 500 Fans oder mehr da.
Einlass sollte um 13:30h sein und eigentlich sind wir auch etwas zu spät. Es geht dann aber eine halbe Stunde später erst los und bevor man um etwa 14:30 in den Saal gelassen wird hat man noch Zeit sich den Prophecy Merchandise-Stand und die Verpflegungsecke anzusehen. Aber einfach mal schnell ein Bierchen holen ist nicht, erst muss man sich Pfandmarken besorgen. Im bestuhlten Saal ist erfreulicherweise Rauchverbot, die Fenster sind abgedunkelt und diverse Kameras stehen bereit. Ob es wohl demnächst eine DVD von diesem Nachmittag und Abend geben wird?
Der Saal füllt sich für diese Uhrzeit überraschend schnell und so gibt es auch bald keine Sitzplätze mehr. Viele zu spät kommende müssen am Rand, in den Gängen oder auf dem Boden sitzend Platz beziehen. Bei dem Eintrittspreis hätte ich es allerdings erwartet, dass man nur so viele Karten verkauft, wie man auch Sitzplätze anzubieten hat. Aber man kann wohl nicht alles haben und abends sah das ganze dann ja wieder besser aus. Zumal dann einige auch keine Lust mehr hatten.

Los geht es um kurz vor 15h mit den Finnen SUBAUDITION, die eigentlich eine knappe halbe Stunde hätten spielen sollen. Da ich die Band vorher nicht kannte hatte mich kurz auf der Prophecy-Seite schlau gemacht und dort in "Raindrops" reingehört. Der Song gefiel mir auf Anhieb und stellte einen besonderen Anreiz da, relativ pünktlich da sein zu wollen. Rope Niemelä und Antti Korpinen haben an diesem Nachmittag Verstärkung, so dass sie das Publikum mit Keyboard, Akustikgitarre und einer sanften E-Gitarre überraschen können. Die Jungs sehen total brav aus, wie man sich Finnen so vorstellt, mit Strickpulli überm Hemd. SUBAUDITION wissen aber durchaus mit ihrer tiefen, emotionalen Musik und nicht zu letzt auch durch Antti's klaren Gesang zu überzeugen. Ein bisschen muss ich da an OPETH denken. Man stelle sich vor OPETH würden auf ihre harten Riffs verzichten und noch sanftere Musik als auf der "Damnation" machen... Leider war dieser Auftritt mit schlussendlich einer guten halben Stunde ziemlich kurz.

Setlist SUBAUDITION:

  • Raindrops
  • The Alms Of The Sun
  • Now That We've Spent All The Light
  • A Golden Staircase
  • Undenied (PORTISHEAD Cover)
  • (a new, yet untitled song)

Subaudition Subaudition

Weiter geht es dann mit NEUN WELTEN und etwas Verzögerung beim Umbau und Soundcheck um etwa 15:40h. Soviel Musiker und Instrumente wollen schließlich richtig aufeinander abgestimmt und eingestellt werden. Neun Welten sind eine junge 5-köpfige Gruppe von Musikern aus der Gegend um Halle/Leipzig, die für diesen Abend ebenfalls Verstärkung (Bass und Gesang) mitgebracht haben. Die atmosphärische Musik wird zusätzlich mit Naturaufnahmen, die auf eine Leinwand projiziert werden, untermalt. NEUN WELTEN, haben sich - wie der Name der Band und auch die Namen der Songs vermuten lassen - der nordischen Mythologie verschrieben. Die Musik ist mal ruhig, mal lauter - eben, wie die Natur, unberechenbar. Darum wechselt man hier immer mal wieder im Einklang instrumentale Phasen mit Flüstern und Sprechgesang, gibt hier und da den Grunzgesang von Gastsänger Alex dazu, betört dann wieder mit lieblichem Frauengesang und zauberhaftem Geigenspiel oder Flötenklängen. So ernten dann NEUN WELTEN auch verdient eine Menge Beifall vom Publikum.

Setlist NEUN WELTEN:

  • Nebelland
  • Walden
  • Heidenacht
  • Midsommer
  • Auf kargem Fels
  • Svartalfheim
  • Valg

Neun Welten Neun Welten

Als letzte Band des Nachmittags und eindeutiges Highlight schaffen es auch DORNENREICH das Publikum zu begeistern. Kurz vor fünf nehmen Eviga und Thomas Riesner ihre Plätze auf der Bühne ein. Und so kehrt Eviga mit DORNENREICH nach über fünf Jahren Bühnenabstinenz mit diesem wundervollen unplugged Auftritt zurück. Anders als gewohnt präsentiert man so dem Publikum DORNENREICH mittels Akustikgitarre, Percussions (ein paar Glöckchen), Geige und Stimme. Als dann wirklich alles passt und Perfektionist Eviga seine Gitarre gestimmt und den Stuhl zurecht gerückt hat geht es endlich mit "Der Hexe Flammend Blick" los. Im Vergleich zu den Studioalben sind DORNENREICH an diesem Nachmittag nicht ganz so laut, aber dafür ist die Stimmung nicht weniger mitreißend (oder sollte ich hinreißend schreiben?). Neben einer Reihe von bekannten Stücken der letzten Alben, bekommen wir auch Stücke "eines zukünftigen Albums" zu hören, davon sind auch einige, zumindest in dieser Fassung, instrumental. Schöne Melodien, abwechselnd der Sprechgesang, das Flüstern und Schreien von Eviga, dazu das Geigenspiel von Thomas Riesner - der schon auf "Her Von Welken Nächten" zu hören war - machen diesen Auftritt zu einem sehr intensiven Erlebnis. Inzwischen ist es dann auch ganz schön heiß im überfüllten Saal und damit alles perfekt bleibt muss Eviga zwischendurch ein paar mal sein Instrument stimmen. Eigentlich hätte dieser Nachmittag dann mit "Reime faucht der Märchensarg" zu Ende gehen sollen, hätte das Publikum es zugelassen, das da so herzlichen Applaus spendierte und schließlich nacheinander aufsteht, um dem noch weitere Anerkennung hinzuzufügen. Sichtlich gerührt gibt es dann noch mal eine Extrazugabe mit der wir in die Pause entlassen werden.

Setlist DORNENREICH:

  • Der Hexe Flammend' Blick
  • Bolero
  • Der Hexe Nächtlich' Ritt
  • Dreamy Folker
  • Innerwille Ist Mein Docht
  • Of Neofolk
  • Meertragik
  • Mein Publikum
  • Drang
  • Reime faucht der Märchensarg
  • Urig
  • Silent Folker

Dornenreich Dornenreich

Bevor es dann um kurz nach 20 h endlich weiter gehen sollte, gibt es erst einmal die Möglichkeit sein Geld beim Prophecy-Stand anzulegen, wo es echte Hammerpreise für CDs und Merchandise gibt, oder sich nach etwas Essbarem umzuschauen. Wer am Essensstand im Kelterhaus nicht fündig wird, muss nur vor die Tür und ein paar Schritte gehen um gute, deutsche Küche zu genießen. Der Fast-Food-Chinese und der Italiener sind ebenfalls ziemlich schnell belagert. Für alle, die noch nicht genug haben, gibt es im Konzertsaal eine Vorab-Listening-Session der neuen Stücke des im November erscheinenden EMPYRIUM-Albums "A Retrosprective..." mit anschließendem Vorabverkauf. Außerdem hat man bei den Autogrammstunden die Möglichkeit seine Lieblingsbands zu treffen.

KLIMT 1918 kannte ich vorher auch nicht. Daher bin ich erst einmal erstaunt über ihr Äußeres, aber Prophecy ist ja für unkonventionelle Sachen bekannt. Der Gitarrist sieht aus als käme er von einer italienischen Modeschau - mit silbernem Glitzerhemd, roter Krawatte, Baggypants und einer "überschicken" Mütze! Aber man sollte sich ja nicht an Äußerlichkeiten aufhalten. Die Musik ist beeindruckend, mitreißend und irgendwie total frisch, auch wenn mir KLIMT 1918 zuvor als "doomig" beschrieben wurde. Einziger Kritikpunkt ist die hohe Stimme des Sängers, die vielleicht manchmal ein wenig zu hoch ist und knabenhaft wirkt. Aber ansonsten ist das wirklich ein gelungenes Konzert, das nicht zu lang und nicht zu kurz ausgefallen ist.

Setlist KLIMT 1918:

  • Intro
  • They Were Wed By The Sea
  • Snow Of 85
  • Rachel
  • Nightdriver
  • Because Of You
  • That Girl
  • Parade Of Adolescence
  • Sleepwalk In Rome

Klimt 1918 Klimt 1918

DARK SUNS sind vom musikalischen Können her definitiv die beste Band nach der Pause. Die Musik selbst erinnert allerdings sehr stark an OPETH. Wer OPETH nicht mag, wird hier also nicht wirklich mitgerissen. Auch wenn es anfangs beeindruckend ist, dass der Drummer singt, hätte man auf seine Ansagen zwischendurch verzichten können. Denn unterm Strich gibt es viel zu viel Gelaber darüber, dass man nicht so viel labern will... Sehr nervig, da hätte man sich besser aufs Musik spielen konzentrieren sollen, wie bzw. DORNENREICH oder die Finnen am Anfang!

Setlist DARK SUNS:

  • Intro
  • You, A Phantom Still
  • Her And The Element
  • Daydream
  • The Euphoric Sense
  • Patterns Of Oblivion

Dark Suns Dark Suns

SECRETS OF THE MOON haben leider einen recht schlechten Sound und sind ohne Snare im Blast Beat, mit matschigen Gitarren auch kein wirklicher Genuss. Die Songauswahl beschränkt sich zu sehr auf die neuen Songs, es wird nichts von "Stronghold Of The Inviolables" und stattdessen zu viel vom irgendwie trockenen und sterilen neuen Album gespielt und das auch nicht mal berauschend. Die Breaks sind unsauber, wenn man schon viele Breaks einbaut sollten diese auch sauber und wirklich leise sein, dann darf auch keine Gitarre nachklingen. Die Songs von "Carved In Stigmata Wounds" sind dafür mitreißender als der Rest, wobei allerdings Publikumsanfeuerungen nicht wirklich zur ernsten Thematik des Albums passen. Ich habe nicht erwartet, dass SECRETS versuchen Party zu machen, da hilft auch die hübsche, romantische Bühnendeko nicht drüber weg. Außerdem sind die Jungs überhaupt nicht geschminkt wie zu früheren Zeiten. Sehr, sehr schade, dass sich die Band nicht weiter auf den dunklen beschwörenden Wegen der Einzigartigkeit von "Strongholds..." und "Carved..." bewegt!!!

Setlist SECRETS OF THE MOON:

  • Intro
  • Exit Ghost
  • Ordinance
  • Bleakstar
  • Medley (Cosmogenesis, To The Ultimate Embers And Ash, Miasma)
  • Seraphim Is Dead
  • Lucifer Speaks

Secrets Of The Moon Secrets Of The Moon

Und so ging dieser Abend zumindest für uns zu Ende, denn für THE VISION BLEAK hatten wir leider keine Energie mehr übrig.

Setlist THE VISION BLEAK:

  • Intro
  • Kutulu
  • Deathship Symphony
  • Wolfmoon
  • Carpathia
  • Sister Najade
  • Secrecies in Darkness
  • Elizabeth Dane
  • The Grand Devilry
  • The Charm is done
  • The Curse of Arabia
  • The Lone Night Rider

The Vision Bleak The Vision Bleak

Fotos: Caroline Traitler

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