Greydon Fields – Der dritte Streich!

Greydon Fields


Die Ruhrpott Metaller Greydon Fields hauen diesen Frühling ihr drittes Album „Tunguska“ heraus und sind auch live recht aktiv. Da wir gerne Bands interviewen die nicht überall vertreten sind und diese Undergroundband uns gut gefällt, war es Pflicht mit Sänger Volker Mostert und Gitarrist Gregor Vogt ein Interview zu machen.

Gregor und Volker, wie geht es euch?

Gregor: Thorsten, alles bestens. Wir sind erleichtert, mit der Albumproduktion durch zu sein und total gespannt auf die Reaktionen der Leute. Wir hoffen natürlich, dass die Metalfans mit „Tunguska“ genauso viel Spaß haben wie wir. Und wir freuen uns auf das Interview mit Dir.

Blöde Frage: Aber ich weiß nicht, was es mit eurem Bandnamen auf sich hat, kläre mich bitte mal auf!

Gregor: Greydon Fields ist dieser mysteriöse, dunkle Ort, von dem man munkelt dass dort unaussprechliche Dinge geschehen. Auf unserem ersten Album „Room With A View“ kann man, wenn man genau hinsieht, den Wegweiser beim Blick aus dem Fenster erkennen. Das Haus vom Artwork steht direkt am Rande von Greydon Fields. Wer das komplette Artwork kennt, also nicht nur das Cover, weiß um die Frauengestalt, die direkt neben dem Fenster und auch auf den Klippen am Meer steht. Ist sie eine Gefangene des Ortes? Ist sie eine Hexe? Wir wissen es nicht.

Die dritte Scheibe von Greydon Fields ist nun da, inwiefern ist da ein Unterschied zu den beiden Vorgängern außer dem Gesang für euch zu hören?

Volker: Den Hauptunterschied sehe ich in der Produktion; statt in reiner Heimarbeit wie bei den beiden Vorgängern wurde „Tunguska“ im Studio unter der Regie von Micha Neugebauer aufgenommen. Von ihm stammen einige Anregungen bezüglich Gitarren-Arbeit aber auch zu den Gesangs- Arrangements. Jetzt klingt alles insgesamt etwas ausgereifter und „fülliger“.

Gregor: Was das Songwriting als solches angeht, sind wir aus meiner Sicht viel abwechslungsreicher geworden. Eingängige Stampfer wie „Sole Survivor“ stehen neben beinharten, schnellen Thrashern wie „The Walking Dead“ oder Dampfwalzen wie dem Titelsong. Außerdem habe ich auf „Tunguska“ versucht, dem Volker mehr Raum für den Gesang zu geben. Sowas bringt mehr Freiheiten für Gesangslinien. Das war für mich ein Lerneffekt aus den beiden letzten Alben. Halt Dich mit der Gitarre zurück wenn gesungen wird und gib Gas wenn Du dran bist. Vielleicht klingt „Tunguska“ dadurch auch etwas straighter. Produktionstechnisch sind sowohl „Room With A View“ und „The God Machine“ bei uns im Proberaum entstanden und wir haben die fertigen Tracks dann zu Dennis Köhne, einem Audioengineer, geschickt. Dieser hat unter anderem auch schon mit Sodom und The Very End zusammengearbeitet. Insofern waren auch die ersten beiden Produktionen in einem professionellen Rahmen. Mit Michael Neugebauer vom Rock & Soul Studio haben wir für „Tunguska“ nun aber neben dem reinen Recording, Mix und Mastering auch einen Produzenten hinzugezogen, der einen objektiven Blick auf das Songwriting werfen sollte. Micha ist selbst Musiker und Songwriter bei der Band The Atrium und bei Wicked Disciple, der Band unseres alten Sängers Ted. Glücklicherweise hatte er aber nicht allzu viel zu meckern was unsere Vorproduktion anging, war aber eine sehr große Hilfe bei der Umsetzung und den vielen kleinen und größeren Ideen, die nicht unbedingt direkt ins Auge fallen. Aber das sind ja Dinge, die eher im Hintergrund laufen und von den der „normale“ Musikhörer nicht unbedingt etwas mitbekommt. Oder die sich „nur“ in Form von: „Hey, das klingt aber geil!“ bemerkbar machen. Der deutlichste Unterschied zu den Vorgängeralben ist aber vor allem: Wir haben mit Patrick (Bass) und Marco (Drums) zwei neue Leute und super Typen an Bord, was sich auch auf den ganzen Produktionsprozess, vom Songwriting bis über die Aufnahmen ausgewirkt hat. Exzellente Musiker mit genauen Vorstellungen wie sie ihre Ideen in die Songs einbringen möchten. Das hat wirklich Spaß gemacht und uns zu einer super Truppe zusammengeschweißt. Dazu gibt es auf der Scheibe noch zwei geile Soli vom Ra’s Dawn Gitarristen Marek, Vocals von unserem alten Sänger Ted, sowie Geigen von Volkers Frau Cemile, die bereits auf „Vengeance“, dem Opener von „The God Machine“, zu hören war.

Gute Überleitung. Ihr habt nun auch mit Patrick und Marco zwei neue Leute an Bord, wo habt ihr die gefunden und was haben sie zur Scheibe und eurem Sound beigetragen?

Gregor: Nachdem erst unser Drummer und Gründungsmitglied Riccardo die Band verlassen hatte, und gut sechs Monate später auch Jochen, unser Bassist, der ja seit der „Room With A View“ dabei war, mussten wir uns erst einmal neu sortieren. Marco war ja zwischenzeitlich bereits als neuer Drummer dazugekommen und hatte einige Gigs mit uns gespielt. Ihn hatten wir über das Musiker „Dating“ Portal „Backstage Pro“ kennengelernt und uns direkt in ihn verliebt, hahaha. Volker und ich haben zu dem Zeitpunkt dann entschieden mit nur einer Gitarre weiterzumachen, was den Ingo, der zu der Zeit zweiter Gitarrist bei uns war, den Job bei GF gekostet hat. Sozusagen alles zurück auf null und kompletter Neustart. Patrick hatte zuvor mit einem Kumpel zusammen Mucke gemacht und ist irgendwann auf unsere Musikersuche aufmerksam geworden. Ursprünglich wollten wir sogar ihn und seinen Kumpel in die Band nehmen, was aber aus zeitlichen Gründen nicht funktioniert hat. Marco und Patrick sind für uns echte Glücksgriffe gewesen. Marco ist ein super tighter Drummer, mit vielen eigenen Ideen und ordentlich Punch an der Schießbude, und Patrick ist eigentlich Gitarrist, der für uns an den Bass gewechselt ist, aber auch wie ein Bassist denken und spielen kann. Das wird oft unterschätzt. Er hat tausend Ideen für Arrangements und Feinheiten, an die ich selbst nicht mal im Entferntesten denke. Aus dem Grund haben wir den Bass auf „Tunguska“ auch noch mehr Raum gegeben und ihn im Mix nach vorne gerückt.

Verkracht könnt ihr mit Ex-Sänger Patrick Donath ja nicht sein, der hat ja bei deinem Label auch sein Projekt Wicked Disciple unter Vertrag, war das eine Zeitsache?

Gregor: Also, damals als Ted noch bei uns war, bzw. zum Ende hin und auch danach, sind schon ordentlich die Fetzen geflogen. Danach war erstmal eine Zeitlang Funkstille und wir sind uns aus dem Weg gegangen. Ich schätze Ted aber als durch und durch ehrlichen und authentischen Menschen und Musiker. Bei ihm weiß man immer wo man dran ist auch wenn es einem nicht gefällt. Dafür bewundere ich ihn wirklich und wir sind da in gewisser Weise auf einer Wellenlänge. Das Ganze brauchte aber nach dem Greydon Fields Split eine Weile und nun ist alles wieder gut. Die Songs seiner Band Wicked Disciple finde ich durch die Bank großartig und von daher war es für mich ganz selbstverständlich, die Scheibe über Roll The Bones Records zu veröffentlichen. Darüber hinaus ist er ja nun auch auf dem neuen Album bei „Dancing On Our Graves“ im Duett mit Volker zu hören. Da schließt sich der Kreis wieder einmal.

Die schicken Artworks macht ja immer der Björn Goosses, dieses Mal geht es ja in eine ganz andere Richtung. Erzähl doch mal was es mit dem Titel „Tunguska“ auf sich hat!

Volker: Die Idee zu dem Songtitel kam mir, als wir im letzten Sommer in Kirgistan waren. Dort wurde mir von einer mysteriösen Leuchterscheinung berichtet, die für einige Minuten die Nacht zum Tage machte. Das hat mich an einen Artikel über das Tunguska-Ereignis erinnert, das sich im Jahr 1908 in der sibirischen Taiga abgespielt hat. 60 Millionen Bäume wurden dabei umgeknickt und der Feuerschein und die Druckwelle waren in 500 km Entfernung wahrnehmbar. Es war vermutlich ein Asteroid oder Komet, aber es wurde nie ein Einschlagkrater gefunden. Ich habe Björn von Killustrations dieses Szenario geschildert und ihm den Vorschlag mit den Bären und dem Asteroiden gemacht. Er hat das wieder mal fantastisch in Szene gesetzt.

Wenn ich euch als schnörkellosen Metal bezeichne, fühlst du dich mit der Bezeichnung wohl?

Volker: Stimmt schon, bei uns gibt es nicht viele Schnörkel in Form von abgefahrenen Tempowechseln oder komplexer Rhythmik. Die Nummern sind doch überwiegend ziemlich straight. Das können wir gut, da fühlen wir uns wohl.

In Sachen Songwriting macht Greg ja den Löwenanteil, aber auch die anderen Bandmitglieder haben etwas beigetragen. Viele Musiker sagen es ist besser wenn nur einer oder zwie die Richtung vorgeben, wie seht ihr das und wie lief das bei euch?

Volker: Beim Album „The God Machine“ hat Greg zu 100% die Musik geschrieben und ich habe alle Gesangslinien dazu beigesteuert. Das war diesmal ein bisschen anders, weil unser Bassist Patrick einen kompletten Song (The Island) und zwei Intros komponiert hat. Mit „Dancing On Our Graves“ ist diesmal auch ein Song dabei, für den Greg die Musik und den Text geschrieben hat. Ich denke, es ist normal, dass Gitarristen die Musik schreiben und die Sänger die Texte dazu. Patrick spielt aber auch Gitarre und kann in Zukunft bestimmt noch mehr Songs auf Kiel legen. Wenn sowas wie „The Island“ dabei herauskommt, ist das natürlich ein großer Wurf für uns. Die Frage, wer wie viel beigetragen hat, wird erst dann interessant, wenn man mit der Musik Geld verdient. Das ist bei uns nicht wirklich der Fall.

Gregor: Zu dem ist es ja auch so, dass alle Bandmitglieder an der finalen Version beteiligt sind. Selbst wenn ein Song von mir ist, klingt er ja erst richtig gut, wenn Alle ihre Ideen eingebracht haben. Das ist schon echtes Teamwork.

Hand auf Herz: Arbeit, Label, Band, Familie – andere brauchen dabei länger für die dritte Scheibe, wieso klappt es bei dir / euch?

Gregor: Vor allem: Man muss Spaß an der Sache haben, und natürlich auch die entsprechende Unterstützung seitens Familie. Zum Beispiel wenn ich abends 30 Minuten im Homestudio ankündige und dann doch für 2 Std verschwunden bin. Ich muss auch nicht jeden Abend vor der Glotze sitzen, sowas kostet unglaublich viel kreative Zeit. Da schreibe ich lieber mal nen neuen Song oder erledige die Dinge fürs Label.

Kann es sein, dass es in letzter Zeit auch mit Konzerten bei euch besser läuft und wie oft wollt und könnt ihr auf die Bretter dieser Welt?

Volker: So ein richtig regelmäßiger Gig-Rhythmus hat sich bei uns noch nicht etabliert, falls es sowas überhaupt jemals gibt. Ich würde gerne so alle 6-8 Wochen live spielen und da würden die drei anderen Jungs auch mitziehen. Auf eine mehrwöchige Tournee zu gehen würde wegen der beruflichen Verpflichtungen, die wir alle haben, ziemlich schwierig, auch wenn das bestimmt ein Riesenspaß wäre.

Gregor: Wir sind außerdem alle der Meinung: Klasse vor Masse. Öfter spielen wäre toll, aber nicht um jeden Preis. Handverlesene, aber dafür gute Gigs in professionellem Rahmen sind schon cool, wie letztens z.B. mit den Jungs von THE VERY END in der Zeche Carl in Essen.

Volker: Als nächstes (28.4.) machen wir z.b. unsere CD-Release-Party im Don’t Panic in Essen. Eine Woche später (5.5) spielen wir auf dem ACFM-Festival in Andernach. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, damit wir mal aus der unmittelbaren Nachbarschaft rauskommen. Vielleicht ergeben sich dadurch noch Möglichkeiten, auf anderen überregionalen Festivals zu spielen, das wäre eine tolle Sache.

Was habt ihr sonst noch geplant mit der Band?

Gregor: Langfristig natürlich die Weltherrschaft (lacht). Im Moment sind wir aber einfach total gespannt auf die ersten Reaktionen zum neuen Album und die Reviews der Metalmagazine. Gleichzeitig bereiten uns auf die anstehenden Gigs vor. Dann ist für 2018 noch ein Video in der Diskussion. Und Ideen für neue Songs gibt es auch schon. Du siehst, es wird nicht langweilig und man muss sich sogar manchmal zügeln um nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen. Wir sind jedenfalls unter kreativem Volldampf und es ist auch weiterhin mit uns zu rechnen!

Das sind doch gute Aussichten.

"Ein Gitarrenriff sollte nie länger sein, als es dauert, eine Bierflasche zu köpfen.“ Lemmy Kilmister (Motörhead)